Kapitel 41

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Der Rest des Abends und der nächste Tag vergingen wie im Flug.

(Die Rumtreiber hatten nochmal für viel Lachen gesorgt, als die Erst- bis Sechstklässler, die vom Kürbissaft getrunken hatten, alle anfingen, zu weinen und zu rufen, wie sehr sie die coolsten Siebtklässler, die Hogwarts je gesehen hatte, doch vermissen würden.)

Der Unterricht am nächsten Tag war nicht einmal wirklich Unterricht. Die Schüler sprachen alle nur mit den Lehrern, oder wir übten ein paar witzige, magische Tricks aus, um die Zeit zu verbringen.
Ich gab mein bestes, beim Fest am Abend mitzulachen, aber meine Stimmung wurde von der Stimme in meinem Kopf getrübt, die mich stetig daran erinnerte, dass das das letzte Abendessen sein würde, das ich je als Schülerin von Hogwarts haben würde.
Dann packte ich meinen Koffer zum allerletzten Mal. Dieses Mal musste ich sehr bedacht sein und sicher stellen, dass ich nichts vergessen oder verlieren würde.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war mein Koffer schon weg; zum Bahnhof in Hogsmeade gebracht.
Wir Siebtklässler waren still beim Frühstücken, aber alle anderen Schüler waren aufgeregt und freuten sich auf die langen Ferien.
Es war für mich unvorstellbar, dass wir nicht zurückkommen würden, so wie an all den anderen letzten Schultagen, die wir davor gehabt hatten.

Dann dachte ich zurück an den letzten Schultag meiner sechsten Klasse und hielt schlagartig inne. Es war vor fast genau einem Jahr gewesen, als ich mein sechstes Schuljahr mit den besten Gefühlen, die mir möglich waren, hatte abschließen wollen.
Wow, wie das nach Hinten losgegangen war...

"Freya, komm schon, oder wir verpassen den Zug." Valerie rief mich ins Bewusstsein zurück, als der Große Saal sich leerte.

Also stand ich schnell auf und folgte meinen Freunden aus dem Großen Saal, doch nur ein paar Minuten später wurde ich von den Rumtreibern aufgehalten, die scheinbar vor der Eingangshalle auf mich gewartet hatten und meinen Freundinnen sagten, sie könnten weitergehen, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf mich richteten.

Verwirrt und in dem Versuch, all die Schüler zu ignorieren, die an uns vorbei liefen, sah ich sie an. "Was geht ab?"

"Ach, nicht viel", antwortete Remus sarkastisch. "Nur, dass die Schule vorbei ist und wir uns hier nie wieder sehen werden."

Mein Magen rutsche mir vor Angst in dir Hose. "Ihr sagt auf Wiedersehen?"
Meine tatsächliche Angst, dass sie für immer auf Wiedersehen sagten, konnte ich nicht aussprechen.

"Naja, ja", antwortete James. "Wir wollen nicht gehen, ohne Tschüss zu sagen."

Ich versuchte, meine Augen nicht vor Panik aufzureißen und meine Stimme beiläufig klingen zu lassen. "Ja, klar, natürlich."

Remus war der erste, der mich in eine Umarmung zog, und all meine Sorgen verschwanden, als er murmelte: "Wir bleiben natürlich in Kontakt, aber wer weiß schon, wann wir es endlich schaffen werden, einander wieder zu treffen, stimmt's? Also tschüss, Freya."

Also waren sie nicht gekommen, um mir eine Abfuhr zu geben. Puh. "Auf Wiedersehen, Remus." Ich lächelte. Dann drückte James mich an sich. "Wir sehen uns, Freya. Ich sorge dafür, dass wir dich zu Lilys und meiner Hochzeit einladen werden."

Ich drückte mich überrascht weg. "Was habe ich verpasst?", fragte ich komplett geschockt und verwirrt.
"Nichts", lachte Remus. "Aber das sagt er zu jedem."

"Ja, hallo", sagte James zu ihm, als wäre Remus schwer von Begriff. "Ich werde Lily früher oder später einen Antrag machen, und ich will, dass alle vorbereitet sind!"

Ich brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, dass das kleine Kichern, das dieser Aussage folgte, von mir gekommen war. "Du bist echt einzigartig, James."

Er deutete eine kleine Verbeugung an. "Das ist meine Spezialität."

"Ach, bitte", Sirius schubste ihn spielerisch weg. "Extra sein ist mein Ding, such dir dein eigenes."
Dann drehte er sich zu mir, mit diesem immer anwesenden Leuchten in seinen Augen, das meinen Magen vor Nervosität Purzelbäume schlagen ließ.
"Bis bald, Frey", sagte er, während er mich umarmte.

Ich schloss fest meine Augen und erwiderte die Umarmung mit all meiner Kraft. Ich hoffte, dass ich ihn sehr bald wiedersehen würde. Und ich hoffte, dass wir uns weiterhin regelmäßig sehen würden.
Den Gefanken, dass er mich vergessen würde, konnte ich nicht ertragen.
In diesem kurzen Augenblick, in dem wir uns umarmten, brannte meine Zunge förmlich mit all den Dingen, die ich ihm sagen wollte, aber nicht konnte.
Ich musste mich zurückhalten.
Stattdessen steckte ich all meine unterdrückten Emotionen in diese Umarmung.
'Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich', wiederholte ich innerlich, mir nichts sehnlicher wünschend, als dass  ich das alles laut sagen könnte und er es zu mir zurück sagen würde.

Die Umarmung war viel zu früh wieder vorbei. Mit der Anstrengung, deshalb nicht allzu betroffen auszusehen, wendete ich mich zu Peter und zog ihn in eine Umarmung. "Dich sehe ich auch bald wieder."

"Jep", erwiderte er, als wir uns voneinander lösten. Sein Kopf war rot. "Es war sehr schön, dich in diesen zwei Jahren kennengelernt zu haben."

Ich lächelte ihn an und richtete meine nächsten Worte an sie alle. "Euch auch. Danke, dass ihr mich an ein paar kleinen Geheimmissionen habt teilnehmen lassen."

"Ach, apropos..." James' Augen glitzerten. "Wir haben Filch die Karte konfiszieren lassen."

"Ihr habt Filch was machen lassen!?", wiederholte ich ungläubig. Warum sagte er das so... So stolz?? Sie hatten ihr Herz und ihre Seele in dieses Projekt gesteckt, und es war ihnen egal, dass es jetzt in Filchs Besitz war?!

"Beruhige dich, Freya", versuchte Remus ruhig, mich zu besänftigen. "Wir haben sie ihn absichtlich nehmen lassen - auf diese Weise werden nur wahre Störenfriede es schaffen, die Karte zu finden und zu nutzen, wenn sie in Hogwarts sind."

Es war leise, während ich noch verarbeitete, was er mir gerade erzählt hatte. "Also wolltet ihr, dass Filch die Karte kriegt?", fragte ich nochmal.

Sie nickten stolz grinsend, und das brachte auch mich zum Lächeln.

In echt, nur diese Jungs würden sich jemals so etwas einfallen lassen. "Ihr seid echt schräg." Ich schüttelte meinen Kopf und ihre Grinser wuchsen.

James nickte. "Das ist der Gedanke."

Remus warf vorsichtshalber einen Blick auf seine Uhr. "Ääh, Leute, wir sollten jetzt echt zum Zug gehen."

"Oh, stimmt", sagte ich und wir machten uns schnell auf den Weg zum Bootshaus. Genau so, wie wir die Ländereien von Hogwarts zum ersten Mal betreten hatten, so verließen wir sie jetzt - per Boot und mit Hagrid, sobald alle Siebtklässler angekommen waren. (Ich teilte mir mein Boot mit Aleya, Valerie und Lina, aber kehrte zu den Rumtreibern zurück, nachdem wir den See überquert hatten.) In Hogsmeade wartete der scharlachrote Hogwarts Express bereits auf die Schüler.

James, Remus und Peter betraten den Zug als erste, und dann waren nur noch Sirius und ich (natürlich zusammen mit ein paar anderen Schülern) auf dem Gleis übrig.

"Du wirst dich wieder zum Rest deiner Zimmergenossinnen setzen, richtig?", fragte Sirius mich und ich nickte.
"Es ist eine Tradition."

Er nickte verständnisvoll, ehe er mich in eine letzte, einarmige Umarmung von der Seite zog. "Dann okay. Tschüss, Frey."

"Auf Wiedersehen, Sirius."

Und dann, einfach so, küsste Sirius kurz meine Wange und verschwand in den Zug.

Mein Körper spannte sich an und meine Hand wanderte zu dem Fleck, an dem ich das Kribbeln, das Sirius' Lippen ausgelöst hatten, noch immer spüren konnte.

Den Schmetterlingen folgte ein schmerzhaftes und allzu bekanntes Ziehen in meiner Brust.

Reiß dich zusammen!

Und mit einem letzten Blick auf Hogwarts, mit dem ich seine Schönheit ein letztes Mal aufsaugte, betrat ich den Hogwarts Express und setzte Fuß in das neue Kapitel meines Lebens.























Love You In My Mind// Sirius Black FF (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt