Kapitel 113 - Tik-Tak-Toe (Arisu 1)

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Ich betrete den Spielort und richte meine Aufmerksamkeit anfangs ausschließlich auf den Tisch in der Mitte, wobei ich mir die Hüllen einen Moment ansehe und mit eine weiße mit schwarzem Streifen aussuche. Kitschig, aber ich verbinde sie mit Chishiya und hoffe einfach dass es Glück bringt. Früher habe ich mir keine solche Gedanken gehabt, aber da hatte ich auch nicht Chishiya. Also jedenfalls war er mir da noch nicht so wichtig. Ich stelle mich gegenüber von den anderen und lasse die Gesichtserkennung laufen, wobei ich die anderen danach mustere. Ihren Blicken nach zu urteilen scheinen sie verwirrt, ist das etwa ihr erstes Spiel? Die Frau bei den drei Männern hat eine entschlossene Miene und mustert mich nur kurz. Der Mann mit den blond gefärbten Haaren hat einen strengen Ausdruck, auch wenn die Fassade ein wenig zu bröckeln scheint. Der schwarzhaarige dünne Junge sieht mich mit geöffnetem Mund an und wirkt schon fast wie ein aufgeschrecktes Tier. Der letzte, kleinere von den Dreien zittert mit der Hand, in der er sein Handy hält. Alle drei stehen so nah beieinander, sie müssen sich einfach kennen. 

Ich höre leicht das klackern von Schuhen und drehe mich zu dem neu ankommenden Spieler um. Ein Mädchen in Uniform, sie dürfte noch zur Schule gehen. Sie sieht mit mit ihren Reh-Augen an, weshalb ich ihrem Blick ausweiche. Wenn das ein Herzspiel sein sollte, darf ich kein Mitleid haben. 

"Ah, bin ich erleichtert. Ich dachte schon ich würde hier niemanden...", sagt sie und tritt über die Laserschranke. Die Jungs schreien kurz auf, als würden sie das Mädchen davor bewahren und davon abhalten wollten. Sie sind wirklich neu hier im Borderland. 

"Mein herzliches Beileid", sagt die Frau, welche schon von Anfang an hier war und ich kann nur zustimmend nicken. Doch bevor ich etwas sagen kann, leuchten die Handys in unseren Händen auf und die mechanische Frauenstimme erscheint. 

Registrierung ist abgeschlossen. Das Spiel beginnt nun

"Spiel?", fragt das Schulmädchen. Diese Gruppe scheint fast nur aus Anfängern zu bestehen. Bei seinem ersten Spiel denkt man nicht logisch, sondern emotional. Ich war nicht besser am Anfang und manchmal bleibt keine Zeit wie in der Bibliothek sich zu sammeln. In diesem Zustand sind sie zu impulsiv und rennen nur um ihr Überleben. Mein Nachteil. Aber was machen denn die langfristigen Spieler? Den anderen helfen? Das ich nicht lache. 

Das Spiel: Leben oder Sterben. Schwierigkeitsgrad :Kreuz 3

"Kreuz 3?" fragt der verängstigte Mann und sieht unsicher einmal durch die Runde.

"Mannschaftsspiel", antworte ich knapp.

"Was soll das heißen", fragt sein Nebenmann und sieht mich mit aufmerksamen Augen an. 

Spiel: Wähle die richtige Tür in der dafür vorgesehenen Zeit.

"Was?", fragt der Mann wieder, diesmal lässt er seinen Blick durch die Runde schweifen. 

Ziel des Spiels: Verlasse das Gebäude in der dafür vorgegebenen Zeit

Klingt nicht nach bewaffneten Leuten die hinter dir her sind. Der Schwierigkeitsgrad und die Kategorie des Spiels lassen mich Hoffnung finden. Etwas klingelt seitlich rechts von mir und ich begutachte mit kritischen Augen, wie sich die Metalltüren öffnen. 

"Ihr sterbt wenn ihr nicht mitmacht", sagt die ältere Frau und steigt selbstbewusst ein. Ohne zögern folge ich ihrem Beispiel und warte auf die anderen.

"Die Zeit läuft ab", sagt der blonde Mann und die anderen steigen ebenfalls ein. Die Türen schließen sich und der Fahrstuhl beginnt sich zu regen. 

"Karube", stellt sich der blonde Mann vor und ich sehe die anderen wartend an. Der Junge mit den aufmerksamen Augen stellt sich als Arisu vor und der schüchterne als Chota. Die Frauen antworten nicht, wobei das Schulmädchen betreten auf ihre Füße sieht, die andere nur streng gerade aus. Diese Frau mit der weißen Bluse war also schonmal in einem Spiel. Unruhig kaue ich auf meiner Innenwange bis mich eine ruhige Stimme aus den Gedanken reißt. 

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