32. Freundschaft ist wichtiger als Liebe

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Anders Sicht (Ab der Geburtstagsfeier):

Nachdem Eleanor wie von mir verlangt meine Geburtstagsfeier verlassen hatte, saß ich stundenlang in dem Schlafzimmer meiner Mutter, wo ich vor mir auf den Boden starrte. Auf einen Schlag fühlte ich mich ausgenüchtert und mit jeder weiteren Minute, die verstrich, wurde mir klarer, was eigentlich passiert war.

Es ließ sich also nicht mehr leugnen, was ich in den letzten Tagen versucht hatte. Nämlich, dass es mehr als Freundschaft zwischen uns war. Aber was, wenn wir etwas riskierten, nur um zu verlieren, was wir hatten?

Die Vorstellung sie zu verlieren war schlimmer als alles andere. Da war es doch besser, wenn sie immer ein Teil in meinem Leben sein konnte. Als beste Freundin.

Irgendwann fand Casper mich und immerhin schien laut ihm die Party weiterhin im vollen Gange zu sein. Als ich ihm erzählte, was passiert war, schaffte er es tatsächlich mich irgendwie aufzubauen, zumindest so lange, bis die Party vorbei war.

Casper, Feo, Eric und Max halfen mir beim Aufräumen und auf Erics Frage hin, wo Eleanor war, erzählte ich ihm, dass sie sich nicht gut gefühlt hatte und nach Hause gegangen war.

Doch nachdem die anderen weg und ich allein war, verkroch ich mich in meinem Zimmer. Das ich dort Geschenke von Eleanor fand, machte es nicht unbedingt besser. Vor allem als ich sah, dass sie mir tatsächlich eine Gitarre gekauft hatte. Dazu Zubehör für mein Skateboard und dazu ein Notizbuch. Ich verbrachte meinen gesamten Geburtstag damit, zu lesen, was sie mir geschrieben hatte.

17.10.2020

Heute war ich mit meiner Gastschwester Sofia am Strand. Zuerst war es wie immer, wunderschön, aber nichts Besonderes. Doch dann waren mir zusammen Baden und als ich etwas weiter raus geschwommen und dort mit Taucherbrille getaucht bin, habe ich tatsächlich eine Flaschenpost gefunden. Es war Wasser in das Flascheninnere gelaufen und man konnte die Nachricht nicht mehr lesen, aber es hat mich daran zurückerinnert, als unsere Familien zusammen im Urlaub gewesen waren. Dort hatten wir nachts heimlich Fluch der Karibik fünf geschaut und dann selbst eine Flaschenpost geschrieben. Wir waren zwölf und dreizehn Jahre alt gewesen, als wir uns gegen zwei aus dem Ferienhaus geschlichen hatten und zum Meer gelaufen waren. Dort hatten wir sie weit ins Meer geworfen. In der Nachricht hatten wir der Besatzung der „Flying Dutchman", dem Schiff, an das Will Turner durch einen Fluch gebunden war, geschrieben, dass sie Will bitte freilassen und uns dafür mitnehmen sollten. Zusammen stehen wir das durch, hatten wir gesagt. Wir seien alles was wir brauchten.
So ist das immer noch, Ander. Du bist alles was ich brauche.

Erst als ich Blut schmeckte, bemerkte ich, dass ich mir auf die Unterlippe gebissen hatte. Vielleicht hatten alle recht gehabt. Vielleicht war es nie nur Freundschaft gewesen.

Klar, ein Junge und ein Mädchen konnten genauso gut beste Freunde sein, ohne, dass sie Gefühle für einander haben mussten. Aber vielleicht eben nicht bei Eleanor und mir.

Sie war meine beste Freundin. Das würde sie auch immer bleiben. Aber das musste nicht heißen, dass ich nicht gleichzeitig Gefühle für sie hatte. Und immer schon gehabt hatte.

Doch auch, wenn ich das jetzt verstand, bedeutete das nicht, dass wir dem Nachgehen und unsere Freundschaft aufgeben mussten. Beziehungen gingen in die Brüche, aber ich war der festen Überzeugung, wenn wir Freunde blieben, dann würde sie für immer halten.

Das war auch der Grund dafür, dass ich am Mittwoch zustimmte, mich mit Anna zu treffen, als sie mir schrieb. Es war nichts Besonderes, aber vielleicht dachte Eleanor dadurch, dass ich in ihr nur eine Freundin sah. Das war definitiv besser.

Als ich sie dann am Donnerstag endlich wieder sah, hätte ich meinen Vorsatz allerdings beinahe sofort wieder über den Haufen geworfen, da ich sie am liebsten an der Hand gepackt, aus dem Raum gezogen und meine Lippen auf ihre gepresst hätte.

Immer schon hatte ich sie so oft wie möglich berühren müssen, einfach, weil es mir dann sofort besser ging. Weil ich ihre Nähe liebte und brauchte. Aber erst, seit ich ihre Lippen auf meinen gespürt hatte, hatte ich gewusst, dass mir das allein nicht mehr reichte. Ich wollte sie küssen und ich wollte so viel mehr mit ihr erleben.

Dass sie sich nicht einmal traute mich anzusehen, brach mir das Herz, aber es zeigte mir nur noch deutlicher, dass mein Vorsatz wichtig war. Deshalb war es perfekt, als Eric mich auf das Treffen mit Anna ansprach. Dabei log ich.

Ich erzählte ihm, dass wir viel gemeinsam hätten, dabei hatte ich eigentlich keine Ahnung. Ich hatte ihr nicht wirklich zugehört, weil ich in Gedanken bei Eleanor gewesen war.

Außerdem hatte ich alle Mädchen außer Eleanor bisher immer langweilig gefunden. Nicht, weil alle Mädchen langweilig waren, sondern vielmehr, weil sie für mich persönlich nicht mit Eleanor hatten mithalten können.

Doch die Lügen kamen automatisch und als ich dann auch noch vorgab, dass ich auf Brünetten stand, sprang Eleanor auf und verabschiedete sich. Fest überzeugt, dass es meinetwegen war, war ich nicht darauf vorbereitet, als sie von familiären Problemen sprach. Deshalb folgte ich ihrem Beispiel und sprang auf. Caspers Hand schloss sich um meinen Arm und ich drehte mich zu ihm um.

>> Kannst du sie nicht einfach in Ruhe lassen? <<, fragte er leise und sah irgendwie wütend aus.

Ich entzog ihm meinen Arm und verließ das Haus.

>> Hey, Eleanor, warte <<, rief ich, als ich sah, dass sie das Grundstück bereits verlassen hatte. Mein Herz blieb beinahe stehen, als sie wie angewurzelt stehen blieb und sich nicht zu mir umdrehte.

Bitte rede mit mir, dachte ich.

Ich stieß die angehaltene Luft aus, als sie sich dann doch in meine Richtung umwand. Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren, doch mein Herz schlug weiterhin wie wild in meiner Brust.

>> Ja? <<, fragte sie mit dem unechtesten Lächeln, das ich je bei ihr gesehen hatte.

Als ich bei ihr ankam, fuhr ich mir unsicher durch die Haare, bevor ich einfach mit meiner Frage rausplatzte. >> Ähm... ist bei deiner Familie alles in Ordnung? Geht es allen gut? <<

Sie schwieg kurz und biss sich auf die Unterlippe. >> Ja, nichts Schlimmes, alles okay. << Als sie beinahe trotzig die Arme vor der Brust verschränkte, musterte ich ihr wunderschönes Gesicht. Sie sah fertig aus, hatte Augenringe und ihre Augen wirkten glanzlos.

>> Bei dir auch? <<, rutschte es mir raus. Als sie mich fragend ansah, fügte ich hinzu: >> Geht es dir auch gut? <<

Was laberte ich da eigentlich? Offensichtlich ging es ihr nicht gut. Warum auch? Zwischen uns war gerade alles scheiße und ich fragte sie, ob es ihr gut ging? Ganz große Klasse, Ander...

Sie schien das genauso zu sehen, denn sie sah mich ungläubig an, bevor sie sich wieder fasste. >> Wie geht es dir denn? Geht es dir gut? <<, stellte sie mir die Gegenfrage. Perplex schaute ich vor mir auf den Boden. Natürlich nicht. Mir ging es schlecht. Ich vermisste sie. Also schwieg ich. >> Ganz genau <<, sagte sie und drehte sich von mir weg.

Ich ließ sie gehen. Bei jedem ihrer Schritte wurde mein Herz schwerer. Aber wir würden das wieder hinbekommen. Wir würden unsere Freundschaft wieder aufbauen und dann würde ich sie für immer bei mir behalten. Genauso, wie es sein sollte.

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Helloo,

Denkt nicht, das Buch ist bald schon vorbei. Ich habe schon noch vor so 25 bis 30 Kapitel zu schreiben. Mindestens. Wenn nicht noch mehr. Ich habe da noch so ein paar Ideen.

Bin gerade auch fleißig dabei zu Schreiben. Ich hoffe so in ein bis zwei Wochen bin ich durch damit. 😗✌🏼

Eleanor und Ander ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt