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Remus wusste, dass sie das Ritual durchgeführt hatten, denn er war sich sicher, bis vor wenigen Tagen den Aufenthaltsort der Potters gekannt zu haben, aber jetzt wollte er ihm beim besten Willen nicht mehr einfallen. Das Wissen, dass der Fidelius gesprochen war, erfüllte ihn gleichsam mit Erleichterung, jetzt keine Angst mehr um Lily, James und Harry haben zu müssen und umso größere Sorge um Sirius, der jetzt wirklich im Fokus der Todesser stand. 

Als er am 02. November nach England zurückkehrte, konnte er es nicht erwarten, seinen Mann wiederzusehen. Er fühlte sich ein bisschen wie ein Drogenabhängiger, der dringend einen neuen Schuss brauchte, als er mit zittrigen Händen die Schutzzauber zu ihrer Wohnung überwand und betete, Sirius dort zu finden. 

Er wusste, eigentlich hätte er zuerst zum Hauptquartier gehen und seinen Missionsbericht abgeben sollen, aber er hatte ein dumpfes Gefühl im Bauch, vielleicht eine Vorahnung, er wusste es nicht so genau und er musste Sirius einfach sehen. Außerdem hatte seine Mission ohnehin nicht viele neue Informationen gebracht, eigentlich gar keine. 

Die Wohnung war leer. Natürlich war sie leer. Wie wahrscheinlich war es wohl, dass Sirius einfach zuhause auf dem Sofa saß und auf ihn wartete? Er knurrte frustriert in sich hinein und apparierte nun doch zum Hauptquartier. Es lag in einer versteckten Ecke der Winkelgasse und als Remus sie erreichte, konnte er seinen Augen nicht trauen. 

Menschen. Überall waren Menschen. Die Straße war bunt und belebt und alle schienen ausgelassener zu sein als sie seit Jahren gewesen waren. Remus blinzelte. Die gesamte Zauberergemeinschaft schien zu feiern. Was zur Hölle feierten sie? 

"Was schaust du so traurig?", rief eine vorbeigehende Hexe fröhlich und knuffte ihn in die Seite. "Hast du noch nicht gehört? Er ist fort! Du-weißt-schon-wer ist fort! Es ist vorbei!"

Remus klappte die Kinnlade herunter. 

"Wie bitte?", fragte er. Die Frau nickte strahlend. 

"Der Krieg ist vorbei! Wir haben gewonnen!" Und sie umarmte ihn auf offener Straße, obwohl sie sich nicht kannten, sich noch nie getroffen hatten. 

Remus holte tief Luft, dann lief er los, so schnell er kannte Richtung Hauptquartier. Die meisten Schutzzauber waren gefallen, beinahe einfach konnte er das Haus betreten. Darin war es wie ausgestorben. 

"Hallo?", rief er laut. Stille. Dann räusperte sich jemand leise hinter ihm. Remus fuhr herum. Da stand Dumbledore, mit ernster Miene, im furchtbaren Kontrast zur ausgelassenen Stimmung vor der Tür. "Professor? Stimmt es? Ist er fort?"

Für einen Moment rührte sich der alte Mann nicht. Dann nickte er. 

"Ja", sagte er dann ruhig. "Er ist fort. Es ist vorbei." 

Remus wurde das ungute Gefühl nicht los, dass das nicht alles war. 

"Was ist passiert?", fragte er misstrauisch. "Professor, was ist passiert?

Wieder zögerte Dumbledore einen Augenblick. Dann sagte er leise:

"Sirius." Er sah ihn an, mit seinen durchdringenden blauen Augen. "Sirius war der Spion."

~~~~~

"Nein."

"Mr Lupin."

"Nein, er kann kein Spion gewesen sein! Sirius hasst die Todesser, er ist nicht - er wäre der Letzte -"

"Mr Lupin."

"Professor, er ist mein Mann, wir haben zusammen gewohnt, ich hätte es gewusst, wenn er - wir bekommen ein Kind im Frühjahr!"

"Mr Lupin!" 

Remus blieb stehen. Es war der...dritte November? Vierte? Vielleicht auch der fünfte, er wusste es nicht, aber er tigerte in Dumbledores Büro auf und ab und versuchte ihn, versuchte irgendwen davon zu überzeugen, dass Sirius verdammt noch mal unschuldig war. 

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