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Remus kam am frühen Nachmittag nach Hause und fühlte sich...beinahe gut. Die Ereignisse vom Oktober 1981 zu berichten - endlich mit den Fakten, die ihm bisher gefehlt hatten - hatte etwas sehr Therapeutisches gehabt. Dazu kam, dass er endlich wieder mit Quinn sprach. Es war ein wenig, als hätte er seinen inneren Frieden gefunden, jetzt, wo er seine sechs Jahre dauernde Mission beendet und endlich herausgefunden hatte, was damals passiert war. 

Nun, vielleicht war Frieden ein wenig übertrieben. Da war auch jede Menge Wut - kalte Wut, auf Dumbledore und Crouch und das Ministerium, dass Sirius sechs Jahre lang unschuldig im Gefängnis gesessen hatte und heiße Wut auf Peter, der da draußen war und sich versteckt hielt und der sie alle verraten hatte und den er finden würde, koste es was es wolle. Gegen die kalte Wut konnte er nicht viel tun. Er würde sie vermutlich seinen Lebtag mit sich herumtragen, aber die Vergangenheit konnte nun einmal nicht verändert werden. Was geschehen war, war geschehen. Und was zählte - und da kam die heiße Wut ins Spiel - war das, was jetzt geschah. Sirius würde nicht wieder Jahre im Gefängnis sitzen. Es waren sechs Wochen bis Weihnachten - er würde nicht noch ein Weihnachtsfest ohne seinen Mann verbringen. Jules würde nicht noch ein Weihnachtsfest ohne seinen Vater verbringen. Harry würde nicht noch ein Weihnachtsfest ohne seinen Paten verbringen. 

Sechs Wochen, um Peter zu finden, das klang vielleicht nicht nach viel. Aber Remus war sieben Jahre mit ihm zur Schule gegangen - noch wichtiger, er hatte ihn zehn Jahre lang zu seinen engsten Freunden gezählt. Er wusste viel darüber, wie Peter Pettigrew dachte - er würde ihn finden. Insbesondere, weil Peter keine Ahnung hatte, dass er ihn suchte, er lebte in seiner Blase und dachte, er führte sie alle an der Nase herum. 

Peter fühlte sich sicher. Und Remus würde dafür sorgen, dass ihm das zum Verhängnis wurde. 

Von daher, wenn man alles zusammenzählte, was Remus jetzt gerade dachte - dann landete man am Ende bei Freude. Es war keine überschwängliche Freude, keine ausgelassene Freude, sondern eine grimmige, vorsichtig-optimistische Freude. Aber dennoch, eine Freude. 

Der Buchladen war schon geschlossen, als er ankam - Samstags schlossen sie um dreizehn Uhr, danach waren sie immer alle zum Mittagessen bei Edyta eingeladen. Er sah auf seine Armbanduhr - es war schon halb drei. Er hatte eine ganze Weile mit Quinn hinter der Werkstatt gesessen, bevor er beschlossen hatte, nach Hause zu gehen und Quinn wieder an das Projekt zurück wollte, an dem er gerade mit seinen Kollegen außerhalb der Öffnungszeiten der Werkstatt arbeitete. 

Er schloss die Wohnungstür zu seiner und Marys Wohnung auf, ein bisschen traurig, das stets hervorragende Mittagessen verpasst zu haben, hängte seinen Umhang an einen Haken und begann, sich die Schuhe auszuziehen. 

Er schaffte es nicht einmal, einen Schnürsenkel zu lösen, bevor Mary und Jerry in der Wohnzimmertür standen - sie hatten ganz offensichtlich auf ihn gewartet. 

"Und? Ist er wirklich unschuldig?", fragte Jerry ungeduldig. 

"Wie geht's ihm?", ergänzte Mary. "Wie sah er aus?" 

Remus seufzte und schob seine Schuhe ins Schuhregal, dann richtete er sich auf und schaffte ein kleines Lächeln. 

"Es geht ihm...den Umständen entsprechend", sagte er. Sein Blick huschte zu Jerry, der keine Ahnung hatte, was in Askaban vorging und dem Remus das auch nicht unbedingt auf die Nase binden wollte. Er sah sich um. „Wo sind Harry und Jules?"

Mary deutete hinter sich auf Jules' geschlossene Zimmertür, hinter der eifriges Geflüster zu hören war. Mehr konnte Remus aber auch nicht ausmachen - sie hatten vor einigen Wochen als Familie beschlossen, die Wände mit permanenten partiellen Stillezaubern zu belegen, sodass man im eigenen Zimmer auch Privatsphäre vor Werwolfohren hatte. 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt