12:37 Uhr

Nach dem Arztbesuch waren sich beide einig geworden, den Winterurlaub abzubrechen und nach Hause zu fahren.
    Martin wäre gern geblieben, jedoch stand Darius’ Verletzung im Vordergrund. Mit dieser war ein entspannter Aufenthalt nicht möglich, erst recht nicht, da Darius ohnehin an allem etwas auszusetzen hatte. 
    »Da du einen verletzten Fuß hast, fahre ich.« Martin schnappte sich den Autoschlüssel vom Tisch, bevor Darius danach hätte greifen können. 
    »Das ist voll unfair. Du bist gestern schon gefahren! Er ist doch nur verstuikt!«, sagte Darius. Dabei sprach er die niederländische Bezeichnung für eine Verstauchung, welche die Ärztin aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse verwendet hatte, sowohl falsch als auch unnatürlich in die Länge ziehend aus. 
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du sie als unfähige Pfuscherin betitelt hast? Du kannst zum Glück sagen, dass sie dich nicht verstanden und direkt rausgeschmissen hat. Ich hätte es getan.« Unweigerlich spielte sich vor Martins geistigem Auge das vergangene Szenario wie ein ganz mieser Film ab, in dem Darius die Hauptrolle des Bösewichts besetzte. 
    »Was denn? Man darf doch wohl noch seine ehrliche Meinung sagen, oder?«
    »Darf man, aber dann solltest du dir genau überlegen, was du von dir gibst. Manchmal plapperst du ohne zu denken einfach drauf los und beleidigst andere …« 
    »Tue ich nicht!«
    »Doch, das tust du!« 
    »Das stimmt nicht!«, hielt Darius dagegen.
    »Und ob!«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Was wird das jetzt hier? Wir sind hier weder bei der Muppets Show noch in irgendeinem Loriot-Sketch«, sagte Martin genervt.  
    »Ich wollte zu einem fähigen Arzt, der weiß, was er tut. Und wo schleppst du mich hin?«
     »Gib mir einfach deine Tasche und lass uns nach Hause fahren.«
    »Nichts lieber als das!« Darius reichte Martin die gepackte Reisetasche und blickte dann aus dem Fenster. »Nee, oder?«
    »Was ist?« 
    »Guck mal raus.«
    Als Martin das tat, traute er seinen Augen nicht. Der Wagen lag vollständig unter einer dicken Schneedecke begraben. »Laut Wetterbericht sollte es doch trocken bleiben. Was machen wir denn nun?«
    »Selbst das Wetter können die Käseköppe nicht richtig vorhersagen! Wie kommen wir denn jetzt nach Hause?« 
    »Gar nicht.« Martin stellte die Tasche zurück auf den Boden und seufzte.
    »Na toll! Und laut meiner App soll es weiterschneien«, motzte Darius. Er trat an Martin heran und hielt ihm das Smartphone hin. »Hier, guck dir das an!«
    »Tja, dann werden wir wohl noch ein wenig bleiben müssen.« 
    »Ein wenig? Mann, das soll die ganze Woche so bleiben!«
    »Dann ist das jetzt so«, sagte Martin ergeben. »Ich mache jetzt die Heizung an und du kannst deine Tasche wieder auspacken.«
    »Und dann? Kuscheln wir endlich?«
    »Ich dachte, du hast Fußschmerzen?« Martin schmunzelte.
    »Na ja, du könntest dafür sorgen, dass ich sie vergesse.«

So mussten beide Jungs den Rest der Woche im verschneiten Winterswijk verbringen, doch mit ein wenig Glück und trauter Zweisamkeit würde der Winterurlaub doch noch besser als zunächst erwartet.

Wintercamping - Der etwas andere Urlaub Where stories live. Discover now