Geradeaus

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Die Straße erstreckte sich ewig vor mir.

Rechts und links von mir war roter Sand mit ein paar Bäumen. Die Geräusche des Motors waren rhythmisch und schienen eine Melodie zu spielen. Fahrtwind kam zum Fenster herein und brachte die Hitze des Tages mit sich. 

Warum fuhr ich diese Straße entlang? Warum war ich nicht zuhause bei meinem Freund? Warum war ich allein hier und nicht mit ihm? 

Auf all diese Fragen hatte ich keine konkrete Antwort. Meine Gedanken kreisten einzig allein um die Straße und das Auto. Hier musste ich nicht über mich reden, musste mich nicht erklären, musste nicht sagen wer ich war. 

Meine Geschichte war der Straße egal. Wenn ich jetzt und hier Sterben würde, wäre dass der Straße, dem Auto, dem Sand und den Bäumen egal. Ich genoss das Gefühl unwichtig, unbedacht zu sein. Einfach ich.

Keiner redete schlecht über mich. Wer sollte auch, hier war ja niemand. Ich bekam nicht mit was in den Nachrichten lief da ich hier kein Empfangen konnte. Vielleicht hatte mein Freund eine Vermisstenanzeige rausgegeben oder er feierte gerade eine Party, weil ich endlich weg war. Entweder würden die Nachrichten voll von Trauerbekundungen sein oder voller Häme und Freude, dass ich von der Bildfläche verschwunden war. Dazwischen gab es nichts. 

Alle Menschen die ich kannte dachten nur in extremen. Entweder rechts oder links, entweder schwarz oder weiß. Doch was war, wenn man geradeaus wollte? Was war, wenn etwas grau war? All das existierte in ihrer Welt nicht. Wenn etwas nicht extrem war wurde es ausgelöscht. 

Nun war ich extrem gewesen in dem ich einfach verschwunden war. So konnte ich genau das machen was ich wollte, einfach geradeaus fahren ohne links oder rechts abbiegen zu müssen.

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Falls ihr Rechtschreibfehler findet sagt bescheid.

KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now