(1) Klasse 1-2

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Dass ausgerechnet die Volleyballfreaks nebeneinander sitzen würden... Was für ein Zufall.

Ich hielt mein Kinn in der Hand gestützt und warf meiner neuen Nachbarin für das erste Schuljahr an der Oberschule einen unscheinbaren Seitenblick zu. Ohne dabei den Kopf zu drehen, musterte ich sie von Stirn bis zur Taille: Sie war ein hübsches Mädchen, daran gab's nicht zu rütteln. Ihre voluminösen, dichten Wimpern umrandeten ihre großen Augen. Sie gaben diesen eine noch schönere Form. Bisher hatte sie ihre H/F Haare mal offen, mal zu einem Zopf getragen, aber immer sehr natürlich. Nie hatte sie sie übertrieben frisiert oder trug seltsame Accessoires wie übergroße Schleifen, was gerade Trend zu sein.

Unsere Schuluniform war ihr wie den meisten Mädchen, etwas zu groß. Es war aber auch ein unausgesprochenes Gesetz, dass man damit zu verhindern versuchte, dass andere, sprich wir Jungs, von sich abzeichnenden Körper-konturen abgelenkt würden oder die Mädchen deswegen belästigen könnten. Der leichte Oversize stand ihr allerdings. Es ließ sie lässiger wirken. Niedlicher.

Und typisch für eine Volleyballspielerin auf einer Angriffs-position besaß N/N lange Beine, die unter dem Saum ihres dunklen Rocks hervorblitzten. Gerade hielt sie diese von sich ausgestreckt, so dass unter dem Pult ihre strammen Waden hervorragten und sich ansehnlich präsentierten. Das tat sie öfters, da die Stühle, auf denen wir saßen, so unbequem waren. In solch einem Moment konnte man auch ihre schmalen Fesseln sehen, die in den dunklen Kniestrümpfen versteckt lagen.

Manchmal überkreuzte N/N im Unterricht ihre Beine, manchmal ließ sie ihre Füße immer mal wieder nach außen baumeln oder saß für ein Mädchen ein bisschen zu breit-beinig da.

Genauso bekam ich ihr Gähnen mit, das versucht leise erklang. Es war die erste Stunde und englische Grammatik war nicht gerade N/Ns liebste Beschäftigung. Nur Mathe ließ sie noch miesepetriger aussehen.

Ich musste schmunzeln und versteckte dies hinter meiner Hand, die meinen Mund verdeckte. Das waren alles Dinge, die ich jeden Tag ohne viel Mühe beobachten konnte. Einfach, weil sie neben mir saß.

Ich konnte verstehen, dass einige Jungs gleich ab dem ersten Schultag ein Auge auf sie geworfen hatten: Sie wirkte interessant. Wirkte anders als die anderen Mädchen, welche mit ihrem Kichern in der Pause nervten oder sich für besonders schön hielten.

Doch N/N schien nichts von den Annäherungsversuchen der männlichen Klassengemeinschaft zu bemerken oder... wollte es nicht? Vielleicht gehörte sie zu denen, die blind für die Avancen anderer war? Ein, zwei böse Zungen warfen ihr Arroganz vor, aber das glaubte ich nicht.

Mein Blick richtete sich wieder nach vorne an die Tafel, und ich nahm meine Notizen zur englischen Grammatik auf, die ich kurz unterbrochen hatte, weil der Lehrer den Stoff so sterbenslangweilig vermittelte, dass auch ich drohte, einzuschlafen. N/Ns Gähnen war also mehr als berechtigt gewesen.

*

Uns erlöste die Pause eine Viertelstunde später und ich erhob mich rasch, um mir aus der Cafeteria etwas zu essen zu holen oder einen kalten Kaffee aus dem dortigen Ge-tränkeautomaten zu ziehen. Das Koffein könnte mir nicht schaden. Vielleicht half es mir, wacher zu werden und den Schultag besser zu überstehen.

„Ehm... Kuroo-san?", hielt mich N/Ns Stimme allerdings zurück, bevor ich den Klassenraum verlassen konnte, und ließ mich überrascht zu ihr sehen.

Sie saß noch an ihrem Pult und machte auf mich den Eindruck, dass ihr etwas Unbehagen bereitete. „Ich glaub, ich habe mein Textbuch für Japanisch zu Hause vergessen... Kannst du mir vielleicht deins leihen? Ich geb's dir nach der Pause gleich wieder!"

Sie verdutzt anguckend, da meine Nachbarin ein etwas verlegenes Lächeln auf den Lippen trug, zuckte ich nur mit den Schultern. Ich beugte mich zu dem Ablagefach unter meinem Pult, zog das richtige der drei sich dort befindlichen Bücher hervor und reichte es ihr. „Klar. Kein Ding."

Katze & Schwalbe - (B-Side: Kuroo Tetsurou)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt