22. Bittere Erkenntnis

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Gines PoV

Ich wischte mir die schweißnassen Hände an meinem Rock ab. Ich zitterte leicht, weil das Adrenalin der eben überstandenen Situation so langsam abebbte.

»Möchtest du was trinken?«, meinte Jungkook. Seinem wachsamen Blick schien nicht entgangen zu sein, dass ich mir wiederholt über die trockenen Lippen geleckt hatte.

»Oh ja, sehr gerne. Ein Wasser wäre nicht schlecht«

»Ich hol' uns was. Setz dich doch auch in die Lounge«

»Danke dir« Er nickte, drückte meine Hand und war dann in Richtung Bar auf und davon.

Hier am Rand der Tanzfläche hatte ich genügend Platz, um meinen Weg zur Lounge ungehindert fortzusetzen. Dort angekommen sah ich mich suchend um, denn von meinem Mann war nichts zu sehen. Mein Herz klopfte hektisch. Ich wollte einfach nichts sehnlicher, als seine Umarmung zu spüren. Die Begegnung mit diesem asozialen Pack hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich angenommen hatte.

Als ich mich weiter nach Taehyung umsah, fand ich ihn endlich an eine Säule gelehnt, ganz nahe unserer Lounge. Er sah fast entrückt in die Ferne und etwas Melancholisches lag in seinen Gesichtszügen. Ich seufzte, konnte ich doch nur zu gut erahnen was los war. Vergessen war mein eigenes Empfinden, als ich auf ihn zuging.

»Jagiya«, sagte ich zärtlich und strich ihm über den Unterarm, woraufhin er zuckend zu sich kam. »Alles in Ordnung?«

»Huh? Ja... ja doch... es ist nur...«, begann er stockend und brach schwach gestikulierend ab.

»Ich weiß, Tae«, meinte ich und verschränkte meine Finger mit seinen.

Er warf mir einen traurigen Blick zu, verschwunden war jedes bisschen Freude daraus. Da wurde mir bewusst, wie müde er wirklich war und dass der Verlust natürlich noch tief in seinen Knochen steckte, war die Nachricht noch nicht mal eine Woche her. Die Nacht hier im Club machte Spaß, ja, lenkte sie uns gut ab. Aber am Ende des Tages war sie eben nur das: eine Ablenkung.

»Ich vermiss sie so«

Taehyung schluckte schwer und ich sah Tränen in seinen Augen glitzern. Da ich seine Traurigkeit absolut nicht ertragen konnte, bildete sich automatisch ein dicker Kloß in meinem Hals und auch ich schluckte hart dagegen. Ich schmiegte mich ganz dicht an ihn, meine Arme so fest um ihn geschlungen, wie es mir möglich war. Ich wollte ihm so viel Trost spenden, wie ich nur konnte. Er erwiderte die Umarmung nicht minder fest und ich stellte mir vor, wie ich all seine Trauer mit meinen Berührungen aufheben konnte. Er legte die Wange auf meinen Scheitel und ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. So standen wir eine kleine Weile da und trösteten uns gegenseitig.

*** *** ***

Jungkooks PoV

Als ich mit dem Wasser zurückkehrte stutzte ich, da ich weder Gine noch Tae auf der Couch sitzen sah. Ich schaute mich nach ihnen um und entdeckte sie unweit vor mir an einer Säule eng umschlungen lehnen. Zielsicher ging ich auf sie zu, blieb jedoch stehen, als ich ihre Unterhaltung aufschnappte.

»...können auch gehen«, sagte Gine.

»Meinst du, Jungkook wäre nicht zu enttäuscht, wenn wir jetzt schon verschwinden?«, erkundigte sich Taehyung unsicher.

Daraufhin sah Gine zu Taehyung auf und es lag soviel Zärtlichkeit in ihrem Blick, dass ich mich so fühlte, als wenn ich mich in etwas viel zu Intimes einmischte.

»Du bist mir das Wichtigste, Tae! Wenn dein Herz blutet, blutet auch meins. Jungkook wird das schon verstehen«

Sie küssten sich und in mir stach es ganz tief im Inneren, wie damals, als ich das zweite Mal bei ihnen gewesen war.

Delicious TasteWhere stories live. Discover now