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"Professor, was tun Sie hier?", war das erste, was Mary herausbrachte. Remus war immer noch gedanklich viel zu sehr damit beschäftigt, was seine Tochter wohl alles mit seiner Professorin angestellt hatte, um wirklich klar darüber nachzudenken, was ihre Anwesenheit zu bedeuten hatte. "Es ist ein Montagabend, sollten Sie nicht in Hogwarts sein?"

Professor McGonagall sah sie direkt an. 

"Miss Macdonald", erwiderte sie, "sollten Sie nicht seit sieben Jahren verschollen sein?"

Mary verschränkte die Arme, schien darauf allerdings nicht wirklich etwas antworten zu können. Remus räusperte sich leise und drehte sich zu Jerry um. 

"Jerry, wäre es denkbar, dass du mit Julie nach oben gehst und ihr uns einen Moment allein gebt?", fragte er ruhig. Jerry öffnete den Mund, um zu protestieren - noch viel wichtiger, Julie tat das gleiche - aber Remus warf beiden einen strengen Blick zu. "Ich verspreche euch, dass wir später in Ruhe über alles reden." 

Julie wirkte nicht überzeugt. 

"Ist die Frau Tigger?", fragte sie leise. "Werde ich Tigger jetzt nie wieder sehen?" 

Remus strich ihr durch die Haare. Nichts hätte er in diesem Moment lieber gemacht, als sich mit ihr und Jerry hin zu setzen und ihnen zu erklären, was Animagi waren (eine Schande, dass er das Sirius' Tochter überhaupt erklären musste), aber jetzt gerade gab es dringendere Fragen, also sagte er nur: 

"Später, ja?" 

Jerry und Julie verließen grummelnd den Laden. Remus hatte ein schlechtes Gewissen - er hatte es als Kind immer gehasst, wenn Erwachsene ihn ohne Erklärung wegschickten, seine Fragen nicht beantworteten. Er hatte sich geschworen, das nur zu tun, wenn es gar nicht anders ging. Er drehte sich wieder zu Professor McGonagall um:

"Bitte sagen Sie mir, dass Sie uns nicht die letzten sechs Jahre hinterher spioniert haben", sagte er scharf. Die Professorin wirkte nur wenig eingeschüchtert. 

"Bitte, Mr Lupin, glauben Sie wirklich, ich nutze meine arg begrenzte Freizeit als stellvertretende Schulleiterin dazu, eine Familie in Little Whinging zu beobachten?", fragte sie und es hörte sich beinahe belustigt an. "Ich bin gelegentlich hier, aber nicht wegen Ihnen." 

Remus runzelte die Stirn. 

"Wegen Harry?", fragte Mary überrascht. McGonagall wirkte fast ein bisschen zerknirscht. 

"Ich war damals hier, als Albus ihn seinen Verwandten überlassen hat", erklärte sie, das Wort Verwandte spuckte sie mit mehr Verachtung aus, als Remus es bei ihr je für möglich gehalten hätte. "Ich wusste, was sie für Leute waren, ich habe noch versucht, mit Albus zu reden, aber er war fest davon überzeugt, dass es das richtige ist. Ich hätte mehr tun können. Stattdessen hab ich beschlossen, ihn im Auge zu behalten." 

Remus verschränkte die Arme. 

"Nun, Sie sind nicht die einzige", sagte er. "Warum -" 

Bevor er seine Frage stellen konnte, unterbrach Mary ihn scharf: 

"Wussten Sie es?" Professor McGonagall und Remus sahen sie überrascht an. Mary funkelte McGonagall beinahe feindselig an. "Wenn Sie ihn beobachtet haben", sagte sie fest, "wussten Sie, dass er in einem Schrank schläft?" 

Die Professorin sah sie bedächtig an und schüttelte den Kopf. 

"Nein", sagte sie. "Das habe ich erst vorhin mitbekommen, als Sie es Mr Lupin erzählt haben." 

Remus holte tief Luft. 

"Professor, warum sind Sie hier?", fragte er ruhig. "Was...mit welchem Ziel haben Sie ausgerechnet heute beschlossen, sich uns zu zeigen?" 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt