9. eine Höhle

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Meine Rute wedelte freudig hin und her, während mich meine Füße zielsicher durch den Wald trugen.

Es war ein herber Rückschlag, als ich morgens ohne meinem Gefährten neben mir wachgeworden war, aber gleichzeitig konnte ich es ihm nicht einmal übel nehmen. Er hatte ein Rudel zu leiten und konnte dadurch nicht einfach mal die ganze Nacht verschwinden.
Zumindest hoffte ich, dass er ein Rudel hatte und nicht nur ganz alleine hier draußen war.

Benno hatte geschimpft wie ein Rohrspatz, als ich Flynn heute Nacht wieder zu ihm gebracht hatte, da er wusste, dass ich mich wieder alleine im Wald herumtreiben würde. Diesmal war es sogar so schlimm, dass Benno Flynn fast davon überzeugen konnte, dass es sicherer war, wenn mein Beta mich begleitete.
Was auch immer Flynn Benno dann ins Ohr geflüstert hatte, hatte den Beta dann jedoch zum Glück ganz schnell vom Gegenteil überzeugt.

Ich wollte nicht wissen, was Flynn zu ihm gesagt hatte, wahrscheinlich irgendetwas versautes und darüber wollte ich mir beim besten Willen keine Gedanken machen, aber ich war wirklich froh, dass es funktioniert hatte. So hatte ich zumindest Benno nicht an der Backe und würde nicht erneut in Erklärungsnot geraten.

Ich hatte den gesamten Tag über nur die vergangen Nacht mit meinem Gefährten im Kopf. Wie nahe wir uns waren, seinen angenehmen Duft und wie wir uns um die Dominanz gestritten hatten. Es störte mich seltsamerweise nicht, dass ich ihm gegenüber meinen Rang verteidigen musste. Gestern hatte es mir sehr gefallen, obwohl mein Wolf schon einen kleinen Knacks davon getragen hatte, als mein Gefährte auf mir geschlafen hatte.
Ich war mir fast sicher, dass unser Rang uns noch einige Probleme bescheren würde, aber fürs erste wollte ich darüber nicht nachdenken. Ich wollte einfach nur die Zeit mit ihm genießen.
Ich hoffte einfach nur, dass er heute auch wieder da sein würde.

Mein Ziel war die kleine, bemooste Lichtung mit dem See, an dem wir letzte Nacht gelegen hatten. Der Ort hatte mir gefallen und es war ruhig. Wir waren dort irgendwie in unserer eigenen Blaße und das wollte ich wieder.

Die Grenze kam immer näher. Der Wind trug mir unsere Grenzmarkierungen bereits entgegen und es waren nur noch wenige Meter, bis ich an der Stelle gekommen war, an der ich auch die letzten Male bereits unser Revier verlassen hatte.

Stop hallte es plötzlich energisch in meinem Kopf, sodass ich überrascht und alarmbereit herumwirbelte. Nur einen Moment später kam Benno in seiner Wolfsform aus dem Gebüsch heraus.
Wie zum Teufel konnte er mir erneut folgen, ohne dass ich es bemerkt hatte?!

Du verlässt unser Revier gleich, wenn du weiter kopflos durch die Gegend läufst zischte mein bester Freund und legte die Ohren unbegeistert an. Er zog die Lefzen nach oben und stand mir damit eher feindselig als freundlich gegenüber.

Ich weiß antwortete ich nur gelassen. Ich war nicht kopflos unterwegs.

Benno schnaubte und ließ sich demonstrativ auf seine Hinterläufe fallen. Sein Ohren stellte er dabei wieder neugierig auf. Sie zuckten hin und her, ehe sie sich auf mich fokussierten.

Solltest du nicht bei meinem Bruder sein murrte ich unbegeistert und wandte ihm den Rücken zu. Warum zum Teufeln musste er mir auch schon wieder folgen? Wäre er nicht gewesen, wäre ich schon fast an der Lichtung angekommen und könnte vielleicht wieder den Duft meines Gefährten riechen. Warum war Benno nicht bei seinem Gefährten?
Jetzt wo ich meinen gefunden hatte, würde ich ihn nicht freiwillig zurücklassen, wenn wir etwas Zeit zu zweit hatten, wie Benno und Flynn sie heute Nach hätten.

Er wartet im Bett auf mich. Ich verzog gleich angeekelt das Gesicht und schüttelte meinen großen Kopf. Sowas will ich nicht wissen, Benno zischte ich verstört und setzte mein Schritte in Richtung Grenze fort.

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