Kapitel 78 - Hochroter Kopf

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Langsam wache ich auf und strecke meine Arme und Beine, um mich nicht allzu verschlafen zu fühlen. Ich setze mich auf und sehe neben mich, aber die Bettseite ist leer. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und sehe mich im Hotelzimmer um, aber ich kann Chishiya nirgends entdecken. Als ich den Wasserhahn im Badezimmer höre schleicht sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht und ich streiche mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ich stehe auf meinen Arm herab und als ich den weißen Stoff erkenne breitet sich ein warmes Gefühl in mir aus. 

Ich höre wie der Wasserhahn ausgestellt wird und sehe zur Tür, gerade als Chishiya aus dem Bad herauskommt. Als er mich sieht nickt er grinsend und setzt sich mir gegenüber. 

"Es ist fast unmöglich dich wach zu bekommen", sagt er und ich lächele nur schief. Er greift plötzlich hinter mich und zieht mir die Kapuze seiner Weste tief ins Gesicht. Lachend schlage ich seine Hand weg und während die Kapuze mein halbes Gesicht bedeckt lege ich den Kopf in den Nacken um ihn gespielt beleidigt anzusehen. Ich versuche mir eine Strähne aus dem Gesicht zu pusten, doch als ich Chishiya lachen höre richte ich die Kapuze um zu ihm zu sehen. Es ist kein freches Grinsen oder ein leichtes Lachen, sondern herzlich und laut. Es ist nicht das erste Mal das ich ihn so sehe, aber es geschieht viel zu selten. 

"Wie geht es deiner Verletzung?", frage ich nachdem seine Lache abflacht und ich jeden Moment ausgekostet habe. Mit einem Blick zum Badezimmer erkenne ich, dass er eben seine Wunde selbst versorgt hat. Das Desinfektionsmittel steht an dem Waschbecken und über dem Mülleimer hängt das Ende eines Verbandes. 

"Es geht mir gut. Der Schnitt ist nicht tief, es wird höchstens eine Narbe geben", sagt er und ich nicke leicht. An seinem Blick bemerke ich, dass er über etwas nachdenkt und er schaut kurz runter auf seine Hände, während seine Gesichtszüge streng werden. "Du spielst heute wieder. Ich wollte mich für die selbe Gruppe eintragen, aber Ann hat mich vor der gesamten Führungsrege dazu verdonnert hier zu bleiben"

"Damit hatte sie auch Recht", sage ich und er will etwas erwidern, doch ich rede einfach weiter, "Vielleicht nicht das sie es vor der ganzen Führungsrege getan hat, aber du solltest nicht gleich wieder spielen nachdem du verletzt wurdest"

"Aber ich habe dir gesagt ich sorge dafür, dass wir zusammen zu den Spielen gehen", erinnert er mich und ich atme tief durch. 

"Ich komme schon klar"

"Deine Bilanz bis jetzt ist nicht sehr überzeugend", tadelt er mich leicht.

"Meine Bilanz ist, dass ich noch lebe", bringe ich das schwache Argument und er sieht mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich begegne ihm mit einem herausfordernden Blick und er scheint genau zu verstehen, was ich denke. Ich kann ewig weiter diskutieren, selbst wenn ich die sinnlosesten Antworten aus dem Hut zaubern muss. Er beschließt anscheinend das nicht riskieren zu wollen und nickt nur bestätigend. 

"Sei einfach vorsichtig", sagt er schlicht und seine Züge werden sanfter. Ich lächele ihn nur zufrieden an und er legt seine Hand in meinen Nacken, um mich zu sich zu ziehen. Sobald sich unsere Lippen berühren beginnen meine Wangen wie immer zu glühen und ich platziere meine Hand auf seiner Wange, um ihn näher zu mir zu ziehen.

"Na endlich", ertönt Kuina's Stimme, "Wird aber auch mal Zeit"

Ich erschrecke mich und kann gerade so einen Aufschrei unterdrücken. Selbst Chishiya zuckt leicht zusammen und wir sehen zu der Zimmertür. Kuina hat sich gemütlich an die Wand gelehnt und wackelt mit den Augenbrauen, während sie breit grinsend den Strohhalm in ihrem Mund herumdreht. Nachdem ich mich aus meiner Schockstarre löse sehe ich zu Chishiya und glaube zu erkennen, dass seine Wangen einen leichten Rotton angenommen haben.

"Kuina", scheint sich der Mann neben mir wieder zu fassen, "Sagt dir das Wort anklopfen etwas?"

"Ich dachte mit den Tabletten von Ann würdest du schlafen oder zugedröhnt in deinem Bett liegen. Aber wenn wir ehrlich sind hätte dieser Moment noch viel peinlicher sein können, naja wenn ihr beide gerade dabei wärt..."

"Ich habe die Tabletten von Ann nicht genommen", unterbricht Chishiya die Frau und nach ihren Worten beginnen meine Ohren zu stummen und mein Gesicht läuft hochrot an. Am liebsten würde ich mein Gesicht in eines der Kissen drücken oder im Erdboden versinken. 

"Ich wollte eigentlich vorbeischauen um zu sehen, ob du etwas essen willst. Aber dann wurde es interessant", grinst sie noch breiter .

"Wie lange stehst du schon da?", fragt Chishiya und seine Wangen nehmen wieder einen normalen Farbton an.

"Definitiv nicht lange genug", sagt sie lachend und macht Anstalten zu gehen als ich mich wieder fange.

"Warte, ich muss sowieso langsam los", sage ich und ziehe die weiße Weste aus. Ich krabbele aus dem Bett, doch in meiner Hektik beschleicht mich ein Gefühl. Wenn ich einfach so verschwinde, nachdem er mich geküsst hat könnte das falsch ankommen. Also lege ich die Weste auf dem Bett ab und beuge mich nochmal runter, um Chishiya auf die Wange zu küssen. Ich laufe an Kuina vorbei, doch sie nimmt mich am Handgelenk und zieht mich in eine Umarmung.

"Sei heute Abend vorsichtig Kleine"

"Bin ich", versichere ich ihr und nachdem sie mich freigibt, verlasse ich den Raum. In meinem Zimmer angekommen springe ich schnell unter die Dusche und verbringe die restliche Zeit damit, eines meiner Bücher zu lesen. Sobald die Dämmerung einsetzt ziehe ich meine übliche Kleidung für die Spiele an. Nachdem ich meine kurze Sporthose von Nike anziehe und ein weißes Shirt nehme ich meinen schwarzen Gummiball und laufe zum Eingangsbereich. Der Hutmacher hält seine Motivationsrede und als alle nach draußen zum Parkplatz rennen, schlendere ich langsam in die selbe Richtung.

"Wir spielen heute nur zu zweit", ertönt eine bekannte Stimme neben mir und ich sehe zu Niragi, welcher an meiner Seite läuft und grinsend sein Gewehr schultert. 

"Ich Glückspilz", sage ich sarkastisch und verlasse mit ihm das Beach.


Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt