38 | pierce.

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Als Logan an diesem Abend den ravenclaw'schen Gemeinschaftsraum erreichte, war sie allein.

Nicht einmal Corbens Anwesenheit lag in der Luft und weil sie spekulierte, dass er sich entweder zu Rob in den Krankenflügel oder ins Bett geschlichen haben musste, entschied sie sich, für den ersteren Fall in den weichen Sesseln auf ihn zu warten. Doch während sie so dort saß, manisch in das bläuliche Feuer starrte und über die dunsene Erinnerungen grübelte, die dieser Abend war, überkam sie nicht nur schreckliche Müdigkeit, sondern auch die Erkenntnis, keine Erklärung zu haben. Und weil ihr von dem Aufprall gegen das Stuhlbein und dem Gespräch mit Dumbledore der Kopf schwirrte, huschte sie lieber doch ins Bett.

Sie war noch nie so schnell und konzentriert aus einem bloß sechsstündigen Tiefschlaf erwacht wie am folgenden Morgen. Als Naome und Anne sich in ihren Betten unter der aufgehenden Sonne regten, hatte Logan schon lange den Schlafsaal verlassen. Und weil zu dieser unpreislichen Uhrzeit glücklicherweise auch noch von Corben jegliche Spur gefehlt hatte, stand sie alleine vor den fest verschlossenen Türen des Krankenflügels und starrte auf die tiefen Zeichnungen im Mahagoniholz, während die Korridore um sie herum zum Leben erwachten.

Die Vorstellung, dass Rob dort hinter lag und schlief, gelangte nicht in ihr Bewusstsein.

Genauso wenig wie all das, was gestern Abend geschehen war. Und mit ihm auch nicht eine Antwort auf all die Dinge, die Corben sie fragen würde, sobald er sie wiedersah. Fragen, zu denen es nur eine einzige, unausweichliche Antwort gab.

Sie hatte so lange auf die verschlossene Flügeltür gestarrt, dass die Gravuren darin schon verwischten, als ein leises Klopfen ertönte. Beinahe bildete sie sich ein, das Türschloss fiele um - doch schon im nächsten Moment ahnte sie, dass es etwas anderes war.

„Hältst du Ausschau nach deinem Blutsverräterfreund?"

Marcus Flints Stimme ergoss sich wie dickflüssige Säure in den Korridor. Abrupt fuhr Logan herum.

„Sie haben ihn gestern nicht gehen lassen." Sein Feixen blitzte aus dem Gang hervor. „Konnte nicht mal mehr gehen, wenn ich recht überlege."

Die Gehässigkeit zog eine tiefe Kerbe in Flints Gesicht, die kaum entfernter von einem Lachen war.

Logans Augen pinnten sich an die Ecke zum Hauptkorridor, auf dem schnatternde Schülermassen die Große Halle ansteuerten. Doch hier, im Halbdunkel, musste sie mit den Schatten der Dämmerung verschwimmen.

Also sah sie zu Flint zurück. Seinem bleichen Gesicht und den Zauberstab, den er in seiner Hand wandte; Leichtfingrigkeit, die bedrohlich wirkte, und Schritte, die er beinah lautlos auf sie zutat.

„Was ist mit deiner Hand?" Es gab nichts Anderes, das Logan wirklich interessierte; nicht mal für all die Wut auf ihn hatte sie Platz. Und erst recht nicht für Furcht.

Stattdessen fixierte sie den engen Verband, der gestern Abend noch nicht dagewesen war. Und rührte sich nicht vom Fleck, als sie bloß noch eine Zauberstablänge trennte. Selbst von hier war Marcus Flints Ausdruck kahl.

„Das müsstest du doch wohl am Besten wissen", knurrte er und auch, wenn Logan seinen bohrenden Blick nicht brach, wusste sie, dass das Stechen, das sie in ihrer Seite spürte, sein Zauberstab war. „Was, in Merlins Barte, war das für ein Kompass?"

„Merlin, Flint, willst du Malfoy da drin 'nen Besuch abstatten?"

„Eigentlich nehmen wir keine Einzelwünsche entgegen, aber wenn du der Nächste sein willst, den Harry vermöbelt, sagen wir gerne Bescheid."

Logan bemerkte erst, dass sie die Luft angehalten hatte, als Flint herum fuhr und frischer Sauerstoff ihre Lungen sprengte.

Fred, George und Lee lehnten am Korridorende und drehten Konstrukte, die verdächtig nach weitergebildeten Fillibuster-Feuerwerkskörpern aussahen, in ihren Händen.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt