52 | frei.

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Die Grundübelkeit, die sich mit Robs Wiederkehr in Logans Eingeweide verankert hatte, verging nicht. Stattdessen wuchs sie bloß, um so näher das Spiel gegen die Hufflepuffs kam.

Und bis zum Morgen jenen Samstags erlebte Logan all ihre Stunden in Surrealität: Wie durch einen milchigen Schleier, der sie nicht klar sehen ließ. Als wäre und bliebe ihr Blick auf die Welt verfälscht.

Ähnlich wie bei ihren Vorbereitungen zum Spiel gegen die Gryffindors überlud Corben sie an den letzten beiden Tagen mit Taktiken, Spielzügen und Motivationsreden. Und als am Morgen des Spieltages die Decke der großen Halle bloß einen wolkenverhangenen, aber keinen regnerischen Himmel zeigte, bedankte sich Cho bei Merlin mit einem Stoßgebet.

Der Zug der Vorfreude und Aufregung war allerdings an Logan vorbeigefahren.

„Wenn du weiter so öde guckst, machst du mir nicht grad Freude aufs Spiel", witzelte Fred, als er sie auf ihrem Weg zum Frühstück abfing. „Ich trag sogar 'nen Ravenclaw-Schal, lass es mich nicht bereuen."

Selbstzufrieden surrte er den blau-silbernen Stoff um seinen Hals fest. Logan kam es vor als hätte sie schrecklich lange nicht mehr in sein verschmitztes Gesicht gesehen. Und beinahe glaubte sie, wenn sie es nur lang genug anstarrte, dann würde es sie in Sicherheit bringen. Auf den Astronomieturm, in einen Seitengang, auf ihren Schreibtisch am Grimmauldplatz, in den Keller, wo niemand war – irgendwohin, weit weg von allem, so wie es Fred Weasley immer tat. Immer, nur diesmal nicht.

„Du weißt schon, dass wir euch den Hauspokal abknüpfen, wenn wir gewinnen?" Sie versuchte so selbstlos wie möglich zu klingen. Und auch, wenn Fred mitspielte, wusste sie, dass er es nicht kaufte.

„Naja, wenn ihr gegen Slytherin spielt, werdet ihr bestimmt verlieren", scherzte er.

„Wie, dann wechselst du die Seite und feuerst Slytherin an?"

Fred bemerkte den Fehler in der Matrix. „Nein, dann zünde ich das Spielfeld an, denn so weit kann ich nicht denken."

Logan lachte und zum ersten Mal seit Robs Wiederkehr fühlte es sich ehrlich an.

„Weißt du was?", neckte Fred sie, noch während er George, der sich aus einer innigen Unterhaltung mit Tracie Warwick löste, zu sich herüber winkte „Ich schau gleich auch nur hin, wenn du gut spielst. Ich kann wegschauen, wenn du versagst."

„Pass auf, Weasley", sie zupfte an seinem Schal und zum ersten Mal kam ihr der Spielbeginn in nicht mehr wie ein Parkour des Unmöglichen vor. „Nachher kannst du gar nicht den Blick von mir nehmen."

Die Fältchen um Freds Augen dehnten sich, als er ihr hinterher rief: „Wär das so tragisch?"

Logan hatte gar nicht die mentale Kapazität, um an das Spiel gegen die Hufflepuffs zu denken. Nicht einmal als es bloß noch zwei Stunden bis zum Spielbeginn war und sie alle gemeinsam in der Umkleidekabine saßen, um ihre Abschlussbesprechung zu halten. Das Frühstück lag ihr unendlich schwer im Magen und der Stiel ihres Besens war klammer, als er bei ihrem letzten Spiel gewesen war. Denn schließlich hatte es damals noch keine Zeitbombe gegeben. Niemand, der das ganze Feld ihrer Existenz in die Luft jagen konnte.

Dafür brannte an diesem Morgen die Winterluft, als sie das Stadion betraten. Die Menge, die die Ränge füllte, toste wie ein einbrechender Orkan über sie hinweg und Blau und Gelb biss sich auf den meterhohen Rängen, bis die tiefhängenden Wolken sie schluckten.

„Bereit?", raunte Corben hinter ihr, doch Logan konnte das Geschehen gar nicht filtern, sie nahm es gar nicht war. Denn ihre Augen scannten die Tribünen, das Meer aus Bannern und Schals, Wintermänteln und Mikrofonen – und erstarrten.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt