41 | weihnachtsglanz.

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Weihnachten war noch nie so hämisch herangekrochen wie in diesem Jahr. In der letzten Woche, bevor die Ferien über die Schlossgänge einbrechen und sich befremdliche Stille in die große Halle legen würde, fühlte sich jeder umspringende Zeiger wie ein Irrtum an.

Denn trotz all der umher sausenden Wichtel in Rentierkostümen, dem von der Decke nieder rieselnden Pulverschnee und dem Elfenchor, der von jeder Wand wiederhallte, fühlte es sich für Logan kein bisschen danach an als könnte in diesem Jahr wirklich Weihnachten sein. Nicht nach dem, was geschehen war. Nicht, solange der Kompass irgendwo rotierte, solange Rob am Tisch der Slytherins fehlte und eigentlich sowieso nie wieder, weil ihr Vater nie mehr einen verbogenen, alten Tannenbaum aus Mitleid vom Müllberg des irischen Ministeriums rettete.

Nie wieder und in diesem Jahr erst recht nicht.

Nichts desto trotz zog sich der Geist des Festes wie eine Grippe durch die Luft und bereits am Montag gab es kaum ein anderes Thema außer duftendes Essen, beschenken und beschenkt werden und die grässlichsten Pullis der Familie. Mit Symptomen der Aufregung und Vorfreude, die Logan nicht erreichten, weil ihre Hausaufgaben trotzdem nicht weniger wurden und sich der Knoten in ihrem Magen, der nun ganz klar Robs Signatur trug, erst recht nicht verschwand.

„Ich weiß, dass es das letzte Training vor den Ferien ist", spie Corben am Montag über das Stöhnen ihres Teams hinweg, als er Sprints statt lockere Abschlussspiele und Feuerwhiskypunsch anordnete. „Aber wenn wir zurück sind, haben wir nur vier Einheiten, bis wir wieder auf dem Platz stehen." Sein strenger Blick schien den Widerspruch von Tinas Miene wischen zu wollen, doch es gelang ihm kaum. „Die Hufflepuffs sind keine leichten Gegner. Außerdem müssen wir gewinnen, wenn wir überhaupt noch eine Chance auf den Pokal haben wollen."

„Wir könnten auch einfach 'ne andere Taktik fahren", rief Tina trotzdem, als sie sich brav in eine Schlange reihten und Logan hörte ihr Feixen gegen den Winterwind. „Corbs könnte den Hufflepuffs denselben Schrecken einjagen wie Flint."

Gegen ihren eigenen Willen lachte Logan.

Und für einen Moment glaubte sie, dass auch Corbens Mundwinkel zuckten, als er sie mit einem warnenden Blick zur Stille zwang.

Was in der vergangenen Woche im Schlossportal vorgefallen war, hatte sich nämlich genau so penetrant wie der Zimtduft durch die Schulflure gezogen und wenn das Ganze eine gute Tatsache mit sich brachte, dann den Nebeneffekt, dass sich niemand mehr um Robs Abtauchen kümmerte. Sondern viel mehr um die Duell-Sensation, vor der Marcus Flint geflohen war.

„Das ist schon ein bisschen hart gewesen."

Der einzige, bei dem diese immer wiederkehrende Geschichte keine Euphorie auslöste, war Corben selber und auch an diesem Abend kickte er einen Stein über den Feldweg, als sie beim Halbmonddunkel zum Schloss zurück spazierten.

„Ehrlich Corbs?", kam es dann zumeist immer von Naome, immer mit exakt derselben Betonung und am energischsten war es, als sie am Dienstagmorgen in der letzten Schulwoche zu Zauberkunst aufbrachen. „Dem geschieht's recht, der ist 'n Slytherin."

Anne pflückte sich eine Spange aus ihrem Haar. „Außerdem ist es fünf Tage her."

„Und Flint ist ein Arschloch."

„Und er hats sowas von verdient."

Selbstzufrieden zog Naome ihren Umhangsaum zu.

Logans Geflüstertes „Und, du sahst ziemlich gut dabei aus", hörte aber nur Corben.

Einen Moment lang glaubte sie, dass sich ein matter Rotschimmer auf seine verkrampften Wangen schlich, doch vielleicht war es auch nur der Mittagsschein.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt