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Remus hatte immer gewusst, dass er Professor McGonagall als Person mochte, aber bis zu diesem Abend war ihm nicht bewusst gewesen, wie sehr. Es herrschte ein unausgesprochenes Einverständnis, dass alle Diskussionen über Harry später ohne die Kinder - nun, zumindest ohne Julie passieren würden. Remus vermutete, dass es zwecklos war, Jerry auszuschließen, würde er ja doch nur von oben aus seinem Zimmer zuhören (außerdem war er mit siebzehn wirklich alt genug, um mit am metaphorischen Tisch der Erwachsenen zu sitzen). Aber von Julie wollte Remus nicht, dass sie mitbekam, dass hier mehr oder weniger Kidnapping geplant wurde. Und erst recht nicht, dass sie jetzt schon ihrer Illusion beraubt wurde, dass alle Kinder ein so friedliches Zuhause hatten wie sie selbst. 

Also hielten sie ein gewöhnliches Abendessengespräch aufrecht und die Professorin fügte sich nahtlos ein. Julie und Jerry löcherten sie mit Fragen über Hogwarts, was sie unterrichtete, was der beste Streich war, den ihr je ein Schüler gespielt hatte (Professor McGonagalls Augen zuckten zu Remus hinüber, der sich bemühte, möglichst unschuldig auszusehen) und ob sie vielleicht eine ganz klitzekleine Verwandlung machen konnte. Die Professorin beantwortete alle Fragen geduldig und amüsiert, berichtete von mehreren Streichen, von denen Remus die meisten als auf seinem Mist gewachsen in Erinnerung hatte und verwandelte mit Remus' und Marys Erlaubnis den Salzstreuer in einen Schokofrosch (und zurück). 

Julie beschloss stolz, ihre Kindermagie zu demonstrieren, in dem sie zeigte, dass sie wenn sie wirklich, wirklich wollte, eine Tasse schweben lassen konnte - Remus schlug vor, es an einem Plastikbecher zu zeigen, da er das Schicksal eines gepunkteten Porzellanbechers von letzter Woche noch gut in Erinnerung hatte (er war nicht geschwebt, sondern explodiert). Nichts passierte und Julie schob alles auf das Material, worin die Professorin ihr zustimmte, indem sie eine Anmerkung machte, dass die atomare Zusammensetzung einen hohen Einfluss auf den Erfolg von Zaubern hatte. 

Beim Wort "atomar" fiel Jerry ein, dass er und Remus eine Woche zuvor ein (kontrolliertes, mit Schutzzaubern ummanteltes) Experiment mit Barium-Tabletten gemacht hatten, und dass er jetzt wusste, dass Barium mit einer grünen Flamme brannte. 

Schließlich war die Mahlzeit beendet, alle waren satt, Jerry löcherte immer noch Professor McGonagall mit Fragen über alle Fächer, die man in Hogwarts belegen konnte und alle Berufe, die man als Magier erlernen konnte (er beschloss danach, dass Unterricht mit Remus und eine Ausbildung als Buchhändler alles schlug, was Remus doch ein kleines bisschen stolz machte). 

Remus entschied, Julie ins Bett zu bringen, während in der Küche noch eifrig weiter diskutiert wurde, wo Jerry und Mary den Abwasch machten, was sie natürlich überhaupt nicht witzig fand.

Seine Tochter war vom aufregenden Abend furchtbar aufgekratzt und wollte gar nicht aufhören, zu reden, sodass Remus sie mehrfach daran erinnern musste, dass das eine Tätigkeit war, die sich nicht mit Zähneputzen vereinbaren ließ. 

Aber irgendwann hatten sie es geschafft, Zähne waren geputzt, Gesichter gewaschen und Schlafanzüge angezogen und während Remus eine Geschichte von einem Prinzen auf Abenteuerreise vorlas, merkte er, wie die Energie in ihr langsam weniger wurde und Müdigkeit sie ersetzte. 

"Dad, kann ich dich was fragen?", wollte sie schon etwas schläfrig wissen, als er fertig gelesen hatte. Er nickte. 

"Aber sicher." Sie kuschelte sich tiefer unter ihre Decke und drehte sich auf den Rücken, dass sie besser zu ihm hoch schauen konnte. 

"Was ist der Unterschied zwischen Mädchen und Jungs?" Remus schmunzelte. 

"Sie unterscheiden sich ein bisschen voneinander, was die Körper angeht", erklärte er. "Weißt du noch, als ihr Anfang des Sommers bei den Jacksons im Pool wart? Timmy und James sehen ein bisschen anders aus als Hannah und du." 

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