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Sirius brauchte etwas über eine Viertelstunde im Bad, so wie es immer schon gewesen war, und er kam zurück in seiner Schlafanzughose und nach Remus' Duschgel riechend. Bis auf seine Haare und die Tatsache, dass er immer noch fürchterlich dünn war, sah er jetzt schon fast wieder aus, wie er selbst. 

"Du benutzt immer noch das gleiche Shampoo", sagte er. Remus zuckte mit den Schultern.

"Es tut seinen Zweck." Er deutete auf die Nudeln, die noch immer herumstanden und dank Remus' Zauberkünsten wieder dampften: "Ich hab dir noch was vom Abendessen mitgebracht."

Sirius' Augen richteten sich gierig auf den Teller.

"Wir können auch rüber in die Küche gehen", schlug Remus vor. "Kein Grund, dass wir hier im Schlafzimmer hocken."

Sirius hielt inne, dann drehte er sich zu Remus um und in seinen Augen flammte Unsicherheit auf. 

"Nein", sagte er schnell. Remus blinzelte überrascht. Sirius sah zu Boden. "Ich...kann ich die Kinder in den nächsten Tagen zuerst als Hund kennen lernen?"

Remus runzelte irritiert die Stirn. Wollte Sirius seinen Sohn und Harry nicht in Farbe sehen?

"Ich will nicht, dass sie mich so sehen", gestand Sirius leise und fummelte an der Kordel seiner Hose herum. "Bitte, ich will das sie mich als mich kennen lernen und nicht als diese...verkorkste Version von mir." 

Remus erhob sich vom Bett und trat nahe an ihn heran, bis er seine Hände nehmen konnte. 

"Du bist nicht verkorkst", sagte er leise. "Du hast einfach eine Menge durchgemacht." 

Sirius sah ihn etwas feindselig an. 

"Ich habe ihre halbe Kindheit verpasst", sagte er scharf. "Ich bin die schlimmste Art Vater, die man haben kann." Er versuchte, Remus ruckartig seine Hand zu entziehen, aber Remus hielt sie fest. 

"Sirius, nichts davon ist deine Schuld", sagte er nachdrücklich. "Es ist nicht ideal, aber wir können es nicht ändern. Alles was wir machen können, ist nach vorne zu schauen." Seine Stimme wurde sanfter: "Aber wenn du ein paar Tage warten möchtest, bis du wieder in besserer Form bist, bevor du sie offiziell als du kennen lernst, ist das vollkommen in Ordnung." 

Sirius seufzte tief und ließ sich auf die Bettkante sinken. Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. 

"Ich hatte mich so darauf gefreut", wisperte er. "Ich hatte mich so darauf gefreut, mit dir ein Kind zu bekommen und es zusammen aufwachsen zu sehen. Und ich...ich kann nicht ganz fassen, dass ich das alles verpasst habe. Dass ich einen Sohn habe und ich weiß nicht...ich weiß nicht, wie er ausgesehen hat, als er auf die Welt kam. Ich weiß nicht, wann er die ersten Schritte gelaufen ist. Ich habe nie eine Windel gewechselt oder ihn gefüttert. Ich weiß nicht, was sein erstes Wort war oder wovor er Angst hat. Ich..." Er holte zittrig Luft. "Ich wollte das alles so sehr und jetzt ist es schon vorbei." 

Remus setzte sich neben ihn, aber er wusste nicht so recht, wie er ihn trösten sollte - Sirius hatte fünf Jahre von Jules' Leben verpasst. Die würde er nie zurückbekommen. Was sollte man dagegen sagen? 

"Ich habe alles aufgeschrieben", sagte er leise. "Mary hat mir geholfen. Ich habe...ich habe es alles unten im Büro. Jeder kleine Meilenstein, ich hab alles dokumentiert. Fotos auch." Er griff wieder vorsichtig nach Sirius' Hand, schob die Finger zwischen seine. "Ich weiß, es ist nicht das gleiche. Ich weiß, ich werde dir nie das zurückgeben können, was du verpasst hast. Aber...du warst immer mit dabei. Wir haben nicht einfach ohne dich gelebt. Jules nennt Mary Mum, aber sie hat dich nicht ersetzt, weder in meinem Leben noch in seinem. Wenn er irgendwas gemacht hat, war das erste, was wir gemacht haben, es aufzuschreiben. Oder nein, das erste war ein Foto. Dann haben wir es aufgeschrieben." 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt