003. Der Hüter der Schlüssel

441 29 2
                                    

___Kapitel 3___

Der Hüter der Schlüssel

The Keeper of the Keys

_____

Hinter mir ertönt ein dumpfes Poltern; ein ziemlich eindeutiges Zeichen dafür, dass Mr. Miller herannaht. Tatsächlich erscheint er einen Moment später. Inzwischen ist selbst der, wie ich bisher angenommen habe, unweckbare Luke aufgeschreckt und reißt die Tür auf. Mein Bruder, Mr. Miller und Luke gehen vorsichtig die Treppe hinunter bis zum Eingang des Hauses. Mit einem ohrenbetäubenden Knall landet die morsche Tür auf den dreckigen Holzdielen, sodass der Staub aufgewirbelt wird. Neben mir ertönt ein Niesen, meines Bruders doch Mr. Miller straft ihn mit Ignoranz. Meine volle Aufmerksamkeit gilt der Tür und der Frau die hindurch tritt.

Es ist Mrs. Johnson. Ohne irgendwelche Zeichen der Anstrengung, hebt sie die Tür wieder in ihren Rahmen. Dann blickt sie in die Runde„Tschuldigung, aber es hat ja keiner aufgemacht." Ich grinse. „Macht nix" erwidere ich. Nun stampft sie auf mich und meinen Zwilling zu, welcher mich beschützend hinter sich gedrängt hat. ,,Und da sind Tom und Chiara!",höre ich sie murmeln und erkenne, dass sie lächelt, ,,Euch jedenfalls.. alles Gute zum Geburtstag. Ich hab hier was. Könnt sein, dass ich schon ein, zweimal drauf saß, schmeckt aber sicher noch gut." Sie greift in ihren Umhang und zieht ein verbeulte Schachtel hervor.

Zitternd nehme ich sie entgegen und öffne sie vorsichtig. Ein riesiger Schokoladenkuchen mit knallgrüner Zuckergussaufschrift Happy Birthday kommt zum Vorschein. „Danke.",murmel ich verblüfft. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass Sie heute hier sind." Sie grinst, ,,Als ob ich mir euren Geburtstag durchgehen lasse." Das ist unser erster Geburtstagskuchen überhaupt. Die Schokoglasur sieht unheimlich verlockend aus, doch Tom würde mich, Geschwisterliebe hin oder her, töten, sollte ich das Prachtstück tatsächlich alleine verputzen. ,,Was machst du schon hier?",fragt Mr. Miller neugierig, während ich an ihm vorbei trete. ,,Ich wollte den Geburtstag mit ihnen feiern.",antwortet die Betreuerin barsch, ,,Oder ist das ein Problem für dich?"

Verächtlich schnaubt sie, geht ins Wohnzimmer, zieht einen rosafarbenen Regenschirm hervor, richtet ihn auf den Kamin und... Keine Ahnung wie sie das gemacht hat, aber vom einen auf den anderen Moment zügelt dort im Kamin ein fröhliches Feuer.
Tom neben mir haucht ein „Wow" hervor und will näher treten, doch ich halte ihn zurück und ernte dafür einen bösen Blick. ,,Was haben Sie während des Urlaubs gemacht?",fragt Tom die Betreuerin. ,,Aber das weist du doch. Ich bin der Schlüsselhüter Hogwarts'- über Hogwarts wisst ihr natürlich bestens Bescheid - und meine Aufgabe..." - ,,Ähm - also nicht wirklich",unterbreche ich die junge Frau. Sie schaut schockiert in meine Richtung. „Tut uns leid",beeilt sich mein Bruder zu sagen.

„Pff, dem sollte es leid tun.",sagt sie mit einer unwirschen Kopfbewegung in Richtung Mr. Miller, ,,War ja klar, dass ihr die Briefe nicht bekommt, aber das ihr nicht einmal, wisst, wo eure Eltern das alles gelernt haben! Eine Schande ist das!" Gerade als ihr Kollege zum Sprechen ansetzt, frage ich hastig:,,Von was zum Teufel sprechen Sie? Was alles meinen Sie?". Die Fragen platzen nur so aus mir heraus. Einen kurzen Moment ist es so still, dass man die berühmte Nadel hätte fallen hören. Zornig sprang die junge Frau auf und wendet sich an ihren Kollegen:„Soll das etwa bedeuten das diesen Kindern nichts erzählt hast, während ich weg war?"

„Also sie wissen schon einiges.",empört sich Mr. Miller. „Wir können Mathe und Biologie und solche Dinge",antwortet mein Bruder. Schon bevor Mrs. Johnson es sagte, ist mir klar, dass sie nicht davon geredet hat. „Ich meine unsere Welt. Meine Welt. Eure Welt" - „Welche Welt?",fragt mein Zwilling leise. ,,Ihr wisst also nicht, was ihr seid?" Nun restlich verwirrt schüttel ich den Kopf. Tom neben mir gibt erneut ein Niesen von sich. Mr. Miller hat offenbar seine Stimme wiedergefunden. „Stop! Hör sofort auf!",schreit er seine Kollegin an. Als Mrs. Johnson nun spricht, trieft jedes Wort vor Entrüsten und sie klingt so wütend, dass selbst der mutigste Mann sich gefürchtet hätte.

Slytherins ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt