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Es war keine zwei Tage später, als Remus das erste Mal seit dem Tag im Park vor fünf Jahren wieder die Gelegenheit hatte, mit Harry Potter zu sprechen. 

Es war früher Nachmittag, Julie war noch in der Schule, genau wie Mary, und Jerry saß hinten in Remus' Büro und sortierte Kisten mit frisch angekommenen Büchern. Remus selbst stand hinter dem Ladentisch und verbrachte die meiste Zeit mit Verkaufen und Beraten, als ihm ein schwarzer Haarschopf auffiel, der sich draußen vor dem Fenster herum drückte. 

Als er das nächste Mal keinen Kunden vor sich hatte, ging er zur angelehnten Haustür und streckte den Kopf hinaus. Da stand er, winzig, knubbelig, mit Haaren die wirklich unverkennbar James' Erbgut waren und einer schmalen Brille und starrte ins Fenster. Remus lächelte. 

"Du darfst hereinkommen, wenn du willst", schlug er vor. Harry starrte ihn an, dann schüttelte er den Kopf. 

"Tante Petunia hat gesagt, ich darf nicht in den Buchladen", sagte er. Remus zog eine Augenbraue hoch. 

"Nun, das ist natürlich ein Argument." Er warf einen Blick über die Schulter, aber vor der Kasse hatte sich noch keine Schlange gebildet, also lehnte er sich gegen den Türrahmen. "Liest du gerne, Harry?"

Harry sah zu ihm hoch. 

"Woher kennen Sie meinen Namen?", fragte er misstrauisch. Remus zuckte mit den Schultern. 

"Es ist eine kurze Straße", sagte er. Dann schmunzelte er verschmitzt und ergänzte: "Außerdem hast du ihn mir mal verraten, als du zwei warst." 

Harry runzelte die Stirn. 

"Ich erinnere mich nicht mehr", sagte er, beinahe entschuldigend. Remus lachte leise. 

"Das hätte mich auch sehr gewundert." Er musterte Harry. "Ich bin Moony", sagte er dann. Harry grinste. 

"Moony?", wiederholte er. "Das ist ein lustiger Name. Tante Petunia nennt Sie immer Remus Lupin." 

Remus zuckte mit den Schultern. 

"Nun, das ist auch mein Name", sagte er. "Aber meine Freunde nennen mich Moony." Das stimmte nur bedingt. Niemand nannte ihn mehr Moony. Mary hatte den Namen nie aufgenommen und Edyta, die Jacksons und die Rezas nannten ihn selbstverständlich auch nicht bei seinem Spitznamen aus der Schule. Aber Lily und James hatten ihn beide Moony genannt. Es hätte sich seltsam angefühlt, sich ihrem Sohn als Remus vorzustellen. 

Harry grinste. Es stand ihm hervorragend, viel besser als der kritische Blick von eben. 

"Darf ich Sie Moony nennen?", fragte er. Remus nickte. 

"Wenn du möchtest." Er schmunzelte. "Und? Liest du gern?" 

Harry nickte. 

"Tante Petunia lässt mich nicht viele Bücher haben", sagte er. "Aber in der Schulbibliothek gibt es ein paar. Haben Sie Bücher über Schlangen, Mr Moony?"

Remus runzelte die Stirn. 

"Über Schlangen?", fragte er verwundert. Gedanklich ging er das Inventar des Buchladens durch. "Ich glaube, ich habe ein Reptilienbestimmungsbuch da." 

Kurz leuchteten Harrys Augen auf, dann schien ihm wieder einzufallen, dass er den Laden ja nicht betreten durfte. Remus kam eine Idee und er hob einen Finger. 

"Warte kurz", sagte er, ging wieder in den Laden zurück, zum Regal mit den Naturführern, zog das Reptilienbuch heraus und noch ein zweites über Schlangen in England, von dem er ganz vergessen hatte, dass sie es auch hatten und steckte dann den Kopf zu Jerry ins Hinterzimmer.

"Würdest du mir eins von den Sofakissen rüber werfen?", fragte er. Jerry griff danach und reichte es hinüber. 

"Wofür brauchst du es?", fragte er. 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt