🏃Minho: WICKED ist gut🏃

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Dein Name: Sam/Samantha


Wie in einer Schulmensa sitzt du mit Teresa beim Essen, während dein langjähriger Freund wenige Zimmer weiter gefoltert wird. Du bekommst keinen Bissen hinunter, wenn du daran denkst. Bisher hast du Minho seit der Brandwüste nicht wieder gesehen und wenn du ehrlich bist, hast du auch Angst davor. Wie würde er reagieren? Bestimmt hasst er dich, das redest du dir immer wieder ein. Seit Beginn arbeitest du mit WICKED zusammen. Vorerst auch mit einem ehrlich guten Gedanken. Du hast ein Heilmittel finden und deine Freunde, als auch deine Familie retten wollen. Seitdem du jedoch Minho kennst, hat sich alles gewandelt. Du erinnerst dich an die erste Begegnung mit dem Ex-Läufer, dann an die zweite ohne Erinnerungen. Schuldgefühle nagen an dir.

Dabei ist es Teresa gewesen, die dich erfolgreich manipuliert hat. ›WICKED ist gut‹ redet sie dir ständig ein, gemeinsam mit Ava Paige. Die beiden wickeln dich so um den Finger, dass du gar nicht mehr gewusst hast, was richtig und was falsch ist. Erst als du begonnen hast, Sympathie für die Lichter zu empfinden, haben sie dich auf die Labyrinth-Experimente vorbereitet. Als einziges Mädchen der Gruppe A. Als ihr ausgebrochen seid und von Janson ›gerettet‹ wurdet, hat dieser dich bei Seite genommen und dir deine Erinnerungen zurückgegeben.

Seitdem hast du jeden Tag gebetet, dass es Minho und den anderen gut geht. Dass sie dich irgendwann finden, dass du sie findest. Aber seitdem Minho als Einziger von Gruppe A entführt wurde, spürst du keinerlei Wiedersehensfreude. Eher Scham. Scham und Wut auf dich selbst. Die ganze Zeit willst du aus diesem System ausbrechen, aber das ist schwieriger, als gedacht.

»Hast du keinen Hunger?«, fragt Teresa, als sei es etwas ganz normales unter diesen Umständen zu essen. Ungläubig siehst du sie an. Ihr Tablett ist fast leer, während deines noch unberührt vor dir liegt.

»Wie soll ich denn Hunger haben, wenn Minho neben an verletzt wird?« Teresa verdreht die Augen und seufzt, als habe sie dir das schon tausend Mal erklärt.

»Er wird nicht verletzt, Sam. Minho ist Teil unserer Lösung und bringt uns einen großen Schritt voran. Dafür müssen nun Mal Opfer gebracht werden.« Solche Worte willst du gar nicht hören. Dein Herz schmerzt unaufhörlich und du schiebst das Tablett mit knurrendem Magen von dir weg. Sicher hast du nach Stunden voller Arbeit Hunger, aber hier sorglos zu Essen, fühlt sich falsch an.

»Ich gehe ins Bett«, verabschiedet sich dann Teresa, bringt ihr Tablett weg und verlässt den Raum. Nach einiger Zeit bist du die Einzige in der Mensa. In deinem Teller liegt besseres Essen, als das, was die Patienten kriegen. Also nimmst du all deinen Mut zusammen, greifst nach dem Tablett und gehst damit einen ganz bestimmten Gang entlang. An einer Tür nach der anderen gehst du vorbei, wagst es nicht in die kleinen, rechteckigen Fenster zu sehen. Dort drin schlafen die Probanden oder versuchen es zumindest. Kinder und Teenager, die gar keine Hoffnung mehr auf ein friedliches Leben spüren dürfen.

Nicht hier.

Deine Füße tragen dich immer weiter, bis sie zu einem ganz bestimmten Zimmer ankommen. Unsicher stehst du vor der Tür, dein Herz klopft dir bis zum Hals. Nur noch diese Metalltür trennt dich von Minho. Mit einer bestimmten Karte öffnest du diese und trittst immer noch unentschlossen in das kleine Mehrbett-Zimmer. Aber nur er bewohnt diesen Raum. Erst reagiert Minho nicht, liegt bewegungslos auf einem der Betten. Fast glaubst du, er schläft und willst wieder umdrehen.

»Geh nicht«, hörst du ihn dann sagen. Seine Stimme klingt heiser, erschöpft vom ganzen Schreien. Deine Schritte verstummen, ehe du dich wieder zu ihm umdrehst und das Tablett auf einem der anderen Betten abstellst.

»Sie wissen nichts davon. Aber du solltest... etwas Besseres essen«, erwiderst du. Es fällt dir schwer, von so etwas banalem zu reden, wie essen. Wenn doch etwas weitaus schwerwiegenderes vor sich hergeht. Minho richtet sich auf, sitzt auf dem Rand seines viel zu harten Bettes. Tiefe Schatten bilden sich unter seine Augen, Müdigkeit brennt sich in sein Gesicht. Dir rutscht das Herz in die Hose. Du hast gewusst, dass es ihm hier schlecht gehen würde, aber so?

»Minho, ich...«

»Warum hast du das getan?«, unterbricht er dich. Unter Anstrengung steht er auf, seine Hände sind immer noch in Handschellen. Auf wackeligen Beinen kommt er auf dich zu, packt dich an den Händen. Du merkst, wie lange du ihn schon nicht mehr berührt hast. Es ist eine Ewigkeit.

»Minho...«, wiederholst du wimmernd.

»Du bist doch nicht, wie Teresa. Ich kenne dich, so bist du nicht. Lass uns hier abhauen, lass uns fliehen. Wir gemeinsam, du gehörst hier nicht hin«, krächzt er verzweifelt. Dicke Tränen rollen über seine Wangen. Auch du kannst dir das Weinen nicht mehr verkneifen.

»Das geht nicht«, fiepst du und klammerst deine Hände so fest wie möglich an seine. Wenn es einen Fluchtweg gäbe, so wärst du längst nicht mehr hier. Ihr würdet eher hier sterben, als einen Ausweg zu finden. Es ist wie damals im Labyrinth. Trotzdem versprichst du ihm eines.

»Ich hol dich hier raus, aber für mich ist es zu spät«, schniefst du und drückst ihm einen festen Kuss auf die Lippen. Es ist dein erster Kuss und auch der erste von Minho. Ihr hegt schon länger Gefühle füreinander, habt aber nie die Zeit gefunden, sie auszusprechen. Und jetzt hast du nicht Mal die Zeit, es länger mit ihm zu besprechen.

»Ich hol dich hier raus«, wiederholst du mit verweinten Augen und quetschst dich selbst wieder aus der Tür, was nicht so einfach ist, wenn Minho sich krampfhaft an dir festhält. Erst nach mehrmaligem Flehen und dem Zeichen, die Tür zu schließen, lässt er dich los.

Das ist jetzt einige Tage her.

Teresa ist seitdem auch nicht mehr aufgetaucht, du kannst sie nicht finden. Egal, wie lange du nach ihr suchst. Erst als du Janson mit Teresa und zwei uniformierten Wachen entdeckst, bemerkst du, was los ist. Newt und Thomas sind gekommen, um Minho zu befreien und als sich die beiden mit ihren Gesichtern zeigen, kannst du nicht anders.

»Ich bringe euch zu ihm!«, rufst du ihnen zu, woraufhin du böse Blicke von Janson und Teresa erntest. Damit hast du dir den Tod gesichert, etwas anderes kannst du dir nichts anderes vorstellen. Niemand, der WICKED Mal verraten hat, wurde je lebendig wieder gesehen. Thomas und Newt sind sich erst nicht sicher, ob sie dir glauben sollen, lassen sich aber dann doch von dir den Weg zeigen. Mit den beiden allein im Fahrstuhl zu sein, fühlt sich unangenehm an. Du weißt, dass dich keiner aus der Gruppe mehr hat leiden können, sobald du von Janson eingesammelt wurdest. Dass du nichts dafür kannst, hat niemand gewusst - außer Minho.

»Hier lang!«, rufst du und wählst die Richtung, in der Minhos Zimmer liegt. Dieser jedoch, kommt euch gerade entgegen, sieht dich verblüfft an und zieht dich dann in seine Arme, zusammen mit den Jungs.

»Du kommst mit uns«, beschließt er, ohne dich danach zu fragen. Er greift dich an die Hand und zu viert stürmt ihr durch die Gänge. Als dich einer der Wachen anschießen will, tritt Minho mit voller Wucht gegen dessen Brust, sodass dieser gegen die Wand kracht und bewusstlos wird. Geschockt über seine Kraft, lässt du dich mitziehen, allerdings rennt ihr in einem der Zimmer geradewegs in eine Sackgasse.

»Das packen wir nicht, Minho. Geht ihr, ich lenke die anderen ab«, flehst du. Du willst nicht, dass er schon wieder eingesperrt wird.

»Das kannst du vergessen, Sam. Wir sind jetzt so weit, es gibt kein Zurück mehr«, keucht er, drückt dir wieder einen Kuss auf die Lippen.

»Knutschen könnt ihr später auch noch, helft uns lieber das beklonkte Fenster einzuschlagen«, grummelt Newt und wenig später zersplittert die große Scheibe, die euch einen Weg ins Freie ermöglicht.

»Ihr seid doch verrückt«, schluckst du. Aber als die Tür aufbricht und Janson mit Wachen raus kommt, merkst auch du, dass es nicht anders geht. Zu viert springt ihr unter fassungslosen Blicken eurer Feinde durch das offene Fenster in mehreren Metern Höhe. Deine Hand umklammert die von Minho so fest es geht und plötzlich spürst du nur noch Wasser. Ihr landet geradewegs in einen Pool.

Du hast nicht Mal gewusst, ob ihr es überlebt und doch spürst du kalte Luft auf deinem Gesicht. Ihr seid frei. Du bist frei. Nicht im geringsten weißt du, ob ihr es noch weiter aus der Stadt schaffst, aber als du Minho in die leuchtenden Augen siehst, erkennst du, dass es nur noch bergauf gehen kann.

𝕄𝕒𝕫𝕖 ℝ𝕦𝕟𝕟𝕖𝕣 ℙ𝕣𝕖𝕗𝕖𝕣𝕖𝕟𝕔𝕖𝕤 & 𝕀𝕞𝕒𝕘𝕚𝕟𝕖𝕤Where stories live. Discover now