04 | unter uns.

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NOVEMBER 1996 - JANUAR 1997


Wenn die Herbstsonne an den Morgenden in die Winkelgasse fiel, war es im Scherzartikelladen der Weasley Zwillinge still. Passanten lugten gelegentlich durch die bunt beladenen Schaufenster hinein, doch ehe die Uhr über dem Tresen nicht auf zehn gesprungen war, würde sich keiner der Zwillinge nötigen, das grelle Schild mit den tanzenden Lettern hinter der Fenstertür umzudrehen. Geöffnet.

Logan beobachtete das Schauspiel, seitdem sie nach London zurückgekehrt war, wenn Fred und George bei dampfendem Kaffee in ihrem Büro über Umsätze diskutierten oder Parsley – ein untersetzter Zauberer mit bemühtem Bartwuchs – Lieferungsnachschub für neue Experimente brachte.

„Ihr solltet darüber nachdenken, eine Fertigung zu starten", hatte Logan an einem der ersten Morgenden befunden, als sie das Staunen bloß noch schwer hinunter gewürgt hatte. Die Kisten voller Trankzutaten, Utensilien und Muggelartefakten türmten sich bis unter die Betondecke.

Nur auf Quidditchfeldern hatte sie sich je kleiner gefühlt.

„Kommt gar nicht in Frage", hatte George erwidert und ein noch unverzaubertes Teleskop in der Hand gedreht. „Das Zeug herzustellen macht am meisten Spaß."

Fred ließ daraufhin die Lagertür zur Hofeinfahrt zuknallen und sperrte den damaligen Regen aus. „Eher stellen wir wen für die Buchhaltung ein. Oder für die ganzen nervigen Verträge."

Doch selbst das taten sie nie. Und so hatte Logan jeden Morgen Zeit, bevor das Treiben begann und George ihr Aufräumarbeiten in den Regalen auftrug, sich die durch die Fensterläden einfallenden Farben anzusehen, die wie ein buntes Kaleidoskop auf den Dielen tanzten.

Heute war einer der Morgenden, an denen die Sonne schien. Und so bemerkte sie nicht, dass Fred durch die Hintertür am Tresen auftauchte.

„Hier."

Seine Stimme erschien so nah an ihrem Ohr, dass sie zusammen zuckte, und beinahe segelte die Doppelseite, die in ihren Schoss platschte, auf den Bodem. Fred beugte sich über ihre Schulter, das Lächeln auf den schmalen Lippen süffisant.

„Die Aufstellung der Yorker Eagles für die nächste Saison."

Behutsam reckte sie den Sportteil des Tagespropheten im Scheinwerferlicht. Fred stellte seine halbleere Tasse neben ihr ab und wandte sich möglichst beiläufig dem Pergamentstapel zu, den er unter seinen Arm geklemmt hatte.

Weil Logan jedoch nichts sagte, betonte er: „Er ist in der Startelf."

Und sie verstand. Corben McLaggens Name schimmerte auf dem dünnen Papier über die einfallenden Lichter hinweg. Jäger, rechte Flanke.

Sie grinste. Als wäre das seine Art der Entschuldigung.

Fred musterte sie über die Bestellformulare hinweg.

„Er ist in York", beteuerte er. „Er unterstützt den Orden nur alle paar Monate im Ministerium, wenn er für sein Studium eh hier in London ist."

Logan brauchte nichts zu sagen, damit Fred verstand, wie dankbar sie ihm war. Er sah, wie sanft sie die Seite in ihrem Schoß zusammenlegte.

Trotzdem zeugte ihr Ausdruck von Schmerz.

„Wenn es mich nicht gäbe, würde er gar nichts für den Orden tun."

Fred sah wieder auf seine Formulare hinab und sprach aus, was auch Logan über Corben hätte wissen sollen: „So sicher kannst du dir nicht sein."

THE AFTERMATH » fred weasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt