33. Kapitel - Brendas Interesse

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"Der Rechte Arm also?", fragte mich eine Stimme und ich sah nach rechts. Zuvor hatte ich stur geradeaus geblickt, doch nun galt meine Aufmerksamkeit Brenda, die neben mir Schritt hielt. Die Sonne warf sanfte Schatten auf ihr Gesicht, als meine Augen sie von oben nach unten musterten, dabei fiel mir auf, dass sie etwas humpelte. Ganz leicht und nur schwach sichtbar, doch es war offensichtlich.
"Was ist mit deinem Fuß?", antwortete ich mit einer Gegenfrage, mein Blick ruhte in ihren dunklen Augen, die mir einen Hauch von Unsicherheit zu verraten schienen. Kurz bildete ich mir ein, ihre Augen sich weiten zu sehen, doch darauf zuckte das Mädchen, mit den kurzen Haaren, bloß mit seinen Schultern.
Brendas Blick schweifte zu ihrem Fuß, während sie ihre Antwort sprach: "Bin bei der Flucht hängengeblieben, als ein Crank mich verfolgt hat", erklärte sie mit einem Hauch von Resignation, "Hat zwar wehgetan, aber es geht schon."

Hm...

Noch einmal nahm ich sie in Augenschein, bevor ich ebenfalls meine Schultern zuckte und den Fokus wieder nach vorne richtete. Mein Blick fiel auf Liv und Thomas, die vor uns gingen und angeregt miteinander sprachen. Seit meinem kleinen Ausraster mit Michal und dann mit Liv hatten wir kaum miteinander gesprochen. Und das war auch gut so.
Die beiden warfen mir merkwürdige Blicke zu, während meine Gedanken von zahlreichen Erinnerungen durchzogen wurden und ich eine drängende Sehnsucht nach Stille verspürte.
Bedauerlicherweise hatte sich Brenda dazu entschlossen, mit mir zu reden.
"Meine Frage hast du beantwortet, jetzt musst du meine beantworten", forderte sie, "Du kommst vom Rechten Arm?"
Ich wandte meine Augen zu ihr, ein Hauch von Neugierde mischte sich in meine Gedanken. Ich lächelte leicht, doch es war nicht von der einladenden Sorte.
Mehr brachte es mich zum Schnauben, als ich sie fragte: "Ist das jetzt ein Spiel, oder was?"
Meine Stimme klang unbekümmert, anschließend setzte ich fort: "Denn genauso wie ich solltest du wissen, dass es in der Brandwüste kein Nehmen und Geben gibt."
"Schon klar", seufzte Brenda und rollte mit ihren braunen Augen, doch ihr komisches, aufgesetztes Lächeln verlor sie nicht. Sie spazierte einfach neben mir her und auch wenn sie mir dezent seltsam erschien, redete sie einfach weiter: "Aber du kommst vom Rechten Arm."
"Und?"
"Willst du nicht ein bisschen davon erzählen, ich meine, es ist ja unser Ziel, nicht wahr?", sagte sie ruhig, doch ich hielt meinen Blick aufrecht.

Als ob ich dich nicht durchschaue, liebe Brenda, ging es mir durch Kopf.

"Weißt du, ich bin nicht dumm", meine Stimme klang dezent schneidend, "ich weiß, was das wird. Du fragst mich über den Rechten Arm aus, sammelst so viele Informationen wie möglich und hoffst, dass sie dir später helfen werden, wenn du wieder bei Jorge bist. Dir ist auch bewusst, dass euch der Rechte Arm nicht gleich aufnimmt, nur weil ihr wie hilflose Welpen ausseht. Wir sind keine Wohlfahrt", ich machte eine kurze Pause, "Doch, ja, hier wird es spannend, denn mit Informationen, der Geschichte, dass Thomas und du mir das Leben gerettet habt, ja, da wird es besser für dich. Ich fungiere als dein Einlass", stellte ich klar und Brendas Grinsen wurde größer, doch auch schüttelte sie ihren Kopf.
"So viel Misstrauen", begann sie mit einem nachdenklichen Ton, "Was, wenn ich einfach mit dir reden wollte, weil du hier hinten so allein bist und ich sehe, dass dir viel durch den Kopf geht? Die anderen scheinen nicht mit dieser Welt und ihren Menschen klarzukommen, aber ich bin so wie du, schon 'mal darüber nachgedacht? Warum siehst du überall den Teufel?"
Das Mädchen sah mich an, seine Augen suchten die meinen, und ich spürte, wie sich eine vorsichtige Neugier in mir regte. Doch Vertrauen war eine kostbare Währung in dieser Welt, und ich war nicht bereit, sie leichtfertig zu investieren.
"Was willst du wissen?", fragte ich vorsichtig, mein Ton war verhalten, während ich versuchte, die Absichten hinter ihren Worten zu ergründen. Brendas Blick wurde noch forschender. Ihre Augen schienen eine Geschichte zu erzählen, die ich noch nicht kannte.
"Ich habe eine bessere Frage: Was willst du im Gegensatz von mir wissen?", hielt sie dagegen.
Ein kleines Lächeln tauchte auf meinen Lippen auf. Brenda hatte genauso geantwortet, wie ich es erwartet hatte, und darauf klärte ich meine Stimme: "Warum will Jorge unbedingt zum Rechten Arm?"
"Diese Frage im Austausch gegen deine Geschichte?", sie hob eine Braue, und die heiße Sonne schien ihr ins Gesicht.
Kurz wog ich meinen Kopf hin und her, überlegte. Ich wollte unbedingt wissen, warum Jorge so dringend zum Rechten Arm wollte, dass er sogar vor seinen eigenen Männern, in seiner alten Fabrik, gelogen hatte. Er hatte uns ausgequetscht, und hier ging gerade eine Möglichkeit neben mir her, die Wahrheit zu erfahren.

Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt