32 | ein weg.

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Bis zum Mittag vernebelte die Undurchsichtigkeit, zu der Robert Pierce mit Naomes einfachen Worten geworden war, Logans Verstand.

Als sie zu Pflege Magischer Geschöpfe lief und dem Gras bei seinem Tanz im Winterwind zusah, dachte sie an ihn. Als man zum Mittag in der Großen Halle Kartoffelgratin servierte, hielt sie nach ihm Ausschau. Und als sie mit Corben in ihrer Freistunde auf einer Bank im Innenhof saß, dem vereinzelten Platschen dumpfer Schneeregenflocken lauschte und halbherzig über mögliche Spielzüge der Slytherins sprach, lag es ihr auf der Zunge. Doch sie brachte es nicht über sich.

Viel zu omnipräsent hallten Naomes Worte durch ihren Hinterkopf. Rob ist nicht auf der falschen Seite. Und viel zu krampfhaft wollte sie das auch selber glauben.

Also hielt sie das Meer aus Möglichkeiten in ihrer Gedankenwelt versperrt und ließ stattdessen zu, dass Corben sie in seinen Bann zog, wann immer es ihm gelang, sie von den Erinnerungen an Freds piercendem Ausdruck loszureißen. Etwas, das sie selbst nun, zehn Tage später, nicht wirklich vergaß.

Dabei war der Frust schon lange aus seinem Ausdruck geflogen und auch Logans brodelnde Wut gegen die Zwillinge drohte zu versiegen. Auch, als sie noch am selben Tag in Zauberkunst quer durch den Klassenraum schielte.

„Sieht aus, als hätten sie ihr Nachsitzen gehabt", mutmaßte Naome und fiel auf ihren Sitzplatz. So tief, wie sich ihre Augenringe kerbten, hatte sie in der vergangenen Nacht wirklich nicht geschlafen.

Am anderen Ende des schmalen Raumes steckten Fred und George gemeinsam mit Lee Jordan die Köpfe zusammen. Allerdings lachte keiner von ihnen. Und die Hände der Zwillinge waren gemäß alter Gewohnheit in dicke Mullbinden bandagiert.

Als Professor Flitwick ihnen später auftrug, ein Weinglas in der Luft auszugießen und den Inhalt selbst aufzufangen, ohne etwas zu verschütten, verzogen beide Zwillinge allein beim Heben ihrer Zauberstäbe das Gesicht. Als Georges Glas dann später so schwungvoll herumwirbelte, dass es Cho Changs Glas nebenan zerbarst, lachte nicht einmal jemand.

Lediglich auf Freds Lippen zeichnete sich ein verräterisches Zucken.

„Vielleicht lernen sie ja aus ihren Fehlern", mutmaßte Anne, ohne den Blick von ihrem Weinglas zu nehmen. Undurchsichtig, was genau sie meinte.

An diesem Morgen hatte bloß sie wirklich wach ausgesehen und klammheimlich fragte Logan sich, ob es entweder an ihrem Himbeertee lag oder daran, dass sie sich in ihrer Gutmütigkeit um zu wenige Dinge Sorgen machte.

„Hast du mitbekommen, dass Naome noch ziemlich lange wach war?", fragte Logan, während Professor Flitwick Chos Umhang trocknete.

Jetzt zuckte Annes Iris von dem schwebenden Glas davon. Doch sie fing sich und erwiderte so leise, dass Naome, die sich mit Brixton gegenseitig Weinschlücke zuwarf, sie nicht hörte: „Ja. Sie hat was geschrieben."

„Wie, was geschreiben?"

„Ich weiß nicht." Anne ließ ihren Zauberstab sinken und zerrieb beiläufig einen blutroten Tropfen, der sich in ihren Locken verfangen hatte. „Ich fürchte, sie macht sich Sorgen um Rob. Er und sie haben sich früher immer Briefe geschrieben, musst du wissen. Bevor das alles zuende ging."

Als sie den Klassenraum keine zwanzig Minuten später verließen, hatten sie nicht bloß einen massigen Berg neuer Hausaufgaben bei sich, sondern Brixton auch eine vom Rotwein triefende Krawatte. Nachdem sein Glas doch noch mit dem von Naomes kollidiert war, hatte Flitwick ihnen glatte zehn Hauspunkte abziehen müssen.

„War doch alles gar nicht so wild", beteuerte Brixton und hinterließ eine tropfende Weinlache auf dem Korridorboden, als sie das Klassenzimmer verließen. „Nur weil -"

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt