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Nicht mal 10 Minuten später tauchte Stuart auf. Irgendwie sah er gestresst aus. „Was ist passiert?" Seine Augen scannten mich augenblicklich von oben nach unten hin ab. „Ich hatte starke Schmerzen. Schmerzen wie noch nie. Ich hab Angst um das Baby." So nervös wie eben war ich noch nie. Ich hab mich total hilflos gefühlt.
Zum Glück stellte Stuart keine weiteren Fragen mehr. Schweigend bedeutete er mir, mich hinzulegen. Kurz darauf zog er seinen Stab und ließ diese Diagnose-Kugel über meinen Körper schweben. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich für einen kurzen Moment. „Mr. Dumbledore, Sie sollten wirklich vorsichtiger sein. Das eben waren Vorwehen. Scheinbar will das Baby endlich auf die Welt kommen." Mein Herz blieb stehen.

„Schon?! Aber, Sie sagten doch..." Erneut übermannte mich eine Welle der Panik. Der ausgemachte Termin war erst in einem Monat. „Ich weiß was ich sagte. Da es nur Vorwehen sind, muss das nichts heißen. Das Kind kann tatsächlich erst morgen oder übermorgen kommen." Seine Worte sollten wohl besänftigend sein. Funktionieren tat es nicht. „Ich wiederhole: Mein Baby sollte doch erst in vier Wochen kommen."
Stuart murmelte einige Zauber, woraufhin die restlichen Schmerzen erträglicher wurden und ich mich merklich entspannte. „Mr. Dumbledore. Sie dürfen sich nicht aufregen. Das wissen Sie doch." Seinen tadelnden Unterton konnte er sich sonst wohin schmieren! „Was heißt das für mein Kind?" Ich wusste, dass ein Kind eine Frühgeburt bis zu einer gewissen Zeit unbeschadet überleben kann. Ariana kam auch viel zu früh, jedoch war sie immer kränklich und schwach, das auch bevor sie zu dem wurde was sie schlussendlich umbrachte.

„Ich denke die Chancen stehen gut, dass das Kind gesund sein wird. Vier Wochen sind noch vertretbar. Den Rest müssen wir wohl sehen wenn es soweit ist." Der gequälte Ausdruck in seinem Gesicht wurde nicht besser. Irgendwie war er nicht ganz anwesend. „Ist etwas passiert? Hat Gellert Mist gebaut?" Geschickt erhob er sich. Zeit schindend klopfte er seine Hose ab, welche kein bisschen dreckig war. „Nein. Ausnahmsweise bereitet mir mal jemand anderes schlaflose Nächte." Prompt saß das Pokerface wieder auf seinem Gesicht. „Ich werde Ihnen sicherheitshalber meinen Heiler hier lassen. Falls es doch losgehen sollte, wäre jemand mit Erfahrung bei Ihnen. Immerhin schafft es Gellert nicht, heute beziehungsweise morgen nach Hause zu kommen." Diese Information war mir neu. „Gellert wird nicht kommen?"

Neben mir schrieb Stuart irgendwas auf einen Zettel. Namen von Kräutern oder so. „Nein. Er hat einen wichtigen Auftrag bekommen. In letzter Zeit ist er viel beschäftigt." Tatsächlich war Gellert die letzte Zeit sehr angespannt. Die Nächte war er unruhig oder hat komplett durchgearbeitet, während ich neben ihm im Bett lag. „Ich will nicht das dieser Heiler hier wohnt. Das ist mir unangenehm. Gibt es keine andere Möglichkeit?" Erst jetzt hob er seinen Blick von dem Zettel. „Verzeihung, daran habe ich nicht gedacht. Natürlich gibt es eine Möglichkeit. Schicken Sie einfach den selben Zauber wie zuvor an mich und ich gebe die Informationen weiter. Warten Sie bitte nur nicht zu lange damit." Erleichtert nickte ich. Das klang in der Tat besser.

Im Augenwinkel bemerkte ich, wie sich etwas meinem Kopf näherte. Es war Stuart's Hand. Ein kurzes, kaum fühlbares Ziehen war an meiner Kopfhaut zu spüren. Entschuldigend hielt Stuart mir eine Fussel vor die Nase. „Sie hatten da was." Irritiert fasste ich mir ans Haar. „Danke, das habe ich nicht bemerkt." Komisch. So staubig war es hier nicht ? „Ich verabschiede mich dann. Sollten Sie einige dieser Kräuter hier haben, machen Sie sich am besten einen Tee draus. Es ist schmerzlindernd und beruhigend. Versuchen Sie so wenig wie möglich zu laufen oder körperlich aktiv zu sein. Legen Sie sich am besten in Ihr Bett und lesen Sie etwas, oder schreiben Sie." Kurz kam mir der Gedanke, dass Stuart sich wie eine Mutter aufführte, die ihrem Kind sagte was es zu tun hatte wenn sie auf Arbeit ging. Irgendwie amüsant.

„Keine Sorge. Mit dieser Figur kann ich eh nicht sonderlich viel machen. Wir haben tatsächlich ein paar Kräuter im Haus, da gucke ich gleich nach. Vielen Dank." Nickend schnappte der Mann sich seinen teuren Umhang. „Dann sehen wir uns spätestens in zwei Tagen. Ich wünsche Ihnen bis dahin alles gute." Und schon verschwand er mit einem leisen Plopp.
Trotz allem machte sich ein erdrückendes Gefühl in mir breit. So angespannt wie heute habe ich diesen Mann noch nie erlebt. Gellert war immerhin die letzten Tage auch so drauf gewesen. Er war teilweise so in Gedanken, dass er nicht mitbekam, wie ich ihn ansprach. Das war untypisch für ihn. Irgendetwas stimmte nicht und ich wollte brennend herausfinden was es war. Leider war ich an dieses Haus und seit jetzt an dieses Sofa gebunden.

Hoffentlich baute dieser Idiot nicht wieder irgendwelchen Mist. Gerade jetzt wünschte ich mir nichts weiter, als ihn bei mir zu wissen. Ich wollte nicht alleine sein.
Wahrscheinlich war es egoistisch, aber ich wünschte es würde das größere Wohl nicht mir geben. Ein kleiner Funken in mir hat gehofft, dass er es lassen würde, sobald er erfährt das wir ein Kind erwarten. Eine normale Familie... scheinbar war dies ein Traum der nie in Erfüllung gehen würde. Jedoch brachte mir dieses verdammte Ziel nichts, wenn ich Gellert dadurch verlieren würde. Frustriert fuhr ich mir mit den Händen über mein Gesicht. Sich nicht aufregen zu dürfen war Folter pur. Gerade dann wenn der Mann meines Herzens ein totaler Vollidiot war!

Nachdenklich legte ich meine Hand auf meinen Bauch. Die Zukunft kam jetzt doch schneller als erwartet. Schon in ein paar Tagen, vielleicht schon morgen würde ich ein Baby in den Armen halten. Mein Baby.
Ein nervöses Kribbeln machte sich in mir breit. Ob ich wohl eine gute Mutter wäre? Wahrscheinlich nicht die Beste und gewiss würde ich haufenweise Fehler machen, aber ich würde es lieben. Ich liebte mein Baby schon jetzt bedingungslos. Für das Kind und Gellert würde ich alles machen. Die beiden waren meine Familie, mein Glück und meine Zukunft. Der Rest würde sich gewiss Schritt für Schritt ergeben. Das Wichtigste war: Das Baby sollte gesund sein. Das war alles was zählte. Und natürlich das es Gellert gut ging.

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