Kapitel 113

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25.April 1998

Blut. Überall ist Blut. An meinen Händen, auf dem Boden, an ihm.

Ich kann die Quelle der Blutung gar nicht ausmachen. Es ist einfach zu viel.

Im Hintergrund ein helles Summen, lautes Piepsen.

Ich spüre den Schmerz in meiner Kehle lange bevor ich meinen eigenen Schrei wahrnehme.

Ich kauere auf dem Boden neben ihm, versuche die Blutung zu stoppen, doch es geht nicht. Panisch durchsuche ich meine Taschen nach meinem Zauberstab, doch ich kann ihn nicht finden.

Wenn ich nichts tue, wird er verbluten. Hier in meinen Armen.

Ich presse meine Hände auf die klaffenden Wunden, um es aufzuhalten. Doch es ist zu spät. Ich schaffe es nicht. Ein letzter Atemzug entweicht seinen Lippen, der meinen Namen in einem Hauch durch die Luft trägt.

Sein Kampf ist vorbei.

Schluchzend kauere ich über seinem leblosen Körper, fahre ihm durch die roten Haare und ziehe eine Blutspur über sein blasses Gesicht.

Er darf nicht sterben. Er kann nicht einfach...

Ich wende den Blick von ihm ab. Es schmerzt zu sehr, ihn so zu sehen. Doch was ist das? Direkt neben mir auf dem kalten steinernen Boden liegt mein Zauberstab. Hatte ich ihn vorher übersehen? Hätte ich ihn retten können? Panik breitet sich in mir aus. Meine Hände beginnen zu zittern und ein entsetzlicher Schrei entfährt mir.

Mich einem Ruck sitze ich aufrecht im Bett, die Stirn voller Schweiß, mein Herz heftig am Pochen.

«Ist alles okay bei dir?»

Keuchend versuche ich Ginny in der Dunkelheit unseres Zimmers auszumachen. Sie sitzt aufrecht in ihrem Bett und hat den Kopf schief gelegt.

«Hab schlecht geträumt. Tut mir leid.»

«Schon gut.»

Ich schaue auf meine Handflächen, die eben noch voller Blut gewesen waren. Es war wieder nur ein Traum. Es ist alles gut, Emilia.

«Willst du rüberkommen?», fragt Ginny dann und hebt ihre Bettdecke ein Stück an. «Ich kann auch nicht schlafen.»

Ich zögere nicht, mache einen großen Schritt von meiner Bettkante zu ihrer und kuschle mich zu Ginny unter die warme Bettdecke. Sie legt sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu mir und ich tue es ihr gleich.

«Erzählst du mir von deinem Traum?», flüstert sie und ich atme tief durch.

«Das übliche. Fred, verblutet. Hab ihn nicht retten können... Hab meinen Zauberstab nicht gefunden.»

Ginny schürzt die Lippen. Sie zieht eine Hand unter ihrem Kopf hervor und streicht mir damit über den Arm. «Es war nur ein Traum.»

«Ich weiß. Noch. Was, wenn wirklich etwas passiert und ich es nicht schaffe, ihn zu retten? Wenn irgendeinem von euch etwas passiert und ich zu blöd oder feige bin, etwas zu tun?»

«Das ist doch Blödsinn. Du bist sogar doppelt ausgebildet für den Fall, dass einem von uns etwas passiert. Wenn jemand etwas tun kann, dann du.»

«Ach quatsch. Im Ernstfall bin ich bestimmt gar keine Hilfe.»

«Ich bin im Ernstfall keine Hilfe. Und dann würde ich dich rufen.» Sie deutet mit ihrem Finger auf mein Brustbein. «Und selbst wenn einem von uns etwas passieren sollte und weder du noch sonst jemand kann etwas dagegen tun... Dann ist das beschissen, aber dann ist es nicht deine Schuld.»

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt