61 | verzweiflungssüß.

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Mit der Woche, die die Zwischenprüfungen in Hogwarts' Klassenzimmer trug, kam der Regen. Und am Ende brachialer Sonnenschein. Als hätte der März verstanden, dass er zum Frühling werden und den Schülern nach dem Prüfungsschrecken die Erlösung bringen musste.

Während um sie herum der nervliche Wahnsinn ausbrach, fühlte Logan sich als befände sie sich im falschen Film. Zwar lernte sie mit Naome und Anne in der Bibliothek, übte mit Corben und Brixton für Verwandlung und sprach mit Lee und Alicia über Wahrsagen, doch so richtig erreichte sie diese Prüfungen nicht. Und erst, als Naome am Sonntagabend vor Prüfungsbeginn ihren Notenspiegel zählte, Corben nachdenklich auf seinem Federhalter kaute und Anne durch ein Ausbildungsprospekt blätterte, fiel ihr auf, dass sie sich in den letzten Monaten keinerlei Gedanken um ihre Zukunft gemacht hatte. Um ihren beruflichen Werdegang, den Rest ihres Lebens. Als hätte man ihn sowieso mit dem Rest ihrer Familie ausgelöscht.

„Das ist die schlimmste Warterei, die ich je durchstehen musste", seufzte Naome, als sie sich am Montagmorgen zur ersten Stunde mit dem Rest ihres Kurses unter ein Vordach quetschten.

Hogwarts Ländereien versanken in einer Sintflut und Logan hob alle paar Minuten ihre Stiefel, um nicht im Rasenmatsch unterzugehen. Naomes Blick verbiss sich am Waldrand.

Die Prüfung in Pflege Magischer Geschöpfe war für Logan die einzige gewesen, für die sie sich kaum vorbereitet hatte und sogar Brixton hatte ihr zugestimmt: „Entweder man kann mit den Dingern umgehen, die Hagrid uns vorsetzt, oder man kann es nicht."

Und Logan und Naome, die im Zweierteam sechs Wasserhühner anlocken, Bowtruckle von einem Ast locken und abwechselnd die Nährstoffzusammensetzung für das händische Heranziehen eines Drachen aufzählen mussten, konnten es. Ziemlich solide zumindest.

„Das müsste ein Ohnegleichen werden", befand Naome auf ihrem Weg zurück ins Schloss. Ihnen stand eine Freistunde und dann das Zittern auf ihre Verwandlungsprüfung bevor, die Logan jetzt schon jeglichen Appetit nahm. Sie überging, was Naome auf ihren Notenspiegel kritzelte.

„Ich glaub, es war eher ein Erwartungen Übertroffen, aber damit wäre ich zufrieden."

Gelogen war das lange nicht. Immerhin hatte Logan sich, obwohl sie ihre Noten als Ausstiegsgrund zum Quidditch genannt hatte, am gestrigen Abend zum ersten Mal ihren UTS-Stand ausgerechnet. In Verwandlung würde sie gnadenlos durchfallen, wenn sie in ihrer Endprüfung nicht besser würde – und ihre Zwischenprüfung heute wäre ein guter Vorbote dafür. Bannbrecherin werden, so wie sie es zu Beginn des Schuljahreserzählt hatte, würde sie damit allerdings nicht. Nicht, dass sie das überhaupt wollte – immerhin war es Reeds Traum gewesen, den sie nachgeplappert hatte, nicht ihrer.

Und irgendwo, vierhundert Kilometer weiter südlich auf einer anderen Insel, saß Reed in ihren Kursen, lernte im Gemeinschaftsraum oder las in ihrem Bett. Und ganz vielleicht würde Logan nie erfahren, wie nah sie ihrem Traum je kommen würde.

Die Prüfungswoche zog sich schleppend dahin. Jeder Tag begann wie in einem Film und endete in einer Trance. Ihre Wahrsageübung lief gut, sie konnte alle von Janette Parkinsons Teesätzen fehlerfrei lesen. Verwandlung hingegen war holprig und es kam der Mittwoch, mit dem sich das Ende der Regengüsse und das Bergfest ihrer Prüfungen näherte. Lediglich Zauberkunst war es noch, vor der es Logan graute.

„Das war die Hölle", seufzte sie also auch, nachdem sie Professor Flitwicks Klassenzimmer verlassen hatte.

Rücksichtslos wrang sie eiskaltes Wasser aus ihrem Umhangsam auf den Westkorridor.

Anne neben ihr entknotete sich die klatschnassen Haare.

„Nie in meinem Leben werde ich jemals wieder einen Flüssigkeitszauber benutzen müssen!"

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt