Fußballspiel

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Eine weitere Woche ist vergangen und ich habe beschlossen mit dem ewigen Gefresse aufzuhören. Erstens, weil ich es nicht mehr sehen kann, zweitens weil ich das Cheerleading nicht aufgeben will. Heute ist ein Spiel der Jungsmannschaft und wir dürfen sie am Beginn anfeuern. Ich freue mich darauf. Außer auf zwei bestimmte Personen, die ich einfach aus meinem Gehirn streichen will. Früher oder später muss ich mich damit abfinden. Mir wäre es lieber, wenn es später wäre.

Ich gehe aus der Haustür und mir strahlt gleich die Sonne ins Gesicht. Wie ich dieses Wetter liebe, wenn schon am Morgen die Sonne strahlt und die Vögel ihre Lieder zwitschern. Es ist einfach herrlich. Na gut, es ist nicht mehr ganz Morgen, da es schon fast elf Uhr ist aber ich bin gerade erst aufgestanden und deshalb fühlt es sich so an.

„Wo gehst du hin?", fragt mich meine Mutter. Ich drehe mich um und sehe, dass sie gerade im Garten arbeitet. Sie kniet auf einer weichen Matte, hat Erde im Gesicht und pflanzt gerade ihre Lieblingsblumen ein.

„Heute habe ich doch den Auftritt, Cheerleading...", sage ich und halte meine Pom Poms hoch.

„Also mir wäre es lieber wenn du dich um deine Zukunft kümmerst. Such dir doch einen reichen Jungen, mit dem du ausgehen kannst, dann hast du für dein Leben lang ausgesorgt." Ich hasse es wenn sie versucht mir Tipps zu geben. Außerdem hasse ich es noch mehr wenn sie versucht mir so dumme Tipps zu geben. Es ist höchst unwahrschinlich, dass ich einen Millionär finde und der dann auch noch gut aussieht und einen tollen Charakter hat. Ich bin keines dieser Mädchen, die nur wegen dem Geld der Männer hinter ihnen her ist. Das wäre zu abartig. Meine Mutter sieht das völlig anders als ich ,aber so ist sie eben.

„Ich will aber niemanden nur wegen seines Geldes heiraten, Mom. Außerdem muss ich jetzt los.", sage ich und verschwinde aus ihrem Blickfeld. Manchmal hat sie seltsame Vorstellungen, aber die ignoriere ich einfach.

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Alle springen jubelnd von den Sitzen auf und feiern die Jungs so richtig, die gerade gewonnen haben. Es ist der Wahnsinn. Vor allem habe ich heute gemerkt, dass Fußball eigentlich total langweilig ist, wenn man nicht mitfiebert. Dennoch umarme ich meine Freundin Daria und springe mit ihr durch die Gegend, das bin ich ihr schuldig. Ramona sieht uns abschätzig dabei an, richtet ihre Haare und stolziert schließlich zu den Jungs auf das Spielfeld. Diese stellen sich gerade für ein Siegerfoto auf. Es war vorrauszusehen, dass Ramona sie gleich persönlich beglückwünschen möchte, vor allem da mein Ex-Freund jetzt ihr Freund ist. Welch ein wunderbarer Satz - nicht.

Vor einigen Wochen war ich noch diejenige, die Randy's Mädchen war. Ich war diejenige, die er nach den gewonnenen Spielen umarmt hat. Und ich muss aufhören so etwas zu denken sonst mache ich mich noch selbst verrückt.

Jetzt ist es eine Umstellung und irgendwie kann ich mich gar nicht mehr so für unser Team freuen. Natürlich finde ich es gut, dass sie gewinnen, denn das heißt, dass wir Cheeleader zum nächsten großen Spiel auswärts mitkommen dürfen. Es ist immer wieder toll, mit den anderen Mädels unterwegs zu sein und eine tolle Zeit mit zu erleben. Auch wenn wir hart für unsere Auftritte trainieren müssen. Von nichts, kommt schließlich nichts.

Daria hält schließlich lachend das Handy vor uns „Selfie!", sagt sie aufgeregt und ich lächle in die Kamera. Ich sehe wahrscheinlich total komisch aus, wie immer bei Selfies, das ist ein verstecktes Talent von mir. Im Augenwinkel sehe ich jedoch eine weitaus interessantere Szene, die sich mir bietet. Ein braunhaariges Mädchen kommt Ramona zuvor und schmeißt sich anreizend an Randy heran. Ich sehe wie Ramona eifersüchtig blickt, den Mund verzieht und abrupt anhält. Vermutlich wird sie die Braunhaarige gleich wegscheuchen und es gibt Zickenkrieg. Der Kampf um den Starfußballer hat wohl schon begonnen und ich kann das Gefühl der Eifersucht auch noch nicht zurückhalten obwohl er mir nicht mehr gehört.

Ramona nimmt zielstrebig ihren Weg wieder auf, und marschiert zu Randy. Doch dieser ist auf das andere Mädchen fixiert und sieht sie so an, wie er es bei mir immer getan hat. Dann küsst er sie. Das ist ein Schlag ins Gesicht, nicht nur für mich auch für Ramona. Komischerweise tut es nicht ganz so weh. Die Genugtuung, Ramona abserviert zu sehen, macht es leichter.

Sie hätte wohl gedacht, dass er sich von einer Beziehung in die Nächste stürzt, aber so ist er nicht. Ich kenne ihn gut genug. Naja, jedenfalls dachte ich das.

„Oh mein Gott, das ist das Beste was heute passiert ist. Sie wird ausflippen.", ruft mir Daria ins Ohr, sodass ich glaube taub zu werden. Sie sieht ebenfalls zu den Anderen hinüber und hat ein stahlendes Lächeln im Gesicht. Wenn es Zickenkrieg gibt ist sie immer die erste mit dem nötigen Tratsch und den bekommt sie hier live zu sehen.

„Ja, irgendwie hat sie es verdient.", sage ich leicht lächelnd.

Ramona geht aber nicht mehr zu den Beiden, die sich gegenseitig das Gesicht ablecken, sondern dreht um und läuft vom Platz. Ich kann sehen, dass sie anfängt zu weinen und es zu verstecken versucht, jedoch mit wenig Erfolg. Schließlich verschwindet sie in der Menge.

Liebe kann ein Arschloch sein. Aber was soll man schon machen, wenn der Typ auf den man steht, noch ein viel Größeres ist.

Wann ist Randy nur so ein Arsch geworden? Warum habe ich das nicht gesehen? Warum hab ich nicht gesehen, dass ihm sein Ruhm über den Kopf steigt?

Daria stupst mich an. „Hey? Bist du noch anwesend? Wenn du deinen Ex noch länger so ansiehst, wird er trotzdem nicht in die Luft gehen." Ich sehe sie verwirrt an aber dann verstehe ich, was sie sagen möchte. In letzter Zeit bin ich oft in Gedanken ganz woanders.

„Oh ja. Schön wäre es dennoch.", antworte ich und hebe meine Sachen vom Boden auf.

„Verdient hätte Randy es. Ich meine, niemand darf  dich einfach so abservieren und dann ein Mädchen nach dem anderen flach legen." Ich stimme ihr da zu. Aber jetzt will ich auf andere Gedanken kommen.

„Das hast du schön gesagt." „Ich weiß.", lacht sie und schmeißt ihre Haare nach hinten.

Die meisten Leute haben die Tribünen schon geräumt und wir können auch bald gehen. Ich bin froh, wenn ich endlich wieder meine Ruhe habe. Der Tag war anstrengend. Vor allem weil die Sonne heute besonders freundlich ist und mich zum schwitzen bringt.

 Ich sehe noch kurz auf das Spielfeld und muss feststellen, dass Randy noch immer dort steht und mit der Tussi rummacht. Mein Magen dreht sich gleich um. Als hätte er meinen Blick gespürt, macht er die Augen auf und sieht zu mir herüber. Es ist der seltsamste Moment, den ich je hatte, aber meine Augen wollen nicht wegsehen. Ich sehe ihn an während er sie küsst und mir auch noch zuzwinkert. Da wird mir jedoch klar, dass er wirklich, wahrhaftig, ein Arsch ist und kein Prinz aus irgendeinem Märchen. Mein Gehirn beginnt langsam zu verstehen, nur mein Herz will es noch nicht wahrhaben.

Ich spüre wie Daria meinen Kopf in ihre Richtung dreht und mich grimmig und eindringlich ansieht.

„Nein Bine. Einfach, nein.", sagt sie mir klar und deutlich und schleift mich vom Spielfeld. Doch ich muss mich noch einmal kurz umdrehen. „Bine, komm!"

Ich kann sie spüren, die Wutphase, die langsam in mir aufkommt und da er wieder zu mir hersieht, sieht er genau meinen Stinkefinger, den ich in die Höhe reiße. Unglaublich welch atemberaubendes Gefühl das ist. Das halte ich von dir, denke ich mir während Daria in die Hände klatscht. Das hat sie nicht von mir erwartet, ich selbst von mir auch nicht und Randy, der mich nur lieb und nett kennt, oder besser kannte, auch nicht.

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Welch wunderhübscher Text...  Ich gedenke noch weitere paradisische Texte zu verfassen und bitte sehnlichst um eure Stimme bei diesem Kapitel. Sowohl wäre es mir Recht ein paar Worte von euch zu erfahren, die dieses Kapitel passend beschreiben würden... ;)

Okay.... jetzt noch mal in normalem Deutsch: Bitte votet und kommentiert wenn es euch gefallen hat :)


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