173. Kapitel

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„Wieso seid ihr damals einfach gegangen und habt mich alleine gelassen? War ich nicht gut genug? Habt ihr mich gehasst? Oder nicht geliebt? Was hab ich euch angetan, dass ihr mich zurücklasst bei diesem Monster?"

P.O.V. Felix

Nachdem ich diese Fragen ausgesprochen hatte, beziehungsweise noch während ich redete, merkte ich, dass meine Augen ein weiteres Mal mit Tränen gefüllt wurden und ich kurz vorm Weinen war. Mein Freund hielt noch immer meine Hand und strich sanft mit deinem Daumen über meinen Handrücken, um mich zu beruhigen.

Die Blicke meiner Schwestern lagen auf meiner Mutter, welche schon fast beschämt an mir vorbei sah und es anscheinend nicht mehr zustande brachte mich anzuschauen. Schwer schluckte sie und seufzte leise. Ich hingegen starrte sie förmlich an, meine Sicht dabei verschwommen von meinen Tränen. Auf eine Antwort wartete ich, hoffte, dass sie mir meine Fragen beantworten und ihr Handeln erklären würde, jedoch sagte mir etwas ganz tief in mir, dass es so nicht geschehen würde, dass meine Mutter keinen wirklichen Grund hatte, mich zurückzulassen.

„Felix...", begann sie und unterbrach sich selbst nach diesem einen Wort schon wieder. Leise schniefte ich, bemerkte die Trauer und diese komischen, bedrückenden Gefühle, welche ich seit dem Tag, an dem meine Familie mich verlassen hatte, versuchte zu verdrängen, in mir hochkommen und mich einzunehmen.

Dieses Mal schluckte ich schwer, wandte den Blick ab und sah zu Boden. Ich konnte den Gedanken, dass meine Mutter mich einfach ohne Grund verlassen hatte, nicht loswerden. Es war, als würde er mein Denken einnehmen, mich bedrängen und mir sagen wollen, dass nicht einmal meine eigene Mutter mich liebte.

„Ich, nein, wir dachten, dass du genauso wie dein Vater bist, wir hatten Angst und... deswegen... deswegen haben wir dich nicht mitgenommen"

Das war also ihre Antwort. Die Antwort, die ich schon so lange haben wollte, vor der ich solche Angst hatte und dennoch wog ich in ihr so große Hoffnung. Hoffnung, dass meine Ängste und Sorgen umsonst waren, dass meine negativen Gedanken sich täuschten und die Stimme in mir falsch lag. Doch die Antwort, die mir meine Mutter nun gab, war keinesfalls die erhoffte, aber besser als all die Szenarien, welche ich mir die ganze Zeit ausgemalt hatte.

Ich seufzte schwer und sah nach unten. Es war schwer diese Aussage zu verkraften, vor allem weil es mich wütend machte, dass sie das jemals von mir denken konnten. Ich sollte so sein wie mein Vater? Ich hab ihn so sehr gehasst und wollte ihn einfach nur noch loswerden. Klar, das alles ist erst so wirklich im letzten halben Jahr in den Schwung gekommen, aber dennoch verletzte es mich sehr mit meinem Vater verglichen zu werden. Schließlich schluckte ich schwer und blickte auf. Gerade als ich zum Reden ansetzen wollte, begann nun meine Schwester, Rachel zu sprechen.

„Aber jetzt wissen wir natürlich, dass du nicht so bist wie er. Du hast das in dem letzten Jahr mehr als nur bewiesen und wir sind dir so unendlich dankbar für dein Tun. Ich weiß, dass das schwer für dich zu verarbeiten ist, aber wir können es ja langsam angehen. Wir würden dich sehr gerne wieder in unserem Leben haben, Lix"

Ich nickte, lächelte leicht und stimmte ihnen zu. Ich wollte sie auch wieder bei mir haben, hatte sie unendlich vermisst, aber eine gewisse Verbitterung gegenüber meiner Familie. Sie hatten mich schließlich alleine gelassen, hatten zugelassen, dass dieser Mann mich so sehr verletzt - psychisch wie physisch - und deswegen war das Wort 'langsam' genau das, was ich brauchte. Einen langsamen Start mit den dreien. Auch wenn ich sie noch so sehr liebte, ich konnte ihnen nicht von heute auf morgen vergeben. Das könnte ich nicht, egal wie sehr ich es wollte. Ich hatte meine Familie in vielen Menschen gefunden. In Chan, in Eric und all meinen Freunden. Aber meine leibliche Familie würden sie niemals sein können oder sie ersetzen können. Der Gedanke an eine Wiedervereinigung mit meiner Familie ließ mich lächeln. Ja, das wäre schön. Ohne dieses Monster in unserem Leben würde alles besser werden. Aber langsam angehen würde keinem schaden.

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Mittlerweile waren Chan und ich wieder auf dem Rückweg vom Café, die Sonne war gerade dabei unterzugehen, während wir beide durch die Straßen unserer Heimatstadt spazierten. Die Stille zwischen uns war teils angenehm, da ich so über die heutigen Ereignisse nochmals nachdenken konnte und versuchen konnte, meine Gefühle zu verstehen, teilweise war das Schweigen aber auch unangenehm, denn es fühlte sich so an, als würde keiner von uns beiden wissen, wie man mit dem jeweils anderen umgehen sollte. Deswegen unterbrach ich diese Absenz des Reden, blieb dabei stehen und sah zu dem Älteren, der mich zunächst verwirrt musterte.

„Danke, dass du dabei warst, ohne dich hätte ich das nicht geschafft", sprach ich und lächelte meinen Freund an, der dies sofort erwiderte und auf mich zu kam. Kurz vor mir blieb er stehen und nahm meine Hand in seine, was ein warmes Gefühl in mir auslöste. Bei nur so einer kleinen Geste und das nach all den Monaten, die wir mittlerweile zusammen waren.

„Das hab ich gerne gemacht. Ich weiß doch, wie schwer das für dich war. Ich werde für immer an deiner Seite bleiben, Lixie", antwortete Chan und blickte mit dieser Liebe in seinen Augen auf mich. Ich lächelte schüchtern und freute mich innerlich unglaublich über seine Worte. Für immer, ja das wäre schön, vor allem nach dem ganzen Mist, den wir überstanden hatten. Für immer wäre da das Beste, das Einzige, was ich mir wünschte. Für immer bei ihm zu sein.

„Danke", hauchte ich leise und legte meine Arme auch schon um den Hals meines Gegenübers, um ihn an mich zu ziehen und meine Lippen auf seine zu legen. Und wie bei jedem Kuss, den wir in unserer gemeinsamen Zeit ausgetauscht hatten, spürte ich dieses Kribbeln auf meinem Mund, die Schmetterlinge in meinem Bauch und die unendliche Liebe zu ihm. Ich hoffte nur, dass dieses Gefühl niemals nachlassen würde. Für immer war das, was ich wollte.

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Short chapter I know, I'm sorryyy.

Hoffe, es gefällt euch trotzdem <3

Es sind btw nur noch ca. 6 Kapitel bis zum Ende 😭

Werde in nächster Zeit aber nur noch einmal die Woche Updates machen können, sorryyyy

𝒀𝒐𝒖'𝒓𝒆 𝑴𝒚 𝑫𝒓𝒖𝒈 | 𝑪𝑯𝑨𝑵𝑳𝑰𝑿Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt