Warten

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Es waren jetzt schon drei Wochen vergangen in denen nichts passiert war.
Die Wunde an meinem Arm heilte nur langsam und entzündete sich immer wieder.
Die Zwillinge hatten einen Patronus ihrer Mutter erhalten, ihnen ging es gut.
Von Harry, Hermine und Ron fehlte jegliche Spur.
In dem alten Haus hatten wir nach unserer Ankunft, Vorräte mit neuen Klamotten und alles was wir sonst noch brauchten, gefunden.
Wir standen in regelmäßigen Kontakt zu anderen Ordensmitgliedern und empfingen den Radiosender der Hogwartsschüler.
Da es schwer war unterzutauchen und dennoch auf dem Laufenden zu bleiben, verrieten die verschiedensten Schüler die Namen vermisster Zauberer und Morden an Muggelfamilien.
So fiel es einigen einfacher, sich nicht all zu viele Sorgen um ihre Liebsten zu machen.

Die alte Uhr an der Wand gegenüber zeigte drei Uhr nachts.
Ich schlief wenig in letzter Zeit. Ich hatte Angst um Ginny, welche nach Hogwarts zurückgekehrt war.
Außerdem schmerzte meine Wunde.
Ich erhob mich stöhnend aus meinem Bett und lief die alte Holztreppe hinunter.
In der Küche griff ich nach dem Murtlap Fläschchen und tröpfelte die schmerzlindernde Essenz auf meine Wunde.
Es brannte wie verrückt und ich biss mir so stark ich konnte auf meine Unterlippe um die Zwillinge nicht zu wecken.

Nach ein paar Sekunden verstrich der Schmerz und ich schnappte mir ein Glas.
Mit meinem unverletzen Arm drehte ich den Hahn der Spüle auf und betrachtete das Wasser.
Je mehr ich es ansah, desto unklarer wurde mein Blick.
Die Welt schien vor meinen Augen zu verschwimmen.
Ängstlich ließ ich das Glas los und griff nach der Kante des Küchenregals.
Die Glassplitter füllten den Fliesenboden mit einem enormen Lärm.
Erfolglos versuchte ich meinem Blick etwas Klarheit zu verschaffen.
Mein Griff um die Kante verstärkte sich.
Nur dumpf nahm ich die besorgten Rufe der Zwillinge war.
Immer wieder drohte ich das Bewusstsein zu verlieren und hielt mich dann im letzten Moment.
Wenn ich fiel, würden die Glassplitter durch meine Haut stechen, also klammerte ich mich an die Armatur.
Verzweifelt versuchte ich zu rufen, doch meine Stimme wurde erstickt.
Der Versuch den Splittern zu entkommen, gelang mir ebenso wenig.
Ich blinzelte ein paar mal und meinte einen der Zwillinge in der Küchentür zu erkennen.
Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment knickten meine Beine ein und ich fiel.
Der Junge fing mich auf, hob mich hoch und brachte mich zum Sofa.
Ich war nicht ohnmächtig, nur gehorchte mir kein einziges meiner Körperteile.
Ich spürte wie mir etwas Wasser eingeflößt wurde und sich mein Blick etwas klärte.
Die besorgten Zwillinge knieten vor mir und Fred hielt meine Hand.
"Was war das denn?" fragte er.
Ich schüttelte ahnungslos den Kopf.
"Alles ein bisschen viel." flüsterte ich mit rauer Stimme.
"Wir bringen dich hoch." sagte Fred gefühlvoll.
Er trug mich die Treppe hinauf und wollte mich in mein Zimmer bringen, doch ich klammerte mich nur enger an ihn.
"Ich möchte nicht alleine sein." sagte ich mit erstickter Stimme, erfolglos versuchend meine plötzlichen Tränen zurückzuhalten.
Erschrocken sah mich der Junge an.
"Wir tauschen." sagte George dann, gab mir einen Kuss auf die Wange und schloss meine Zimmertür hinter sich.

Fred lag auf der anderen Seite des Raumes in seinem Bett. Er schlief nicht.
"Fred?"
"hmh."
"Kann ich bitte zu dir kommen?"
Ohne eine Antwort stand der Rotschopf auf und kletterte zu mir unter die Decke.
"Ich hab Angst." sagte ich leise.
"Ich auch." gab Fred zu.
"Aber wir schaffen das."
Ich atmete einmal tief ein und aus.

Ich spürte seinen warmen Arm um meine Hüfte und seinen Atem in meinem Nacken.

Ich drehte mich langsam zu ihm um.

"Bist du sicher das wir nicht versagen?" ich sprach gegen seine Lippen, Zentimeter von ihnen entfernt.
"Niemand weiß wo Harry ist.
Oder Hermine und Ron. Ginny ist in Hogwarts. Zusammen mit Neville, Luna, Seamus, Dean uns so vielen anderen. Ihnen werden die drei unverzeilichen Flüche gelehrt. Sie müssen den Cruciatus Fluch bei Erstklässlern anwenden. Woher sollen wir wissen wann wir handeln sollen? Fred, ich hab Angst! "
Meine letzten Worte wurden immer lauter und verzweifelt blickte ich in seine haselnussbraunen Augen.
"Ich werde mein bestes geben um dich zu beschützen." seine Stimme hallte ruhig in meinen Ohren wieder.
"Und wir werden es definitiv erfahren wenn es soweit ist. Wir schaffen das. Glaub an uns. Glaub an Harry."
Er griff nach meinen unglaublich kalten Händen.
Aufmunternd lächelte er mir zu, doch ich öffnete meinen Mund und wollte erneut anfangen meine Bedenken auszusprechen.
"Amber, bitte." unterbrach mich mein Freund.
"Je mehr du darüber redest, steigerst du dich auch hinein. Hab einfach Vertrauen." sagte er.
Doch ich hörte nicht.
Ich plapperte immer weiter und schien mich von neuen Ängsten zu überzeugen.
Verzweifelt sah mich Fred an.
Ich redete immer weiter und weiter, doch irgendwann wurden meine Worte von seinen Lippen verschluckt.
Er küsste mich und ich erwiderte den Kuss ebenso verzweifelt wie er es war.

dear freddieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt