Nächtliche Geständnisse

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In dieser Nacht machte ich kein Auge zu, was zum einen Teil an den Schmerzen lag, die mir diese lästige Kopfwunde noch immer bereitete und zum anderen Teil daran, dass es sich falsch anfühlte in diesem Bett ohne Tony zu liegen - wir hatten es doch sonst immer geteilt. Überall hing sein Duft und ich hatte mich in dieser Nacht einige Male umgedreht und nach seinem warmen Körper getastet - doch jedes Mal ging der Griff ins Leere.
Entnervt setzte ich mich auf und griff nach meinem Morgenmantel, der am Bettende lag. Ich zog mir den flauschigen Stoff über und tappte auf nackten Füßen leise in den Wohnbereich, wo ich eine ganze Weile rastlos auf und ab lief, bis ich schließlich vor einem der Fenster stehenblieb und ins Dunkle nach draußen starrte.
"Alles okay Mona?" ertönte die leise Stimme Rhodeys vom anderen Ende des Raumes und ließ mich aufschrecken. "Rhodey" tatsächlich hatte ich nicht mit ihm gerechnet und scheinbar war mir dies anzusehen, denn er hob entschuldigen die Hände und kam näher.
"Ich wollte dich nicht alleine lassen und deshalb hab ich mich hier im Gästezimmer breit gemacht" erklärte er leise und schenkte mir ein ehrliches Lächeln. Rhodey... Ob Tony eigentlich je bewusst war, welch fantastischen Freund er  - wir  - in unserem Leben hatten?
Ich bemühte mich verzweifelt um ein Lächeln, spürte jedoch wie mir die Tränen der Verzweiflung in die Augen stiegen. "Es... danke Rhod..." murmelte ich und fand mich in dem Moment an seiner Brust wieder, als sich die Tränen ihren Weg suchten und heiß über mein Gesicht strömten. "Shhh es ist okay" murmelte er und ließ sein Kinn auf meinen Kopf sinken, während ich haltlos zu weinen begann.
"Ach Rhodes..." schluchzte ich "Ich...". "Es ist okay, ehrlich. Auch du darfst mal weinen..." versicherte er mir und strich mir dabei beruhigend über den Rücken. "Ich habe mich schon gefragt wann du es endlich zulässt" gestand er leise und rückte ein wenig ab um mich erneut anzulächeln und mir ein verknittertes Taschentuch zu reichen, das er aus seiner Hosentasche geangelt hatte.
"Keine Angst, es ist frisch" versicherte er mir, als er meinen irritierten Blick bemerkte. Dankbar wischte ich mir die Tränen ab und bemühte mich erneut um ein schwaches Lächeln "Er fehlt mir so" schluchzte ich erneut.
Rhodey nickte langsam und folgte meinem Blick durch das Fenster in die Dunkelheit
"Wir finden ihn. Versprochen." wiederholte er und sah mich dabei ernst an. "Ich weiß... Ich hoffe nur..." ich ließ den Satz unbeendet, denn ich wagte nicht auszusprechen wovor ich wirklich Angst hatte. Ich wagte nicht einmal bewusst daran zu denken, was Tony passiert sein könnte und was geschehen würde, würde ich ihn nicht wohlerhalten wiederbekommen.
"Tony ist zäh, der hat schon so Einiges durchgemacht" Rhodey lächelte erneut "Hab ich dir mal erzählt, wie er dieses schrottige, zerfressene Ding aus seiner Brust geholt hatte? Ich schwöre dir, jeder Andere wäre sicher von innen vergammelt - aber Tony hat das Ding so selbstverständlich ausgetauscht als wäre es eine kaputte Socke" begann er zu erzählen. Schluchzend lachte ich auf "Nein davon wusste ich tatsächlich nichts... Pepper glaube ich auch nicht, denn sonst wäre sie ausgerastet". "Er muss dir unbedingt auch mal das Video von seinem ersten Flugversuch zeigen, das er in Malibu gemacht hat." fuhr Rhodey begeistert fort und gluckste "Er ist kopfüber in die Luft geflogen und mit dem Gesicht voran an die Mauer geknallt".
Dankbar für diese kleine Ablenkung bereitete ich uns Beiden Tee zu und ließ mich dann mit angewinkelten Beinen neben Rhodey auf das Sofa nieder.
Eine Weile starrten wir beide über unsere dampfenden Tassen hinweg ins Nichts bis ich schließlich erneut das Wort ergriff. "Danke Rhodey... Ich meine wirklich DANKE" ein trauriges Lächeln erschien auf meinem Gesicht als Tony's bester Freund nur nickte. "Ich glaube Tony weiß manchmal gar nicht was er an dir als Freund hat" bemerkte ich und nippte an meinem Tee "Nein... ich glaube er weiß es schon, er zeigt es dir nur nie" berichtigte ich mich kurz darauf.
"Das muss er nicht" entgegnete er leise "Ich denke das beruht auf Gegenseitigkeit". Ich lächelte still und nickte - ja Tony war mitunter etwas schwierig, doch er wusste stets auf wen er zählen konnte.
"Vielleicht sollte ich auch dir danken..." Rhodeys Worte überraschten mich und so blickte ich ihn mit erhobenen Augenbrauen an. "Du hast meinen besten Freund aus dieser Phase geholt, als kein Anderer es konnte. Er liebt dich so sehr Mona..." Die Worte des Mannes berührten mich zutiefst und ich schüttelte lächelnd den Kopf "Bring mich jetzt nicht wieder zum Weinen Rhodes...".
"Nun gut. Ich denke nur, du solltest dir darüber bewusst sein. Tony wird dich nicht einfach so verlassen".
Für einen Moment lang ließ ich Rhodeys Worte sacken und fragte mich insgeheim, ob er damit mich oder eher sich selbst beruhigen wollte. Klar war jedoch, dass selbst Rhodey sich um Tony sorgte und dies zeigte mir wieder mal sehr deutlich, wie ernst die Lage war.

Stressfull Mister StarkWhere stories live. Discover now