2

1.6K 185 131
                                    

"Seine Schuluniform ist ihm zwei Nummern zu groß!", fauchte Mary drei Tage später, "er schaut niemandem in die Augen, auf dem Schulhof hängt er die ganze Zeit allein herum und ich habe keine Ahnung, wann er das letzte Mal einen Friseur gesehen hat!" 

Sie lief wild in der Küche auf und ab. Remus und Jerry saßen am Küchentisch, Remus machte eine Abrechnung für den Buchladen und Jerry versuchte, irgendetwas sinnvolles mit einer quadratischen Gleichung anzustellen, während er unter dem Tisch an einem Rubikswürfel herumdrehte, allerdings ohne wirklich darauf zu achten, was er tat, sondern eher um seine Hände zu beschäftigen. 

"Du musst zugeben, dass seine Frisur auch einfach Potter-Erbgut sein kann", räumte Remus vorsichtig ein. Mary verschränkte die Arme. 

"Mag sein, aber weder Lilys noch James' Gene würden dafür sorgen, dass er im Unterricht still ist. Still!", regte sie sich auf. "Er ist nicht dumm, er redet einfach nicht! Und er lacht nicht! Kannst du dir das vorstellen? Erinnerst du dich noch, wie er immer vor sich hin gekichert hat, als er klein war?"

Remus seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen. 

"Verdammt, Petunia", brummte er unzufrieden. 

"Kann man 21 durch drei teilen?", fragte Jerry leise. Remus drehte sich zu ihm um und schielte auf sein Blatt. 

"Ja, aber du musst erst noch das abziehen, bevor du teilen kannst", erinnerte er ihn. "Wie wir geübt haben, weißt du noch? Erst das auf die andere Seite, dann teilen." Er wartete kurz, während Jerrys Hirn zu arbeiten schien, dann sagte er leise "ahh" und Remus drehte sich wieder zu Mary, die mit ihrem Wutausbruch ihren stillen Rechenabend unterbrochen hatte (beziehungsweise, Rechen-dreiviertel-Stunde, länger war Jerrys Aufmerksamkeitsspanne für Mathe selbst an den besten Tagen nicht). 

"Was schlägst du vor?", fragte er ruhig. "Wir können nicht einfach zu den Dursleys hinmarschieren und verlangen, dass sie ihn rausrücken." 

Mary verzog das Gesicht. 

"Erstens: warum zum Teufel nicht? Und zweitens: ich kann sie sehr wohl wegen Kindesmisshandlung anzeigen!"

Remus blinzelte. Gerne hätte er ihr in jedem Punkt recht gegeben. Im Grunde gab er ihr in jedem Punkt recht. Aber hier ging es um ein Kind und einer von ihnen musste wohl rational argumentieren. 

"Auf welcher Grundlage?", fragte er also. "Er lacht nicht und trägt zu große Sachen wird keinem Richter reichen." 

Mary seufzte frustriert, öffnete zielsicher den Schrank mit den Tassen und griff in die große, die ganz hinten stand, die nie jemand benutzte und die Remus' geheimen Schokoladenvorrat enthielt. Sie nahm sich einen Schokoriegel und ließ sich neben ihn an den Küchentisch fallen. 

"Aber ich kann ihn im Auge behalten", erklärte sie entschlossen. "Mit ihm reden. Und sobald er irgendwas sagt, was gut genug ist -"

"- holen wir ihn da raus", unterbrach Remus sie, dann deutete er auf den Schokoriegel. "Du klaust meine geheime Schokolade!" 

Mary verdrehte die Augen. 

"Wir alle klauen deine geheime Schokolade", ließ sie seine Illusion von einem privaten Versteck platzen. "Letztens hab ich gesehen, wie Jerry Jules auf die Arbeitsplatte gehoben hat, sodass sie sich was aussuchen konnte." 

Remus drehte sich verraten zu seinem Kind um. Jerry grinste schief. 

"Die andere Schokolade war alle", meinte er nur. 

"Ich werde einen neuen Platz finden, wo sie vor euch sicher ist", erklärte Remus beleidigt. Jerry lachte. 

"Viel Spaß", sagte er. "Ich kann sie riechen und ich glaube, Jules hat spezielle Schokoladen-such-Kindermagie entwickelt. Wie sicher sind wir, dass sie nicht dein biologisches Kind ist?" 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt