Kapitel 29 - Alte Freunde

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"Sayuuri, du glaubst gar nicht wie froh ich bin dich zu sehen!"

Ich bin zu überrascht, um etwas zu antworten oder ihre Umarmung zu erwidern. Ich bemerke, wie seltsam das aussehen muss, also tätschele ich ihr leicht auf den Rücken. Norikita, die letzte Person mit der ich gesprochen habe, bevor ich ins Borderland kam. Als sie sich nach einer Zeit wieder von mir löst mache ich mir ein kurzes Bild von ihr. Die Führungsrege hat mich dazu geholt, weil sie die selbe Uniform trägt wie ich damals. Sie hat eine kleine Schnittwunde am Arm, doch sonst scheint es ihr gutzugehen. Sie sieht mich mit ihren großen Bambi-Augen an und ich erkenne, dass sie erleichtert aussieht. 

Norikita war noch nie eine Einzelgängerin, sie hat sich immer mit so vielen Leuten wie möglich umgeben. Alleine im Borderland muss schrecklich für sie gewesen sein, besonders als die ganzen Leute verschwunden sind. Ihr Blick schwenkt  zu meinem Hals und meinen Armen zu den verblassten Wunden, doch ich schüttele nur unmerklich den Kopf und Lächele sie an. 

"Dann wäre das ja geklärt", lacht der Hutmacher und ich nicke ihm dankend zu, "Die Regeln habe ich ihr schon erklärt, vielleicht begleitest du sie zu unserem Lagerraum, damit sie sich Badekleidung aussuchen kann"

Gut, dadurch bekomme ich Zeit mit Norikita unter vier Augen zu reden. Ich muss sie davon abhalten etwas über mich zu erzählen und das könnte schwieriger werden, als man denkt. Norikita ist ein freundlicher und herzlicher Mensch, doch sie denkt manchmal einfach nicht nach. Besonders wenn sie trinkt erzählt sie gerne alte Geschichten. Das hat mich nie gestört, aber hier im Borderland kommt eine lose Zunge einem Genickbruch gleich. Ich deute ihr mit einem Blick mir zu folgen und als wir an die Tür kommen, lehnt sich Niragi ein wenig nach vorne.

"Ich stehe auf diese Uniform"

Ich verdrehe nur die Augen, doch meine Freundin lacht amüsiert. Ich versuche einen Schritt schneller zu laufen um zu verhindern, dass Norikita das Gespräch hier auf dem Gang beginnt. Der lockeren Haltung des Hutmachers und ihrer Reaktion nach kann ich erkennen, dass man ihr nicht drohen musste, damit sie hier bleibt. Vielleicht ist es auch besser sie in diesem Glauben zu lassen, bevor sie irgendetwas dummes anstellt. 

Im Lagerraum angekommen setze ich mich auf einen der Tische und beobachte, wie Norikita sich begeistert umsieht.

"Ich glaube einer meiner Träume wird wahr, und ich muss nichts davon bezahlen?"

"Nein, für nichts"

"Der Wahnsinn. Ich glaube wir werden hier ganz schön lange sitzen, wie soll man sich den bei so einer Auswahl festlegen?", redet sie begeistert los und schaut sich diverse Bikinis an, "Also diese Leute im Konferenzsaal entscheiden hier über alles?"

"So ungefähr. An erster Stelle steht immer noch der Hutmacher"

"Der schräge Typ im Bademantel?"

"Ja. Die anderen beraten ihn und treffen gemeinsam Entscheidungen oder lösen Probleme"

"Verstehe, und der süße Typ an der Tür?"

Ich glaube mir wird schlecht. Aber ich habe das schon kommen sehen, schließlich kenne ich Norikitas Männergeschmack.

"Niragi. Er gehört zum Militärtrupp, aber du solltest vorsichtig bei ihm sein"

"Sayuuri", lacht sie laut und schmeißt ein Oberteil nach mir, "Du hast dich kein bisschen verändert. In den Clubs meintest du auch immer, ich soll vorsichtiger sein. Erinnerst du dich noch an den Rocker an Silvester?"

Ich nicke nur und sehe ein, dass meine Warnungen sowie so nichts bringen werden. Sie hat ihren eigenen Sturkopf und wird nicht auf mich hören. Norikita wird sich hier im Beach wohlfühlen, sie war schon immer ein Freigeist. 

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