Kapitel 47

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24. Dezember 1994

„Da ist noch ein ganzer Tisch frei!“ Ich deute in eine Richtung und Fred zieht mich sofort dort hin. George und Lee sind auf der Suche nach ihren Verabredungen und wollten dann schnellst möglich zu uns stoßen. Wir kommen rechtzeitig an dem Tisch an und reservieren sofort alle Plätze für uns. „Ich freu mich schon so auf den Tanz!“, schwärme ich und schaue mich in der Großen Halle um. Alles ist in weißen, eisernen Farben geschmückt, zwischen den Tischen ist eine weite Fläche leer gelassen, die wohl als Tanzfläche dienen wird und am Ende der Halle steht auf einem kleinen Podest eine Band, die sich gerade für ihren Auftritt bereit macht. Als ich meinen Blick zurückschweifen lasse, bemerke ich, dass Freds Blick auf mir ruht. „Ist was?“, frage ich, als er den Blick nicht von mit abwendet und schief lächelt. Sein Lächeln wird breiter und er lehnt sich zu mir vor, um mich zu küssen. „Darf ich dich nicht angucken?“ Ich erwidere den Kuss und zucke grinsend mit den Schultern.

Als die Champions den Ball eröffnen, schaue ich sehnsüchtig auf die Tanzfläche. Meine Füße wippen im Takt der Musik und ich summe die Melodie mit. Als das erste Lied vorbei ist, und der Rest der Schüler auf die Tanzfläche gebeten wird, huscht mein Blick sofort zu Fred und er grinst mich an, als habe er nur darauf gewartet. Er steht auf und hält mir seine Hand hin. „Würde die Dame mir die Ehre eines Tanzes erweisen?“ Er macht vor mir einen leichten Knicks. Grinsend nehme ich seine Hand und stehe auf. „Die Dame wäre hocherfreut!“ Mit einem kurzen Blick auf George und Lee, die alles andere als Tanzwütig aussehen, folge ich Fred auf die Tanzfläche.

Wir sind neben ein paar Lehrern und den Champions (abgesehen von Harry, der sich schnell wieder verflüchtigt hat) die ersten, die sich zum Tanzen trauen. Fred scheint es gottseidank nicht zu stören und ich für meinen Teil bin Feuer und Flamme. Er legt seine rechte Hand auf meine Hüfte und ich lege meine in seine linke. Mit einem zufriedenen Lächeln mustert er mich, beginnt dann im Takt der Musik einen Wiener Walzer anzustimmen und wirbelt mich durch den ganzen Saal. Immer mehr Paare trauen sich auf die Tanzfläche, doch ich konzentriere mich bloß auf Fred und den Moment. Wir fliegen über das Parkett und auch nach dem vierten Lied vergeht uns die Lust am Tanzen noch nicht. Erst als nach einem Langsamen Walzer Professor Dumbledore das Buffet für eröffnet erklärt, stoppen unsere knurrenden Mägen uns, und wir legen eine Essenspause ein.

„Das war klar, dass das einzige, was dich vom Tanzen abhalten kann, Essen ist.“ Ich drehe mich um und blicke einem Grinsenden George entgegen. Fred und ich stehen am Buffet und schaufeln uns ordentlich unsere Teller voll. „So verfressen bin ich jetzt auch wieder nicht.“, beschwere ich mich, kann mein Grinsen dabei allerdings nicht ablegen. Fred dreht sich zu mir und die Zwillinge schauen mich gleichzeitig mit gehobenen Augenbrauen an. „Dein Teller sagt was anderes.“, lachen die beiden im Chor und George mopst sich eine Tomate von meinem Teller, um sie schnell in seinem Mund verschwinden zu lassen. Die beiden haben Recht. Mein Teller ist so vollgehäuft mit Essen, dass sich mein Weg zum Tisch zurück als sehr schwierig erweist.

„Hast du keine Angst, dass dein Kleid platzt?“ Ich verschlucke mich und hätte fast mein ganzes Eis über den Tisch gehustet. Fred klopft mir lachend auf den Rücken. „Se-hr Ch-a-har-ma-hant, Ge-e-or-ge“, huste ich und nehme einen Schluck Butterbier. Mit einem letzten Räuspern verschwindet der Hustenreiz und George grinst mich unschuldig mit den Schultern zuckend an. Ich strecke ihm belustigt die Zunge raus, widme mich dann aber auch wieder meinem Eisbecher. „Bei so viel Auswahl muss ich mich halt einmal durchprobieren.“, versuche ich mich zu verteidigen und wollte mir eigentlich einen Löffel Schokoeis essen, doch landet das Eis statt in meinem Mund genau auf meinem Schoß und damit auf dem hellen Stoff meines Kleides. Kurz verstummt der ganze Tisch, dann bricht unterdrücktes Gelächter los. Ich kann auch nicht anders, als darüber zu schmunzeln, denn das war typisch ich. Fred reicht mir einen Haufen Servietten und ich beginne, das Eis von meinem Kleid zu tupfen. Doch natürlich reibe ich das Braun nur noch weiter in den Stoff hinein und der Fleck wird immer größer. „Ach verdammter Mist.“, murmle ich und meine Laune springt über in leichte Verzweiflung. Fred zückt indessen seinen Zauberstab. „Em, du vergisst mal wieder, was du eigentlich bist.“ – „Was tu ich?“ Ich runzle die Stirn, begreife jedoch, als Fred seinen Zauberstab einmal schwingt und etwas murmelt und der Fleck auf meinem Kleid von jetzt auf gleich verschwunden ist. „Wow. Sowas kannst du?“, frage ich erstaunt und streiche über die Stelle, wo der Fleck war. Man sieht nichts davon, dass das Kleid eben noch komplett ruiniert gewesen war. „Was soll das denn heißen?“, lacht er gespielt beleidigt, grinst dann aber. „Siehst du mal, wozu ich alles gut bin!“ Ich lege meine Hand auf seine Wange und ziehe ihn vorsichtig ein Stück zu mir heran. „Ich weiß, wozu du noch gut bist.“, flüstere ich grinsend und lege meine Lippen auf seine.

Er erwidert meinen Kuss und der Moment hätte so perfekt sein können, wenn uns nicht ein lautes Räuspern unterbrochen hätte. Genervt löse ich mich aus dem Kuss und schaue auf.

Schlagartig werde ich rot. „DAD!“, quieke ich und springe auf, als plötzlich mein Vater vor mir steht. „Was machst du denn hier?“ Freudig überrascht umarme ich ihn und er drückt mich an seine Brust. „Heiligabend mit meiner Tochter verbringen!“, lacht er und lockert seinen Griff. „Albus hat mich eingeladen herzukommen und ich dachte mir, das Angebot kann ich nicht ablehnen.“ Er zwinkert mir zu und ich grinse. „Warum hast du denn nichts gesagt?“ Er zuckt mit den Schultern. „So ist die Überraschung doch viel größer.“ – „Da hast du wohl recht!“ – „Lass dich mal anschauen.“ Er begutachtet mich von Kopf bis Fuß und lächelt zufrieden. „Du siehst sehr hübsch aus.“ Ich werde rot, als er das sagt und lege meine Hände auf meine glühenden Wangen. „Danke.“, nuschle ich und lächle verlegen. „Willst du dich zu uns setzen? Wir können einen Stuhl dazustellen.“ Mein Vater schüttelt lächelnd den Kopf. „Ich will euch nicht weiter stören.“ Er lächelt mich an und zwinkert dann Fred zu. Da fällt mir auf, dass mein Vater uns ja noch gar nicht als Paar erlebt hat. Fred sitzt rot wie eine Tomate auf seinem Stuhl und lächelt verlegen.

„Ich hab euch beide ja noch gar nicht offiziell einander vorgestellt.“, lache ich und deute auf Fred. „Dad, das ist mein Freund, Fred. Fred, das ist mein Vater.“, sage ich und deute dann auf diesen. Er muss grinsen und als Fred aufsteht, reicht er ihm die Hand. „Sehr erfreut.“ – „Ebenso, Mr. Lupin.“ Ich pruste los und Fred versucht, sein Grinsen zu unterdrücken. Remus bleibt ernst. „So, Mr. Weasley.. Bevor ich Sie einfach auf meine Tochter loslassen kann, muss ich natürlich erst einmal wissen, was Sie für Referenzen aufweisen können.“ Fred wird kreidebleich. „Ehm… Was? Ich…“ Fred sucht meinen Blick und ich versuche mein Grinsen hinter meiner Hand zu verstecken. „Das war ein Scheherz!“ Remus lacht und klopft Fred beherzlich auf die Schulter. „Willkommen in der Familie! Belass‘ es bitte bei Remus.“ Erleichtert atmet Fred aus. „Und jetzt habt weiter Spaß!“, er lächelt zufrieden und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Wir sehen uns später! Vielleicht bei einem Tanz?“ Er zwinkert mir zu, ich nicke und dann verschwindet er Richtung Lehrertisch.

Freds Blick trifft meinen. Wir schauen uns erst stumm an und lachen dann gleichzeitig auf. Er legt seine Hände auf meine Hüften und zieht mich zu sich ran. „Wusste er schon von uns?“ Ich nicke. „Habs ihm letztens in Hogsmead erzählt.“ Fred atmet erleichtert aus. „Gut, dann war das gerade ja nur halb so peinlich.“ Ich grinse. „Hast du es deinen Eltern schon erzählt?“ – „Seh‘ ich so aus, als würde ich damit direkt zu meinen Eltern rennen?“ Ich antworte nicht darauf und Fred scheint auch keine Antwort zu erwarten, denn er legt schnell seine Lippen auf meine und wir versinken erneut in einem dieser wunderschönen Küsse.

„Ihr wisst aber, dass wir auch noch da sind?“ Fred und ich lösen uns kurz aus dem Kuss, drehen uns zu George um und sprechen im Chor: „Ach, halt die Klappe.“ Und lassen uns von den anderen nicht dabei stören, wieder in dem Moment zu versinken.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt