46. oder von Konfrontationen, Geständnissen und Bedingungen

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Es ist besser, sich mit zuverlässigen Feinden zu umgeben, los mit unzuverlässigen Freunden. - John Steinbeck

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Ich lächelte ihr leicht zu: "Ganz gut, und dir? Ist Harry schon da?" Sie nickte lachend: "Ja klar, er ist oben und wartet nur auf dich! Das war mal eine Enttäuschung, als er hier ankam und du nicht hier warst. Er dachte schon, dass du das absichtlich gemacht hättest!" Ich beachtete ihre Worte nicht weiter, sondern stürmte di Treppen hoch in sein Zimmer. Er lag mit geschlossenen Augen auf seinem Bett und hatte den Arm erschöpft über sein Gesicht gelegt. Leise schloss ich die Türe hinter mir und setzte mich dann mitten auf seine Brust, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu richten. Es funktionierte nur nicht so ganz.

C H L O É
"Harry?", fragte ich verwirrt, als ich schon etwa seit zwanzig Sekunden auf seiner Brust sass, und er immer noch kein Anzeichen machte, dass er noch lebte. Ich hob seinen Arm hoch, aber sein Gesicht war völlig entspannt, und er zeigte keine Reaktion. Jetzt wo ich da war, verschlief er, oder was? Ich stupste ihm nun mit dem Finger in die Seite, aber bis auf ein tiefes Grummeln tat sich nichts. "Er ist etwa vierundzwanzig Stunden wach gewesen, es wäre vielleicht besser, wenn du ihn schlafen lässt", meinte Niall, der in der Tür stand. An seiner Seite klebte seine 'bessere Hälfte' und daraufhin schloss er wieder die Tür. Ich liess mich seufzend neben Harry auf das weiche Bett fallen, und beschloss, dass das Ganze wirklich noch bis morgen früh Zeit hatte. Schliesslich war es jetzt mitten in der Nacht, und wenn er unausgeschlafen war, könnte er Dinge sagen, die vielleicht nicht so optimal waren, um sich wieder zu versöhnen. Harry legte im Schlaf seinen Arm um meine Taille, und unter einigen Umständen schaffte ich es, die Decke unter unseren Körpern hervorzuziehen. Ich legte meine Lippen kurz und sanft auf seine, flüsterte ein 'Gute Nacht' und schloss auch die Augen.
Als ich meine Augen wieder öffnete, schien die frühe Morgensonne in das Zimmer, und die Vögel zwitscherten vergnügt - nicht... Es regnete als würden die Wolken Zwiebeln schneiden und die Vögel waren sowieso schon alle nach Süden gezogen. Harry lag neben mir und hatte mit seiner grossen, meine kleine Hand umschlungen. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust, um seinem Herzschlag zu lauschen, wenn ich schon keine Chance hatte, die Vögel zu hören. In dieser Position döste ich noch ein bisschen, bis Harry sich regte und ich seine grünen Augen zu Gesicht bekam. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, was sich jedoch wieder legte, als er es nicht erwiderte. Ich murmelte schüchtern: "Hey." Nun fuhr er sich mit einer Hand über das Gesicht, während er sich aufrichtete, und somit unsanft meinen Kopf von seiner Brust schubste. Autsch, das versetzte mir geradewegs einen Stich ins Herz. Ich setzte mich auch auf und schwieg erst einmal, um ihm das erste Wort zu lassen, aber er hatte sich von mir abgewandt und starrte auf den kahlen Fussboden. "Ich weiss es", sagte er so plötzlich, dass ich zuerst das Gefühl hatte, ich hätte es mir eingebildet, aber nun schien sein Blick mich geradezu zu durchdringen. Was wusste er? Etwa dass ich eine Meerjungfrau war? Etwas anderes konnte er schliesslich nicht meinen, denn sonst gab es nichts, dass ich vor ihm verheimlichte. "Wann hattest du vor, es mir zu erzählen?", fuhr er mich nun an. Ich seufzte... er redete ganz sicher davon. Ich zuckte also mit den Schultern und murmelte: "Weiss ich nicht." "Hättest du es mir überhaupt irgendwann erzählt, wenn ich es nicht von selbst rausgefunden hätte?", fuhr er mich an, und ich zuckte erschrocken zurück. Ehrlich antwortete ich: "Ich weiss es nicht! Wie denn auch? Wie hättest du reagiert, wenn ich das einfach rausposaune?" Er runzelte die Stirn: "Ich hätte bestimmt besser reagiert als jetzt." "Wir sind nunmal nicht so lange zusammen, wenn wir überhaupt noch zusammen sind. Ich glaube schon, dass ich es dir gesagt hätte, nur eben etwas später." "Etwas später? Etwa am Sterbebett oder so?" "Nein, natürlich nicht. Aber ich weiss nicht wie ich reagieren würde, wenn du mir plötzlich sagen würdest, dass du... keine Ahnung, mal auf Hogwarts warst!" "Hä? Hogwarts?", fragte Harry nun verwirrt. Ich seufzte: "Das war nur ein Beispiel, Herrgott nochmal. Ist es denn so schlimm? Du weisst es doch jetzt sowieso." Harry blieb stumm und ich fragte besorgt: "Du erzählst es doch niemandem, oder?" Harry blinzelte ein paar Mal, wandte sich ab, und ich erklärte mit Nachdruck: "Harry, das ist sehr wichtig für mich. Ich weiss nicht wie andere Menschen reagieren würden, wenn sie das wüssten. Wie hast du überhaupt davon erfahren?" Er drehte sich wieder zu mir um, Unsicherheit blitzte in seinen Augen auf. Würde er es tatsächlich weitererzählen? "Ich habe dich vom Taxi aus in den Bus einsteigen sehen, und bin dir gefolgt." Ich blieb stumm, als er nicht weiterredete. "Lass mich drüber nachdenken. Das ist gerade ziemlich viel", bat er mich, und flüchtete dann aus dem Zimmer.
Wenn Harry mich jetzt nicht mehr wollen würde....was sollte ich tun? Und was, wenn er es jemandem erzählte? Ich schätzte Harry zwar nicht so ein, aber möglich war alles. Was sollte ich dann tun? Zwar könnte ich nach Merion gehen, aber ich würde meine Freunde schrecklich vermissen, und ich wusste auch nicht, ob ich dort überhaupt willkommen war. Zwar hatte Dodo mir schon so oft gesagt, wie toll es doch gewesen wäre, wären wir gemeinsam aufgewachsen, so war ich mir doch nicht sicher, ob sie mich dort haben wollte. Und wie sollte ich dort überhaupt zurechtkommen? Ich wusste rein gar nichts über die Unterwasserwelt, wie die Meermenschen sie kannten, und würde mich dort sicher unfähig anstellen. Vielleicht wäre ich am Ende ja auch Schuld daran, dass die Meermenschen auffliegen, und die Menschen sie im Labor untersuchen und sezieren.
Die ganze Zeit über stand ich mit hängenden Schultern im Zimmer, und zuckte zusammen, als die Tür zugeschlagen wurde. Harry stand mir wieder gegenüber und ich sah ihn fragend an. Hatte er es sich so schnell überlegt? Würde er jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben wollen? Würde er mich betäuben und für viel Geld an ein Forschungslabor verkaufen? Würde er wieder mit mir zusammen kommen wollen? Würde....
"Ich erzähle nichts, aber nur unter einer Bedingung!", er blickte mir intensiv in die Augen, und ich nickte leicht, um ihm zu bedeuten fortzufahren. "Vergiss die Scheisse, die ich gesagt habe." "Was?", fragte ich verwirrt. Wollte er jetzt doch etwas erzählen? Kurz darauf stand er direkt vor mir und hauchte: "Vergiss, dass ich so ein Arschloch war. Vergiss diese Unwichtigkeiten, die ich dir am Telefon gesagt habe. Ich liebe dich, sei wieder mit mir zusammen!" Erstaunt nickte ich zustimmend, wollte ihn küssen, aber kurz bevor sich unsere Lippen berühren konnten, wich er wieder ein Stück zurück und forderte: "Aber fühl dich nicht gezwungen! Ich werde nichts erzählen, versprochen. Aber gib mir nur eine Chance, wenn du dir dabei sicher bist." "Ja, ich bin mir sicher, aber jetzt küss mich endlich!", reklamierte ich, und dagegen hatte er nichts einzuwenden.
Die Welt war an diesem Moment wieder perfekt für mich. Rosarote Blümchen schossen aus dem Boden, farbige Einhörner tanzten auf Regenbögen und mitten drinnen waren Harry und ich. Es war als hätte ich irgendwelche Drogen geschluckt, so überwältigend war meine Laune jetzt, und teilweise machte mir das ganze selbst ein bisschen Angst, aber die meiste Zeit genoss ich die andauernden Glücksgefühle einfach. Harry schien es nicht anders zu gehen, und den ganzen Tag verbrachten wir damit, zu kuscheln, uns zu küssen oder schmachtende Blicke zuzuwerfen. Louis schien das ganze schon etwas zu nerven, schliesslich war er mein grosser Bruder, aber es kümmerte mich nicht weiter. Im Moment war jeder im Haus glücklich, denn Zayn und Perrie waren glücklich wie immer - eben das typische verlobte Pärchen -, Harry und ich schwebten, wie schon gesagt, auf Wolke sieben, Liam war endlich wieder mit Danielle zusammen, Louis und El waren sowieso das perfekte Paar und auch Niall schien in Kim seine Liebe gefunden zu haben.
Die Vorweihnachtszeit verstärkte die Glücksgefühle noch mehr, und jetzt kam der Vorschlag auf, über Weihnachten die Familie zu besuchen. Niall flog nach Irland, das stand schon im Vornherein fest, und Liam besuchte mit Danielle ihre Eltern. Zayn und Perrie würden hierbleiben, da sie mit Little Mix ein paar Termine in London hatte, und nun blieben noch Louis, El, Harry und ich übrig. Louis schlug vor, zu unseren Eltern zu fliegen, was ich aber nicht so eine tolle Idee fand. Die beiden hatten auch mitbekommen, dass ich das mit dem Studium nicht durchgezogen hatte, und waren nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Harry schlug nun vor, seine Familie zu besuchen, und somit stand ich zwischen den Fronten. Sollte ich zu meinem Bruder (der eigentlich gar nicht mein Bruder war) oder zu meinem festen Freund halten?

⍟ Secrets ⍟ (A Harry Styles Fanfiction)Where stories live. Discover now