Kapitel 3 - Zuhause

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Ich schätze dass es ungefähr vier Uhr Morgens war, als ich endlich das Familienhaus erreichte. Unterwegs habe ich noch einen Halt an einem Supermarkt gemacht und einige Flaschen Wasser sowie eine Tüte Popcorn mitgehen lassen. Am Ende konnte ich kaum mehr laufen und als ich die Haustür erreichte und den Ersatzschlüssel hervorhole, stolperte ich blindlinks durch das Haus. Ich rufe nach meinen Eltern, aber als niemand antwortet gehe ich in mein Bett und ziehe die Decke über meinen Kopf. In nicht einmal zwei Minuten schlafe ich tief und fest ein. Irgendwann gegen Nachmittag wache ich durch mein Bauchknurren auf und laufe in meinen Kleiderschrank. Ich habe mich mit der blutverspritzten Kleidung ins Bett gelegt und sollte etwas anderes anziehen, aber mein Kleiderschrank ist fast wie leergefegt. 

Ich schnappe mir ein großes Oberteil, welches noch in einer Ecke liegt und laufe nach unten. Ich ziehe mir die Uniform aus und lasse sie im Waschbecken einweichen. Ich suche in einer den Schubladen nach dem Schlüssel für die Vorratskammer. Da diese immer doppelt abgeschlossen ist wegen dem Weinkeller hintendran, wurde diese nicht geplündert. In der Küche versuche ich den Herd anzuschalten, was nicht funktioniert. Der Kühlschrank ist ausgefallen und es scheint nichts Elektronisches zu funktionieren. 

Ich laufe raus in den Garten und baue Vaters Holzkohlegitter auf. Ich werfe einen Anzünder in die Schale und ein wenig Kohle und lege das Gitter obendrauf. In der Küche schnappe ich mir einen Topf und hole aus der Tiefkühltruhe ein Stück eingefrorenen Braten. Er scheint noch ganz gut zu sein und aus der Vorratskammer schnappe ich mir eine Dose Erbsen und eine von Onkels alten Whiskyfalschen. Ich denke er wird wohl nichts dagegen haben. Mit einem Drink setze ich mich an das Feuer und nehme mir einen Stift und ein Papierblatt zur Hand. Ich kann hier zwar noch eine Weile bleiben, aber ich sollte mich auf die Suche nach meinen Freunden machen. Ich meine es gibt diese Spiele und wir waren acht Spieler bei dem Kreuz Spiel. Die Chance, dass jemand noch am leben oder auch in dieser Parallelwelt festsitzt, ist einfach zu groß, um sie zu ignorieren.

Ich schreibe einige Sachen auf den Zettel und rühre immer wieder das Fleisch mit der Erbsenbrühe um. Bis jetzt habe ich mir folgende Dinge notiert: Eine Taschenlampe und ein Satz Batterien, einen kleinen Block auf welchen ich kurze Nachrichten hinterlassen kann, einige Konservendosen zum Essen, ein paar Flaschen Wasser die ich immer wieder füllen kann. Ein Armband, welches mir meine Großmutter geschenkt hat, das Armeemesser meines Vaters, ein kleines dünnes Messer und noch eines in Reserve. Dazu kommen eine kleine Decke, einige kleine Dinge zur Beschäftigung und meine Zahnbürste. Alles müsste in meine Sporttasche passen, damit lassen sich die ganzen Sachen am besten transportieren. 

Ich trinke noch einen kräftigen Schluck Whisky und starre in der Gegend herum. Wenn meine Eltern nicht hier sind in dieser ... Spiegel- oder Parallelwelt, sind sie in Sicherheit. In der normalen Welt. Aber würden sie merken, dass ich weg bin? Oder dort steht die Zeit solange gefroren, vielleicht bin ich ja auch tot. Aber dann währen diese Spiele um Leben oder Tod irgendwie sinnlos. Ich glaube genug zu verstehen, um erst einmal nicht zu sterben. Bei dem nächsten Spiel werde ich vielleicht jemanden treffen, der ein wenig mehr weiß.

Als es plötzlich komisch riecht, springe ich schnell auf und hole den Topf aus dem Feuer. Das Essen ist am Boden ein wenig verbrannt, aber das macht mir nicht. Ich laufe in die Küche und schöpfe das Essen auf einen Teller und fange an zu essen. Ich habe gar nicht gemerkt, wie hungrig ich eigentlich war. Aber wenn ich so darüber nachdenke, war meine letzte richtige Mahlzeit Vorgestern . Am Tag eines Spieles essen wir Cheerleader eigentlich nie etwas richtiges, weswegen es schon zwei Tage her ist.

Ich beschließe noch ein wenig zu trinken, meine Sachen bereitzulegen und dann noch eine Runde schlafen zu gehen. Ich fühle mich immer noch nicht ganz fit und die Kaffeemaschine funktioniert wie fast der ganze Rest des Hauses nicht mehr. Meine Cheerleader-Uniform hole ich aus dem Wasser heraus und hänge sie zum trocknen einfach in das Wohnzimmer. Ich räume aus meiner Sporttasche die ganzen Sachen und mit einem genervten Blick auf mein Handy, schmeiße ich es einfach in eine Ecke. Ich mache es mir auf der Couch gemütlich und schlafe irgendwann einfach ein.  

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt