10 | da sein.

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JULI 1997

Sie begruben Albus Dumbledore an einem Sonntag.

Die Sommersonne schien über Hogwarts so wie sie es am Tag von Logans Abschluss getan hatte und es waren dieselben nun in tief schwarzen Samt gehüllten Stühle, die sich auf der großen Wiese reihten.

Sie begruben Albus Dumbledore, hunderte Menschen begaben sich auf Hogwarts Ländereien und Logan hielt Freds schützende Hand, als der in Satin verhangene Leichnam unter den marmornen Grabstein sank. Die Trauer eines Phönix flüsterte in der Luft.

„Seltsam, hm?", raunte Corben, als er unter den Schatten der Linden zu ihnen trat. Logan hatte seinen dunklen Haarschopf durch die Menge gleiten sehen und nun, wo er vor ihr stand, war es als wäre ein Teil seines alten Ichs tatsächlich zurück. Als würde er alles daran setzen, Logans letztes Bild von ihm aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Pumpende Schläuche, tiefsteckende Nadeln. Augenringe, jodierte Haut.

Der Corben, der nun vor ihr stand, war blass, aber er atmete. Trug einen Anzug, den Logan noch nie an ihm gesehen hatte. Verbarg die Hand, die dunkelsilber war, in seiner Tasche. Sah fast altbekannt aus. Bloß etwas mager, irgendwie.

Rob neben ihnen blies schweren Raucherqualm aus. „Ich hätte gedacht, ich würd unter besseren Umständen hierher zurückkehren." Seine tief in die Höhlen gesunkenen Augen glitten hinauf zum Schloss. Als könnte er sich ohne dessen Anblick gar nicht daran erinnern. Dann schnaubte er, aschte auf das Gras. „Abschluss meiner Tochter oder so."

Nicht einmal Corben verkniff sich ein Schmunzeln, doch es glitt in der dumpfen Luft und der tiefhängenden Trauer davon, war bloß ein Schatten, viel mehr nicht. Vor einem Jahr waren sie auch hier gewesen. Und da hatte die Hoffnung auf ein besseres Leben sie in die Ferne gelockt. Und nun war kaum jemand von ihnen noch hier.

„Fühlt sich für euch auch alles so hoffnungslos an?", fragte Corben und musterte, wie Minerva McGonnagal Professor Trelawny zum Schlossportal buchsierte. Dicke, kullernde Tränen, unkontrolliertes Schniefen.

Logan folgte seinem Blick. „Dumbledore war der einzige, der etwas hätte tun können."

„Glaubt ihr, dass wir verloren sind?", gab er zurück.

Rob schnippte die Zigarette auf den Boden, trat sie aus. „Ich weiß nicht." Er wandte sich ab; Annes wallender Haarschopf tauchte in einer Gruppe aus Ravenclaws hervor. Niemand von ihnen brachte es über sich, mit ihr zu reden. Weil sie einander zu sehr an Naome erinnerten. „Fühlt sich aber verdammt danach an."

Diese Endgültigkeit ließ Rob zurück, als er ging. Und Logan sah ihm nach, wie er im gleißenden Sonnenlicht verschwand.

Corben hingegen tat es nicht. Er sah zu ihr. Und ein Grinsen zog sich auf seine Lippen, als Logan das bemerkte.

„Wie geht es dir?", fragte sie und musterte ihn. Schmaleres Kreuz, dünnere Haut. Eine Narbe dort, wo die Splitter ihm ins Augenlid geschnitten waren. „Und deinem Arm?"

Er blähte lediglich seine Nasenflügel.

„Naja." Seine Miene vereiste zu bitterem Spott. „So langsam fühl ich was in dem Ding, kann ihn benutzen."

Obwohl er mit der Schulter ruckte, blieb der Arm starr. Bloß der Ellenbogen zuckte. Und Logan kam nicht umher als sich zu fragen, ob das Metall an seinen Fingern sich je wieder so warm und rau anfühlen würde, wie seine echte Hand einst gewesen war.

Sie fragte: „Dein Stipendienplatz?"

Und er seufzte: „Ist verfallen."

Er bemühte sich an Nüchternheit, doch wieder erstarb es an seinem Blick. Seine Augen hatten schon immer die ganze Wahrheit gesprochen.

THE AFTERMATH » fred weasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt