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Park Jimin
Dienstag, 11:45

«So, meine Lieben, ihr dürft jetzt gehen. Guten Appetit. Vergesst nicht eure Hausaufgaben!», den letzten Teil von Mrs. Choi's Worten hatte niemand mehr gehört, denn alle waren schon damit beschäftigt zusammenzupacken und möglichst schnell aus dem Schulzimmer zu verschwinden. Darunter auch ich. Nur war mein treibender Gedanke nicht wie bei den anderen das Mittagessen, sondern etwas anderes.

«Geht schon vor, ich komme auch gleich», gab ich Taehyung und Jungkook noch Bescheid und war dann schon aus der Tür. Was meine Freunde erwiderten, hatte ich schon gar nicht mehr gehört.

Mit schnellen Schritten stieg ich die Treppe hoch und stand kurz darauf vor Hobi's Klassenzimmer. Ich wusste von dem Älteren, dass Yoongi immer als letzter den Raum verliess. Perfekt für mich, denn so konnte ich den Jungen problemlos abfangen. Ich lehnte mich lässig an die Wand und versuchte möglichst unbeteiligt zu wirken. Es sollte mich nur niemand ansprechen und dafür sorgen, dass ich Yoongi verpasste. Denn ausser jetzt gab es für mich keine andere Möglichkeit mit ihm zu sprechen. Es sei denn, ich würde während des Mittagessens auf ihn zu gehen. Doch keiner von uns beiden würde das gutheissen.

Irgendwann schlüpfte Hoseok durch die Tür. Er nickte mir zu und ich wusste genau, was er mir damit sagen wollte. Vor jedem Basketballspiel, das wir antraten, bei jeder Niederlage, die wir nach Hause trugen, liess mich sein Blick das ganze etwas rationaler betrachten – «Halb so wild». Und wie jedes Mal bewirkte es, dass ich meine Schultern straffte und mit einem Grinsen an die Sache ran ging.

Er deutete unauffällig hinter sich und war schon um die Ecke verschwunden.
Hab ich dich!, jubelte ich innerlich, als ein Junge zur Tür hinausschlüpfte.

«Ey, du bist doch Min Yoongi?»
Der Schwarzhaarige blieb augenblicklich stehen und schaute mich eiskalt an. Er schien mich nicht zu kennen und auf seiner Stirn bildete sich eine kleine Falte. «Ja.» Seine Stimme war rau, so als hätte er den ganzen Morgen kaum gesprochen, was bei Hobis Erzählungen über ihn wohl auch nicht so abwegig war.

«Du weisst bestimmt schon, wieso ich mit dir rede», packte ich den Stier an den Hörnern. Warum auch länger um den heissen Brei herum reden.
Der schwarzhaarige seufzte. Und hatte er etwa gerade... seine Augen verdreht? Ernsthaft! «Ich hoffe, dass du meine Vermutung widerlegen wirst.»

«Wenn du den Nachhilfeunterricht meinst, dann tut es mir leid, aber genau darum geht es.» In meinem Bauch begann es zu brodeln. Ich hatte auch keine Lust, blieb aber trotzdem immer noch höflich. Nicht so wie mein Gegenüber, der jetzt einfach an mir vorbei ging und ohne mich anzusehen meinte: «Wir treffen uns morgen nach der Schule in der Mensa. Desto früher wir es durchhaben, desto besser.»

Erstaunt liess er mich zurück. Merkwürdiger Junge. Gereizt stapfte ich die Treppe runter und stiess beinahe mit jemandem zusammen.

«Oje, geben Sie auf sich acht Jimin.» Das hatte mir gerade noch gefehlt!
«Tut mir leid, Mr. Min. Ich war gerade in Gedanken.» murmelte ich meinem Lehrer zu.
«Dann ist es ja gut, können Sie jetzt dann Ihre Nervennahrung zu sich nehmen.» Meinte er und begann brummend zu lachen. Ich erwiderte es nicht. Gerade war ich nicht in der Stimmung für nervige Sprüche.

Ich wollte schon weiter, da hielt mich Mr. Min doch tatsächlich davon ab. «Ach Jimin, wenn ich Sie gerade hier antreffe, kann ich Sie ja auch gleich fragen. Konnten Sie schon mit Yoongi über den Nachhilfeunterricht sprechen?»
«Wir treffen uns morgen nach der Schule, dann haben wir's durch.» erwiderte ich und setzte ein gezwungenes Lächeln auf, welches mir jedoch sofort wieder vom Gesicht fiel, als Mr. Min nur meinte: «Ich dachte aber, wir haben uns darauf geeinigt, dass Sie so lange Nachhilfeunterricht nehmen, bis sich Ihre Noten verbessert haben.»
Fuck, das hatten wir wirklich, erinnerte ich mich wieder. «Meinten Sie nicht, wir würden es erst versuchen und nur wenn Yoongi und ich gut zusammen arbeiten können das weiter Vorgehen besprechen?», versuchte ich es trotzdem irgendwie mich aus dieser misslichen Lage zu retten.
Mr. Min hob die Hand und winkte ab. «Nein nein, dem ist nicht so, da bin ich mir sicher. Ich bin zwar schon in meinen Fünfzigern, aber mein Gehirn arbeitet noch ausserordentlich gut. Bis sie sich verbessern haben wir gesagt. Erst dann beenden wir das Ganze.»
Ich nickte langsam. «Na gut, Mr. Min.»

«So und jetzt hopp,» er drehte mich an der Schulter um und schob mich Richtung Mensa. «Sie brauchen jetzt bestimmt Ihr Essen. Viel Vergnügen Morgen, geben Sie mir doch anschliessend am Donnerstag Bescheid, wie es gelaufen ist.»
«Natürlich, werde ich machen.» nicht. Ich würde bestimmt nicht freiwillig dieses Thema mit meinem Lehrer anschlagen, es sei denn es würde darum gehen das ganze abzublasen.

Ich trat in die Mensa und steuerte sofort den Tisch meiner Freunde an. «Hat jemand heute Abend Zeit? Ich brauche soziale Interaktionen, bevor ich mich Morgen mit diesem Weirdo abgeben muss», murrte ich griesgrämig vor mich hin, begann aber sofort zu lächeln als ich sah, dass meine Freunde an mich gedacht hatten und eine Portionen Nudeln für mich mitgeholt hatten.

«Ach komm schon Jimin, so schlimm ist er doch gar nicht», ermahnte mich Hobi streng, doch ich konnte in seinem Blick erkennen, dass er mir nicht böse war.
«Er weiss, dass er am längeren Hebel ist, und das nervt», schmollte ich.

Namjoon wuschelte mir lachend durch das orange gefärbte Haar. «Du Armer», seine Stimme triefte beinahe vor Ironie. «Du kannst heute zum Zocken vorbeikommen, meine Eltern sind mal wieder nicht Zuhause.» Namjoon lud uns nur zu sich nach Hause ein, wenn er sturmfrei hatte. Seine Eltern liess er dann immer im Glauben, er würde in seinem Zimmer sitzen und schön brav lernen statt sich mit seinen Kumpels – ihre Worte – Intellektuell rückbildende Videogames zu spielen.

Jin gab dem blonden Jungen einen Klaps auf den Arm. «Hast du etwa vergessen was heute ist?»
Namjoon schien erst verwirrt. Sein Freund bemerkte dies und half dem Blonden auf die Sprünge. «Meine Schwester?»
Namjoons Augen weiteten sich und er wandte sich wieder an mich. «Sorry Chim, das wird doch nichts, ich muss mit Jin einen Blazer für Yunas Hochzeit aussuchen.»

Ich liess mich frustriert nach hintern sinken. «Die anderen?»
Hobi winkte entschuldigend ab. «Fahrschule.»

Ich sah erwartungsvoll zu Tae und Kookie, doch die beiden schüttelten ebenfalls den Kopf. «Sorry Jimin, heute geht nicht»
«Ja, bei mir auch nicht.»

Missmutig stopfte ich mir mein Mittagessen in den Mund. Von meinem Platz aus hatte ich den perfekten Blick auf meinen zukünftigen Lernpartner. Er sass wie am Tag davor auch, allein und schien die Leute um ihn ganz auszublenden.
Wieso musste es ausgerechnet er sein? Namjoon war doch auch superschlau, wieso also bestand Mr. Min auf diesen Yoongi?

Lange konnte ich mich aber auch nicht mehr in Selbstmitleid suhlen, da gerade ein blondes Mädchen an unserem Tisch vorbeikam. Ich zog scharf die Luft ein und folgte ihr mit meinem Blick, bis sie bei ihren Freundinnen ankam und sich deren Gespräch anschloss.
Hobi sah mir wissend über den Tisch hinweg an. Ich stiess ihm gegen das Schienbein, doch der Rothaarige begann nur noch mehr zu lachen.

«Das ist Rosé, sie geht in unsere Klasse», klärte mich Jin auf, der meinem Blick gefolgt sein musste.
Tae beugte sich nach vorne, um an mir vorbei zu dem Tisch des Mädchens sehen zu können. Er nickte anerkennend und verschränkte dann die Arme. «Keine schlechte Wahl Jimin. Würde ich nicht auf Jungs stehen, wäre sie definitiv mein Typ.»

«Hast du nicht gestern noch gemeint, Lisa aus Hobis Klasse ziemlich heiss? Und heute schaust du schon der nächsten hinterher? Du Casanova.» Jungkook zwinkerte mir amüsiert zu und ich wusste, dass er es nur aus Spass meinte.
«Eine Freundin hatte er trotzdem noch nicht», kicherte Taehyung, während er sich genüsslich an seinen Nachtisch machte.
Ich boxte ihn beleidigt in den Arm. «Na dann erzähl mir doch Mal von deinen Liebesromanzen, Taetae

Meine Freunde begannen zu lachen, doch Taehyung lief feuerrot an und rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Die anderen schienen es ebenfalls bemerkt zu haben und warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Ich stützte grinsend mein Kinn auf die Hände und schaute zu meinem Kumpel. «Erzähl!»

Er druckste erst etwas herum, bevor er zum Sprechen ansetzte, jedoch nur ein röchelndes «Ich habe was im Klassenzimmer vergessen, wartet nicht auf mich» herauskam und er im nächsten Moment schon dabei war aus dem Raum zu rennen.

«Okaayy», zog Jin das Wort in die Länge, um die seltsame Stille zu durchbrechen, die der Braunhaarige zurückgelassen hatte.

«Weisst du etwas?», wandte sich Namjoon an den Jüngsten, doch Jungkook zuckte nur mit der Schulter. Er war Taes bester Freund und wusste alles eigentlich immer schon kurz bevor wir es erfuhren, doch scheinbar schien das diesmal nicht der Fall zu sein.

Ich begann zu grinsen. Schon immer hatte ich ein Flair für Tratsch und ich würde meinen Freund definitiv schon bald danach ausquetschen müssen.

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