Kapitel 124

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10.Juli 1998

«Warte, ich nehm das.» George greift nach der Kiste in meinen Armen, in der sich Tischdecken stapeln.

«Ich schaff das schon, George.», murmle ich sichtlich genervt und kralle mich an der Kiste fest, als er daran zieht. Seit er erfahren hatte, dass ich schwanger war, benahm er sich wie mein persönlicher Butler. Fällt mir etwas hin, ist er sofort da und hebt es auf, will ich etwas hochheben, sprintet er zu mir und übernimmt das für mich. Am Anfang fand ich es wirklich lieb von ihm, doch inzwischen nervt es mich. Außerdem kann es nicht mehr lange dauern, bis es Fred misstrauisch werden lässt.

«George!», entfährt es mir laut, als er einfach nicht lockerlässt, was ihn zusammenfahren lässt.

«Ich bin nicht invalide, ich bin nur... Ist ja auch egal. Aber du benimmst dich unglaublich auffällig.», zische ich leise. Langsam zieht er seine Hände zurück.

«Tut mir leid. Aber du solltest wirklich nicht so schwere Kisten tragen.»

Ich stöhne auf, verdrehe die Augen und lasse die Kiste schließlich in seine Arme plumpsen. «Du lässt nicht locker, oder?»

Zufrieden grinst er und trägt die Kiste mit einem «Nope.», aus dem Schuppen heraus.

Kopfschüttelnd wende ich mich den anderen Kisten zu, die im Schuppen übereinandergestapelt stehen und in denen Molly ihre Ausstattung für Festlichkeiten aufbewahrt.

Als Fred sagte, er wollte mich am liebsten sofort heiraten, hatte er es wirklich auch so gemeint. Nachdem der Krieg vorbei gewesen war, hatte er nicht lange gezögert, alles in die Wege zu leiten – neben seinem Job und seiner posttraumatisch gestörten Freundin, um die er sich kümmern musste. Doch er wollte es so. Genau so und nicht anders. Vielleicht hofft er, dass mich die Hochzeit wieder auf andere Gedanken bringt und mir die Lebensfreude zurückgibt. Doch die letzten Wochen habe ich mich nur schlecht deswegen gefühlt. Weil Fred sich um alles gekümmert hat, während ich den ganzen Tag auf der Couch gelegen habe. Nutzlos und nur eine Belastung für die anderen.

Und jetzt auch noch schwanger.

Ich kann die Tränen nicht aufhalten, die meine Sicht plötzlich vernebeln und lasse sie mit einem tiefen Atemzug über meine Wangen kullern.

«Ach, hier bist du.» Ich drehe mich um, als Ginnys Kopf in der Tür auftaucht. «Mum sucht dich. Wegen des Kleides. Geht's dir gut?»

Ich nicke wild und wische mir mit dem Handrücken über die Augen. «Ja, alles gut. Nur die Aufregung.»

«Bei dem Gedanken daran, dass ich Fred heiraten müsste, würde ich auch weinen.», scherzt sie und grinst. «Komm, ich will dich in deinem Kleid sehen!»

Sie nimmt meine Hand uns zieht mich aus dem Schuppen hinaus.

Molly wartet in Fred und Georges altem Zimmer auf mich. Das Kleid hängt auf einer Schneiderpuppe und sie zupft es gerade zurecht, als wir das Zimmer betreten.

«Ginny, würdest du bitte deinem Dad helfen gehen?», fragt Molly ihre Tochter direkt und ihr Gesichtsausdruck verrät, dass Widerrede zwecklos ist.

Ginny stöhnt auf, verdreht die Augen und stapft mit lauten Schritten die Treppe herunter.

Molly schließt die Tür und schenkt mir ein sanftes Lächeln.

Wenig später habe ich mich aus meinen Klamotten gepellt und stehe in dem langen weißen Kleid auf einem Sockel. Als ich an mir herabblicke, kribbelt es wild in meinem Magen. Das Kleid ist wunderschön.

Molly beginnt, an dem Stoff herumzuzupfen. «Wie geht es dir, Liebes? Und versuch es erst gar nicht mit gut.»

«Ich bin ganz schön K.O.», gestehe ich ihr und beiße mir auf die Unterlippe.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt