Kapitel 38

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"Mir fallen keine Fragen mehr ein." Sirius brach die Stille. Er sah mich an. "Fällt dir noch irgendetwas ein?"

Darüber musste ich nicht einmal nachdenken. "Nein."

Sirius seufzte und richtete seinen Blick zurück auf die Sterne.

Es war ende November (und deshalb echt verdammt kalt, nur so nebenbei bemerkt) und Sirius und ich hielten unser übliches Treffen auf dem Astronomieturm ab.

Sirius hatte diese Treffen schon immer genutzt, um einfach ewig über sein Lieblingsfach zu sprechen (hier und dort war manchmal eine Frage versteckt) und er erzählte mir alles über Sternbilder, die Geschichte ihrer Namen und die Hintergrundgeschichten von so ziemlich allem.

Ich saß immer da und hörte zu; beobachtete, wie Sirius strahlte und wie seine Augen leuchteten, wann immer er einen riesigen Vortrag über Astronomie halten konnte. Ich liebte es.

"Dank lass uns ausnahmsweise mal das Thema wechseln", schlug ich vor und zog meinen Umhang etwas enger an meinen Körper. Der Aufwärm-Zauber, den ich zuvor ausgeführt hatte, schien an Wirkung zu verlieren.

"Okay." Sirius zuckte mit den Schultern "Nur worüber können wir denn sonst noch sprechen?"

Ich schubste spielerisch seine Schulter. "Buchstäblich alles", lachte ich. "Wie läuft dein Quidditch so?"

Er kniff misstrauisch seine grauen Augen zusammen. "Versuchst du, uns auszuspionieren?"

Damit, dass dieser Gedanke ihm durch den Kopf schießen würde, hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, also riss ich verwirrt und ungläubig meine Augenbrauen in die Höhe. "Als ob! Du musst mir nichts sagen, was du nicht sagen willst, ich habe nur ein neues Thema vorgeschlagen."

"Ich weiß, ich weiß." Sirius lächelte und legte seine Hand ans Kinn. "Hmm. Was kann ich dir erzählen?"

Er ignorierte, dass ich mit den Augen rollte. "Nun ja, weil wir diesmal gegen Slytherin gewonnen haben, sind wir echt ehrgeizig, den Pokal zu gewinnen, deshalb jagt James uns viel zu oft über das Feld. Er ist verrückt."

Ich stieß ein luftiges Lachen aus. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie James das tat. Aber Tatsache war, dass Sirius damit genau einen Finger in meine Wunde gelegt hatte - Ravenclaw hatte sein erstes Spiel der Saison gegen Hufflepuff verloren, was echt ein unmotivierender Start in die Saison gewesen war.

Aber der Sucher entschied oft das Spiel, und unserer war ein Neuzugang; also unerfahrener und weniger trainiert. Obwohl wir mit 60 Punkten geführt hatten, hatte Hufflepuffs Sucher den Schnatz gefangen und das Spiel beendet.

Sirius bemerkte mein Schweigen. "Oh, ups. Sorry, Frey."

Ich seufzte und zuckte meine Schultern. "Ist in Ordnung. Wenn Hufflepuff gegen Slytherin verliert, und wenn wir sie besiegen, können wir immer noch den Pokal kriegen."

Sirius schüttelte selbstbewusst den Kopf. "Ja, aber nein. Gryffindor ist damit dran, mal wieder den Pokal zu holen. Wir wollen doch nicht, dass James Hogwarts vollkommen deprimiert verlässt, oder etwa doch?"

Ich legte ungläubig meinen Kopf schief. "Wie bitte? Wir haben euch letztes Mal besiegt und wir können das wieder tun, das wirst du schon sehen." Ich ignorierte, wie Sirius erneut seinen Kopf schüttelte und fuhr ungestört fort. "Abgesehen davon würde James Hogwarts nicht deprimiert verlassen müssen - Hat Lily nicht endlich eingewilligt, nächstes Wochenende mit ihm nach Hogsmeade zu gehen? Er ist jetzt für den Rest seines Lebens glücklich genug."

"Ach, das hab ich vergessen. Trotzdem, wir wollen den Pokal und wir werden ihn kriegen, das garantiere ich."

"Bisschchen von dir selbst überzeugt?"

"Äähm, kennst du mich überhaupt?"

Natürlich wusste er, dass er sehr selbstbewusst war, ich sprach hier schließlich mit Sirius. "Ja, tu ich. Und obwohl ich denke, dass ein bisschen Selbstbewusstsein sehr wichtig ist, heißt das nicht, dass man es nicht auch übertreiben kann."

Sirius' Grinsen vertiefte sich. "Das sagt Marlene auch immer."

Mein Lächeln bröckelte, aber ich verbarg es schnell mit einem Lachen. "Sie hat nicht Unrecht."

Sirius schnitt eine Grimasse, bevor er wieder in ein riesiges Grinsen ausbrach. "Vielleicht habt ihr das nicht."

Für einen kurzen Moment war es still. Sirius lächelte immer noch unkontrollierbar, während er die hübschen Sterne vor uns ansah. Ich konnte mir vorstellen, woran er dachte.

"Du bist wirklich glücklich mit ihr, hm?", fragte ich, echt neugierig. Ich meine, das konnte ich immer sehen, aber vielleicht würde es für mich ja leichter werden, wenn ich ihn es direkt in mein Gesicht sagen hörte.

Sirius' Antwort ließ nicht auf sich warten. "Bin ich wirklich. Sie ist so besonders für mich, und ich bin so glücklich, sie als feste Freundin zu haben. Sie schafft es immer, mich mit gerissenen und sarkastischen Kommentaren zum Lachen zu bringen, sie ist klug, und lieb und hübsch - einfach alles, was man sich nur wünschen kann, nicht?"

Da war wieder das schmerzhafte Ziehen in meinem Magen, aber er hatte nichts gesagt, was ich mir nicht bereits selbst gedacht hatte.
Weil Sirius Recht hatte.

Ich lächelte ihn an. "Freut mich, dass du so glücklich bist."
Und das meinte ich wirklich so. Ich war so glücklich, ihn glücklich zu sehen, aber ich war trotzdem noch traurig, dass die Person, die dafür veranwortlich war, nicht ich war.
Aber ich wiederhole mich...

Mit leerem Blick starrte ich vor mich.

Da. Ich hatte es ihn sagen hören. Er war unglaublich glücklich. Und vielleicht ließ das einen winzigen Teil von mir besser fühlen, doch der Großteil tat noch immer weh.

"Freya, ist alles in Ordnung?", Sirius musterte mich besorgt.

"Ja, klar! 'Tschuldigung, ich bin ein bisschen in meinen Gedanken versunken", wank ich schnell ab.

"Das hab ich gesehen", sagte Sirius, ehe er mich beschwichtigend anlächelte. "Keine Sorge. Du bist unglaublich; ich bin mir sicher, dass du auch bald die richtige Person finden wirst."

Ich lachte humorlos.  Ich dachte, das hatte ich schon.

Anscheinend interpretierte Sirius meine Reaktion fehl. "Ich schwöre! Jeder, der nicht mit dir zusammen sein wollen würde, ist ein Idiot."

Ich zwang mein Gesicht dazu, amüsiert auszusehen. Witzig.
"Danke", war, was ich tatsächlich sagte.





Das Gespräch, das Sirius und ich diese Nacht gehabt hatten, war auf eine andere Weise gut für mich gewesen, wie ich später bemerkte.

Es hatte mir einen Abschluss gegeben. Ich war mir nun einhundert Prozent sicher, dass Sirius super glücklich war und nicht mit irgendjemand anderem zusammen sein wollte.

Und das brachte mich zur bitteren Akzeptanz. Ich würde nicht versuchen, das zu ändern.
Ich wusste, dass ich das nicht konnte. Was ich allerdings machen konnte, war, Sirius glücklich sein zu lassen. Also wollte ich das tun und darin meinen Frieden finden.

Das bedeutete nicht, dass ich ihn irgendwie weniger lieben müsste.
Ich konnte ihn noch immer lieben, nur... auf Distanz.
Er würde es nie erfahren müssen.

Ich akzeptierte bitter, dass ich ihm meine Gefühle nie ins Gesicht sagen würde.

Schließlich war Liebe etwas zum Fühlen und nicht etwas, das man sagen musste, also machte es nicht wirklich einen Unterschied.

Ich hegte meinen Groll und ich war traurig, weil Marlene alles bekam, was ich wollte.

Aber ich hatte Sirius noch in meinem Leben, und das war alles, was ich mir wünschen konnte. Dafür konnte ich dankbar sein.

In dieser Nacht akzeptierte ich sehr schweren Herzens, dass Sirius und ich nie ein Paar sein würden.

Ich liebte ihn trotzdem. Leise, heimlich und versteckt.
Vielleicht konnte ich es ihm nicht sagen oder zeigen. Aber ich konnte ihn noch immer in meinem Geist lieben.

















Im englischen ist das eine Anspielung auf den Titel der Story, nur dass ihr bescheid wisst🙈🥰

Love You In My Mind// Sirius Black FF (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt