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Nervös lief ich den Gang auf und ab. Immer wieder blieb ich unschlüssig vor der Tür zu dem kleinen Büro stehen nur um mich dann doch wieder abzuwenden und weiter hin und her zu laufen. Fred und George hatten es inzwischen aufgegeben mich dazu zu bewegen stehen zu bleiben. Sie hatten sich schließlich dazu entschlossen mich mit gehobener Augenbraue und fragenden Gesichtern zu beobachten. Ich wusste, dass ich die beiden damit wahnsinnig machte seit ich beim Abendessen plötzlich aufgesprungen war doch ich wusste ja selbst nicht mal was ich hier genau machte. Seit mir die Idee gekommen war die Vergangenheit zu verändern ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los. Wenn es möglich war all dieses Leid zu beenden musste ich es versuchen, oder? Das war ich all jenen schuldig die gestorben waren. Die gejagt und gefoltert wurden. All den Familien die auseinander gerissen wurden... jedem einzelnen von denen die ich möglicherweise davor bewahren konnte.
Immer noch unschlüssig blieb ich erneut stehen. Ich atmete einmal tief ein und aus und klopfte schließlich.
„Herein", ertönte es dumpf aus dem Raum. Ich griff nach dem Türknauf und öffnete die Tür.
Ava saß an ihrem dunkelbraunen Schreibtisch auf dem einige Pergamentrollen wild verstreut lagen und schien ziemlich vertieft darin zu sein. Sie sah erst auf als ich mit den Zwillingen das kleine Büro betrat.
„Oh hallo ihr drei", sagte sie lächelnd. „Was kann ich für euch tun?"
Unsicher sah ich zu ihr und begann mit meinen Armbändern zu spielen. Ava hatte mich bereits einmal davor gewarnt zu viel in der Vergangenheit herum zu spielen. Doch ich wusste, dass meine magische Kraft alleine nicht ausreichen würde um die Vergangenheit derart zu ändern.
„Könnte man die Vergangenheit ändern?", fragte ich leise. Ava's Lächeln fror ein und sie sah mich überrascht an.
„Theoretisch ja, Lucy, aber ich habe dich von Anfang an davor gewarnt", antwortete sie streng. „Mit der Zeit zu spielen ist gefährlich und unberechenbar. Änderst du eine winzige Sache kann das bereits deine ganze Zukunft verändern. Menschen, die du jetzt liebst und schätzt wirst du dann vielleicht nie getroffen haben und Menschen die jetzt leben könnten durch die Veränderung des Schicksals sterben."
„Aber alle die gestorben sind könnten leben!", warf ich ein. „Wie viele Menschen sind durch seine Hände gestorben? Wie viele Menschen hat er gefoltert? Unschuldige! Was haben diese Leute getan außer für ihre Rechte einzustehen und für ihre Familien zu kämpfen? Wie viel Hunderte? Tausende? Nicht nur magische Menschen mussten unschuldig sterben! Auch Muggel hat er abgeschlachtet!"
Ava stand auf und griff nach meinen Armen.
„Ich verstehe gut was in dir vorgeht Lucy aber du darfst das nicht machen. Du riskierst damit nicht nur dein eigenes Leben sondern die ganze Zukunft. Du könntest einen Riss in den Zeitstrahl reißen und die Zukunft für immer verändern. Was passiert ist unvorhersehbar. Du könntest unser ganzes Universum zerstören."
Ich zuckte zurück und sah verstört zu Ava. Seufzend ließ sie mich los und kniete sich vor mich.
„Ich habe dich davor gewarnt mit der Vergangenheit zu spielen", sagte sie sanft. „Die Ereignisse von denen du redest sind vor Jahrzehnten geschehen und haben unsere Zukunft maßgeblich geändert. Es ist keine Kleinigkeit von der du sprichst. Die Gefahren sind zu groß."
Ava stand auf, ging zu einem der großen Fenster und blickte hinaus in die untergehende Sonne.
„Viele von uns haben bereits versucht die Geschehnisse die Voldemort angerichtet hat zu verändern. Meine Bruder war einer von ihnen."
„Was ist mit ihm passiert?", fragte ich obwohl ich es bereits ahnte.
„Er starb", antwortete sie leise, „ebenso wie meine Eltern. Niemand weiß genau wann aus Tom Riddle dieses Monster wurde. Die meisten wussten nicht einmal wer hinter dem Namen Voldemort steckte. Jeder der versuchte zu verändern was passiert war starb. Ausnahmslos."
Schuldbewusst sah ich zu Boden. Mir war als hätte ich plötzlich einen großen Kloß im Hals. Mir war nicht bewusst gewesen, dass Ava ihre Familie verloren hatte. Das sie an dem gestorben sind was ich begriff war zu tun...
„Es tut mir leid", murmelte ich. „Ich wollte nicht..."
„Ich weiß", seufzte Ava und sah wieder zu mir. „Versprich mir, dass du es nicht tun wirst, Luce. Nutze deine Gabe um jetzt gutes zu tun. Um jetzt die Menschen zu beschützen. Lass die Vergangenheit ruhen."
Fred und George traten zu mir und legten mir jeweils eine Hand auf die Schulter.
„Komm wir gehen", murmelte George. Ich sah zu beiden auf. Die Zwillinge sahen beide ernst zu mir. Es war wirklich selten, dass man die beiden so ernst sah. Ergeben nickte ich schließlich. Vielleicht hatte Ava recht. Vielleicht waren die Gefahren wirklich zu groß... doch, auch wenn ich nun wusste was damals geschehen war und warum es diese Regeln hab, konnte ich diesen Gedanken nicht gänzlich los lassen. Doch es blieb nicht lange Zeit darüber nachzudenken. Spätestens als wir mit Harry, Ron und Hermine zusammen im Gemeinschaftsraum saßen kam eine Nachricht auf die wie lange gewartet hatten und die ich ein wenig befürchtet hatte. Wir waren grade mitten im Gespräch über irgendetwas dessen Sinn ich nicht ganz verstand. In Gedanken immer noch bei dem Gespräch mit Ava spähte ich durch den leeren Gemeinschaftsraum und sah eine ins Mondlicht getauchte Schneeeule auf dem Fenstersims hocken.
„Hedwig!". rief ich und deutete auf besagte Eule. Harry sprang aus dem Sessel, stürmte hinüber und riss das Fenster auf. Hedwig flog herein, schwebte durch den Raum und ließ sich auf dem Tisch mit Harrys Vorhersagen für Wahrsagen nieder, an denen er gearbeitete hatte während die Zwillinge und ich bei Ava gewesen waren.
„Wird langsam Zeit!", sagte Harry und rannte ihr nach.
„Sie hat eine Antwort!", sagte Ron aufgeregt und deutete auf das schmuddelige Stück Pergament, das an Hedwigs Bein gebunden war. Aufgeregt aber mit flauen Gefühl im Magen sah ich Harry zu wie er das Pergament hastig los Band und sich setzte, um es zu lesen, woraufhin Hedwig ihm aufs Knie flatterte und leise schuhuhte.
„Was schreibt er?", fragte Hermine atemlos. Der Brief war sehr kurz und sah aus, als wäre er in großer Hast hingekritzelt worden. Harry las ihn laut vor:

Harry,
ich fliege sofort nach Norden. Diese Neuigkeit über deine Narbe ist nur das letzte Glied in einer Kette merkwürdiger Gerüchte, die mir hier zu Ohren gekommen sind. Wenn sie wieder anfängt zu schmerzen, geh unverzüglich zu Dumbledore – es heißt, er habe Mad-Eye aus dem Ruhestand zurückgeholt, was bedeutet, dass wenigstens er, wenn auch sonst keiner, die Zeichen liest. Sprich mit deiner Schwester. Ich weiß, dass auch sie eine Fluchnarbe hat. Ich melde mich bald. Meine besten Wünsche an Ron, Hermine und Lucy. Halt die Augen offen, Harry.
Tatze

Harry sah zu Ron und Hermine auf, die ihn mit großen Augen anstarrten. Nachdenklich starrte ich auf den Brief.
„Wir wissen bereits, dass Du-Weißt-Schon-Wer wieder kommen wird...", murmelte ich und sah in die Runde.
„Ob das die Zeichen waren von denen Sirius geredet hat?", fragte Ron.
„Schon möglich", murmelte ich nachdenklich. „Erst war dieser seltsame Traum bei dem ich gedacht hätte es wäre eine Vision gewesen. Den, den auch Harry in der selben Nacht hatte. Und dann die Jagt. Voldemort würde keine Jagt auf mich machen wenn er nicht bereit wäre zurück zu kommen, oder?"
Zustimmendes Gemurmel. Keiner wusste wirklich was er sagen sollte. Aus unserer Überlegung, unseren Gedanken, war nun so etwas wie Gewissheit geworden. Niemand wusste wirklich wie er damit umgehen sollte, ich am allerwenigsten.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Where stories live. Discover now