44 | straßenlicht.

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Die Dunkelheit an diesem Abend war befremdlich. Und Logans Kehle fühlte sich trocken an, als Arthur Weasley bloß Augenblicke, nachdem die Wahrheit über sie hineingebrochen war, nach Hause kam. Begleitet von all seinen Kindern und deren Freunden, mit wuchtigem Singsang und fröhlicher Laune. Aus einer Parallelwelt, die nun nicht mehr der ihren entsprach.

Da war „Wir sprechen später" alles, was Sirius ihr an Zuversicht schenken konnte, als Fred sie überschwänglich über die Türschwelle hievte - Sieh nur, er sieht blendend aus, und ihm gehts gut! Naja besser, als den Doxies unten im Keller zumindest.

Ob er sah, dass sie sein Grinsen nicht erwiderte, wusste sie nicht. Denn Arthur Weasley erreichte den Grimmauldplatz an diesem Abend mit drei Bandagen um seinen Armen und einem etwas unkoordinierten Humpeln. Doch Molly strahlte über ihr ganzes Gesicht, als sie sich zuprosteten und Feuerwhisky über die Räder dünner Sektgläser schwappte. Dabei sickerte die dunkle Bratensoße genauso zäh über die Kartoffeln, wie die Erkenntnis, die Logans Glieder starr werden ließ: Robs Vater hat meine Familie umgebracht.

Doch so sehr die Stimme in ihr schrie, so laut war das Chaos und die Freude um sie herum. Und Ron schallendes Gelächter, als Georges Kopf unter einem Verschwindehut im Nichts verblasste, schrillte wie eine Alarmglocke in ihren Ohren.

„Wie geht es dir?"

Die Musik aus dem Radiokasten auf dem Wohnzimmertisch dröhnte eine Unendlichkeit später bloß dumpf in ihrem Hinterkopf und doch war Sirius' Stimme mit einem Mal erschreckend nah. Die Oberfläche der Kücheninsel ächzte, als er sich neben sie stemmte. Sie konnte seinen bohrenden Blick wie schon den Rest des Abends unabdingbar auf sich spüren.

Der Rest Feuerwhisky, den sie schluckte, brannte in ihrem Rachen. „Könnte besser sein."

Für den Großteil des Abends hatte sie sich kaum vom Fleck bewegt. Die Weasleys waren eingefallen, bloß Momente nach denen die Wahrheit ihre Welt zerschossen hatte wie tausend brennende Pfeile. Mit dem Weihnachtsingsang Mollys, dem grölenden Gelächter aller Beteiligten, und Arthur Weasley, der nun erschöpft wie aber auch sichtlich zufrieden auf dem großen Sessel in der Ecke des Raumes thronte, während Ginny und Ron Gobsteine über den Boden wetzten.

Alles, was Logan dachte, war simpel. Ein Satz. Und er fraß sich in ihr Unterbewusstsein wie ein Gift, das ihre Seele verätzte: Robs Vater hat meine Familie umgebracht.

„Ich möchte, dass du weißt, dass wir wirklich an der Sache dran sind."

Im ersten Moment war sie nicht sicher, ob es Sirius war, der sprach, oder ob es zu der Show gehörte, die George vor Tonks aufführte. Im Nachbarraum, in einer anderen Realität. Doch Sirius stellte den Butterbierkrug neben ihr ab und bestätigte ihr so, dass er noch da war.

„Du musst wissen, dass wir - also, dass die anderen -", er erstickte es in einem Seufzen, „der Orden, dass der Orden wirklich sein Bestes gibt."

Logan rieb die Lippen übereinander.

„Ich weiß."

Der Weihnachtsbaum mit den schwebenden Kerzen hatte plötzlich nie weniger in einen Raum gehört. Und Logan versuchte, bloß daran zu denken, während sie sich mit den Nägeln in die Handballen kniff.

„Du hast dich gut mit dem Pierce-Jungen verstanden, oder?"

Sie wusste nicht, ob sie von ihm weg gehen wollte oder ob sie bloß wütend auf ihn war, weil er nichts gesagt hatte. Genauso, wie der Rest des Ordens. Wie nicht einmal Dumbledore ehrlich geworden war, als sie vor ihm gesessen und er sie tatsächlich gefragt hatte: Hast du je mit Rob über seinen Vater gesprochen?

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt