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Faire Warnung: das Kapitel haut ziemlich rein. Möglicherweise wollt ihr es nicht zwischen Tür und Angel oder in der Straßenbahn lesen.

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Sie war nicht die erste, die fiel. Aber sie war die erste aus ihrem direkten Freundeskreis. 

Am 15. November 1980 ging Dorcas Meadowes auf eine Mission für den Orden und kam nicht zurück. 

Vor einer arg dezimierten Versammlung hielt Dumbledore eine Rede darüber, was für eine Kämpferin sie gewesen war, dass es Voldemort persönlich gewesen war, der sie umgebracht hatte, dass sie vermisst werden würde. 

Die Worte halfen Remus kein Stück, als er zurück in der Wohnung zusammenbrach, auf dem Flur, mit dem Rücken zur Haustür wie ein Kind kauerte und heulte und flehte und schrie und weinte. 

Sie halfen nicht, als Sirius zwei Tage später zurückkam, noch vollkommen ahnungslos, was geschehen war. Er hatte sich so sehr vorgenommen, dass es dann Sirius' Moment zum Trauern sein sollte und dass er selbst derjenige sein würde, der tröstete, aber er schaffte es nicht einmal, einen Ton zu sagen, als Sirius strahlend in der Küchentür erschien, bevor er wieder zu weinen begann. Er konnte hinterher nicht sagen, wie lange Sirius wohl gebraucht hatte, um herauszufinden, um wen es ging, aber schließlich saßen sie aneinander gelehnt auf dem Küchenfußboden und trauerten um eine Freundin. 

Es gab keine Beerdigung. Wer wäre auch gekommen? Niemand wagte es, mehrere Ordensmitglieder an einem Ort zu versammeln, der nicht das Hauptquartier war, es wäre ein zu perfektes Ziel gewesen. 

Sie konnten noch nicht einmal Kontakt zu Lily und James aufnehmen, denn sie hatten aktuell keine Ahnung, wo sich die beiden aufhielten.

Peter, Mary und Marlene waren ebenfalls unterwegs. 

Dorcas war tot und sie alle trauerten allein. 

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Es wurde Weihnachten und sie zitterten bis zum 24. abends, aber dann bekamen sie tatsächlich Dumbledores Erlaubnis, das Fest zusammen zu verbringen. Remus hatte außer Sirius kaum einen seiner Freunde seit Halloween gesehen.

Als sie alle am Weihnachtsmorgen im kleinen Cottage eintrudelten, das die Potters aktuell bewohnten, bewegte sich die Stimmung auf einem ständigen Auf und Ab zwischen kindlicher Freude, Harrys erstes Weihnachten alle gemeinsam zu feiern und der stechenden Abwesenheit von Dorcas. Im Alltag sahen sie sich ohnehin nicht viel, da fiel es leicht, sich selbst einzureden, dass sie nur auf einer langen Mission war, dass sie noch lebte, dass sie nicht...

Aber jetzt, hier, als sie in ihrer beinahe vollständigen Runde zusammensaßen, da konnte niemand mehr leugnen, dass Dorcas Meadowes nicht mehr wiederkommen würde und ein paar Tränen flossen doch. 

Am Nachmittag wurde es ruhiger. Die Geschenke fielen dieses Jahr doch sehr mager aus, denn niemand hatte Zeit und Geld und Gelegenheit gehabt, etwas zu kaufen, niemand wollte etwas besorgen für den Fall, dass sie es dann doch nicht mehr überreichen konnten, falls...

Das würde niemand je laut sagen. 

Niemandem war ohnehin ein Geschenk eingefallen, was besser war, als jetzt einfach gemeinsam vor dem Kamin zu sitzen und den Weihnachtsbaum anzuschauen, den Lily aus einer Topfpflanze gezaubert hatte. 

Marlene hatte Kuchen gebacken. Remus wusste nicht, wann er das letzte Mal Kuchen gegessen hatte, aber aktuell war er bei seinem dritten Stück. Er war köstlich. 

"Moody sagt, wenn wir diese Gruppe Todesser infiltrieren könnten, dann wüssten wir alles, was wir uns je wünschen", berichtete Marlene gerade. "Es ist nur niemand mehr auf unserer Seite, von dem die nicht wissen, dass er auf unserer Seite ist. Könnte vielleicht mal zur Abwechslung einer von denen zu uns überlaufen?" Sie lehnte sich frustriert zurück. Lily und Mary hatten am Morgen eine Weile versucht, Kriegsgespräche zu unterbinden, aber es war ihnen nicht gelungen. Worüber sollte man auch sonst reden? 

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