More than just a prince

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Cardan x Jude
The Cruel Prince
Genderfluid

Wörter: 1227

Hier saß ich nun, mit Jude bewaffnet vor mir. Ich mag Stunden damit verbracht haben sie mir vorzustellen, an sie zu denken, aber so war es nie. Es war beängstigend und doch fühlte ich mich angezogen. Sie machte mir Angst und doch zog sie mich in ihren Bann. 

"Sag mir einfach, warum du mich hasst. Hier und jetzt." "Du willst wirklich die Wahrheit?" Natürlich wollte sie die Wahrheit, dafür waren wir ja hier. Außerdem hatte ich nicht wirklich eine andere Wahl. Lügen konnte ich nicht. Also die Wahrheit sagen oder schweigen. Und Schweigen würde sie nicht akzeptieren. 

"Ich bin immer noch diejenige, mit der Armbrust und ich schieße nur nicht auf dich, weil du mir Antworten versprochen hast. Also was denkst du, will ich?" Ich fixierte sie mit einem boshaften Blick. Sie wusste ganz genau, dass ich nicht darüber reden wollte. Mein Schweigen würde nur zu meinem Tod führen, aber ich wusste auch, dass sie Respekt vor mir hatte. Wenn sie die Antwort so dringend haben wollte, dann konnte sie sich auch für einen Moment gedulden. 

Ihr gefiel es nicht, dass ich sie mit Schweigen strafte und sie richtete die Armbrust drohend auf mich. 

"Also gut." Ich kann nicht aufhören zu lächeln, was Jude aber wohl eher weniger als Aufregung aufnimmt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie denkt, ich ziehe das Ganze ins Lächerliche. 

"Ich hasse dich, weil dein Vater dich liebt, obwohl du nur ein einfacher Mensch bist. Du kannst ihm absolut gar nichts bieten, machst keine Anstalten, um dich ihm zu beweisen, und doch liebt er dich, sorgt für dich. Ich bin von königlichem Blut, ich bin angesehen, ich bin etwas wert im Land und doch beachtet mein eigener Vater mich nicht. Er hat nichts für mich übrig. Für ihn bin ich nur ein misslungener Nachkomme, der sich in Wein ertränkt und die wertvollsten Kleider trägt. Der sich lieber mit seinen Schwestern schminkt, anstatt mit seinen Brüdern kämpfen zu lernen."

Ich schlucke kurz, überlege nach etwas Wein zu fragen, entscheide mich aber dann doch dagegen. Jude sieht überrascht aus. Ob im positiven oder negativen Sinne weiß ich noch nicht. 

"Ich bin ihm egal, denn er wird dafür sorgen, dass ich für sein Reich niemals wichtig sein werde. Warum sollte er also seine Zeit mit mir verschwenden? Ich hasse dich, weil du nicht von deinem Bruder zusammen geschlagen wurdest nach deinem Outing. Ich hasse dich dafür, dass du denkst, du weißt, wer ich bin und doch nur das siehst, was meine Familie zulässt ohne mich zu töten." 

Ich habe nichts mehr zu sagen, nicht zu ihr. Eine Weile lang starren wir uns an. Eine unangenehme Stille liegt in der Luft. Nervös versuche ich mit meinem Ring zu spielen, bis mir einfällt, dass sie ihn mir weggenommen hat. 

"Das ist alles? Es ist lächerlich. All der Hass, all die Jahre, nur weil das kleine Prinzlein eifersüchtig auf ein einfaches Mädchen ist?" Ich überlege einzuwenden, dass ich nicht "das kleine Prinzlein" bin, entscheide mich aber dagegen. Würde sie es verstehen? Vermutlich nicht. 

„Was sonst noch? Es muss mehr als nur das sein!" Ich schweige. Ich habe mich genug blamiert, genug gebeichtet. Vielleicht verdiene ich es, vielleicht hatte mein Vater all die Jahre recht, vielleicht aber auch nicht. 

"Also?" Erneut zielt sie mit der Armbrust auf mich. "Erzähl's mir!"

Ich schließe die Augen und beuge mich nach vorne. "Am meisten hasse ich dich, weil ich an dich denke. Oft. Ich hasse es, aber ich kann nicht aufhören." beichte ich und verstecke mein Gesicht hinter meiner Hand. 

"Du lügst!" 

Welchen Sinn hätte es zu antworten? Aber wenn ich schon sterbe, dann wenigstens ehrlich. "Du weißt, dass ich nicht lügen kann." antworte ich ruhig, in der Hoffnung, sie sieht meine Angst und im Notfall meine Tränen nicht hinter meiner Hand. "Warum sollte ich es dann tun? Ich werde dich alles tun lassen, was du willst. Du weißt, dass ich die Wahrheit sage." 

"Hör auf mit mir zu spielen!" schrie Jude und fast wäre ich zusammengezuckt. "Du hast Angst vor mir, aber hast scheinbar noch nie darüber nachgedacht, dass ich viel mehr Angst habe." "Ich werde dich töten, wenn du nicht aufhörst mich zu manipulieren!" 

Ich bin der festen Überzeugung, dass ich das hier nicht überlebe, als sie die Armbrust gegen eine Klinge tauscht und näher kommt. Sie drückt die Klinge unter mein Kin, zwingt mich ihr direkt in die Augen zu schauen. Ich kann ihren unregelmäßigen Atem auf meinem Gesicht spüren, wage es selbst kaum zu atmen. 

"Ich bin nicht der Prinz, der ich vorgebe zu sein. Am Ende des Tages bin ich nur eine Faerie von vielen, nicht viel anders von meinen Schwestern und doch auch nicht weit entfernt von meinen Brüdern an anderen Tagen. Ein Prinz, eine Prinzessin, königliches Blut." 

Jude änderte die Position ihrer Klinge, drückte sie nun gegen meinen Hals. Erschrocken atmete ich kurz laut ein. Ich weiß nicht, ob sie verstanden hat, was ich ihr versuchte zu sagen, oder ob sie überhaupt zugehört hat, aber da dies vermutlich meine letzten Worte waren, ist es wohl auch nicht mehr so wichtig. Und doch, irgendetwas in mir sehnt sich danach von ihr verstanden zu werden, dass sie mich als mehr als nur einen Prinzen sieht. 

"Du willst mich wirklich." Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, "Und du hasst es." Ich antworte nicht, doch sie erwartet wohl auch keine Antwort. Einen Moment lang schaut sie mir in die Augen, bevor ihr Blick aufmerksam mein Make-up studierte. 

"Wer bist du?" Ihre Lippen sind so nah an meinen, ich habe das Gefühl, wenn ich rede, berühren sich unsere Lippen. Und doch tuen sie es nicht. "Das habe ich doch bereits bea-" Doch sie unterbricht mich. "Nein. Wer bist du, heute, jetzt gerade?" 

Ich brauchte einen ganzen Moment, bis mir überhaupt in den Sinn kam, dass sie mich vielleicht doch verstanden hatte. War es das? Wollte sie sich rächen und sich über mich lustig machen oder war sie vielleicht wahrhaftig interessiert? Ich wollte den Gedanken gerade wieder verwerfen, unnötiges Wunschdenken würde nur zu mehr Schmerzen führen, als sie erneut fragte. 

"Prinz, Prinzessin oder einfach königliches Blut?" Sie sprach sanft, so als würden die Worte ihr etwas bedeuten und doch wusste ich genau, dass sie im Gegensatz zu mir lügen konnte. Ich biss mir auf die Zunge, bevor ich antworte. Meine Worte waren nicht mehr als ein Hauch und wäre sie auch nur ein wenig weiter weg, sie würde nicht einmal mitbekommen, dass ich gesprochen hatte. 

"Prinzessin." 

Erneut schloss ich die Augen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, erwartete, dass sie sich über mich lustig machte und mir die Kehle durchschnitt. Doch stattdessen fühlte ich plötzlich ihre warmen, vollen Lippen auf meinen. 

Ich habe schon sehr viele in meinem Leben geküsst und obwohl ich es nicht einmal wage, mich zu bewegen, fühlt sich der Kuss besser an als alle, die ich jemals hatte. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, bis sie ihre Lippen wieder von meinen nimmt.

 "Ich dachte, Prinzessinnen wären besser erzogen worden und wüssten, wie man einen Kuss erwidert." Sie war noch so nah, dass ihre Lippen meine beim Sprechen streiften. Ich atmete lautstark, unsicher, was ich antworten sollte. Sie legt ihre Lippen erneut auf meine und als ich es endlich wage, den Kuss zu erwidern, grinst sie in den Kuss hinein. 

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