Kapitel 105

2K 141 19
                                    


17. August 1997

Die Nacht der Hochzeit hatten die Zwillinge und ich im Wohnzimmer meines Vaters verbracht, um sofort mitzubekommen, wie es im Fuchsbau ausgegangen war.

An Schlafen war sicher nicht zu denken, viel zu aufgewühlt war die ganze Stimmung. Wir hatten noch lange über die Situation mit Olivia gesprochen, George hatte sich gesorgt, wann und ob er wohl wieder von ihr hören würde und ich hatte ihn beschwichtigt, es wird schon alles gut ausgehen. Gleichzeitig hatten wir das Thema Fall des Ministeriums möglichst vermieden – auch wenn ich vermutete, dass die beiden es meinetwegen nicht erwähnten. Damit ich mir keine Sorgen machte, damit ich nicht zusammenbrach. Erst als mein Vater wohlerhalten nach Hause gekommen war, hatte ich aufatmen können. Niemand war verletzt worden. Es ging allen gut. Merlin sei Dank.

Heute bricht meine dritte Arbeitswoche im St. Mungo Hospital an. Meine Ausbildung beginnt im 1. Obergeschoss, der Verletzung durch Tierwesen. Ich kenne die Station noch von Arthurs Aufenthalt nach seinem Schlangenbiss. Die aktuellen Patienten haben keine sonderlich angenehmeren Verletzungen. Es gibt Bisswunden, eingewachsene Stachel und Stichwunden. Eine Verletzung Brechreiz-erzeugender als die andere. Doch ich schaffe es jeden Tag, mein Frühstück in mir zu behalten und habe am Ende der ersten Woche sogar angefangen, Gefallen am Leid der Patienten zu finden.

«Ha! Treffer!» Dan grinst und hält mir seine Hand hin, damit ich einschlagen kann.

Ich schürze die Lippen und lasse seine Hand in der Luft hängen. Ich greife nach dem Pergament auf dem Tisch und zerknülle es zwischen meinen Händen. Mit einem Auge versuche ich den Papierkorb am Ende des Raumes anzuvisieren, ziele und werfe den Papierball gegen die anschließende Wand. Doch er landet schon wieder knapp daneben. «Ach, so ein Mist! Ich gebe mich geschlagen.»

Dan lacht, verschränkt seine Finger und streckt sie vor seinen Körper aus, sodass ein lautes Knacken zu hören ist. «Wir sollten unsere Pause jetzt auch beenden, sonst hetzt Smethwyck uns noch einen Fluch auf den Hals.» Er greift nach dem Klemmbrett auf dem Tisch und schreitet aus der Tür heraus.

Ich ziehe ebenfalls mein Klemmbrett vom Tisch und folge ihm.

Als ich Dan an meinem ersten Tag wiedergetroffen hatte, war meine Freude groß gewesen. Wir hatten uns hier auf der Station getroffen, als wir bei Arthur zu Besuch waren und er hatte mich damals bereits rumgeführt. Auch wenn ich mich nie bei ihm gemeldet hatte, erinnerte er sich an mich und nahm mich freundlich in Empfang. Er war inzwischen fertig mit seiner Ausbildung und in dieser Abteilung untergekommen.

Dan führt mich zu einem unserer Patienten, der eine klaffende Wunde am Arm hat. Von den Muggeln wusste ich, dass sie solche Wunden sofort in einer Operation schließen würden. Doch diese magischen Wunden schienen sich nicht so einfach schließen zu lassen – oder die Zauberer gingen es komplizierter an, als notwendig. Hatte ein Lernheiler damals nicht auch versucht, Arthurs Bisswunde zu nähen?

Als ich näher an den Mann herantrete, dringt ein ätzender Geruch an meine Nase und ich weiche instinktiv wieder ein Stück zurück. Langsam schiebe ich mir das Klemmbrett hoch vors Gesicht, um den Gestank abzuschirmen.

«Mister Ipswich. Wie geht es Ihnen?» Dan schenkt dem Mann ein freundliches Lächeln und scheint sich von dem Geruch nicht stören zu lassen.

Mister Ipswich stöhnt laut und gibt ein wehklagendes Geräusch von sich.

«Miss Lupin wird Ihnen die Wunde gleich noch einmal behandeln. Dann sollten die Schmerzen bald schon gelindert sein.» Dan notiert etwas auf seinem Klemmbrett. «Hier steht es würde sich um die Bisse eines Doxy-Schwarms handeln.» Er lugt über das Klemmbrett zu dem Mann im Bett. «Doxys...» Mit schiefem Blick sieht er den Patienten an. «Das können Sie vielleicht Heilerin Malowitz erzählen. Seien Sie ehrlich.» Er lehnt sich zu ihm herunter und senkt die Stimme. «Was war es wirklich?»

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt