Nothing hurts like this

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Maxie PoV


Es war Freitag. Ich saß neben Liam auf dem Beifahrersitz und riss nervös an den Hautfetzen neben meinem Daumennagel herum. Hatte auf diese Weise bereits alle anderen Finger verstümmelt. Sah scheiße aus.

Ich wollte mit Harry sprechen, doch er war mir seit der ... der Sache in der Küche aus dem Weg gegangen. Eigentlich hätte ich jetzt nervös sein müssen, da ich gerade tatsächlich auf dem Weg zu meiner Mutter war, jedoch schien mein Kopf keinen anderen Gedanken als den an Harry zuzulassen. Es machte mich schier wahnsinnig das ich nicht wusste wie es jetzt weiter gehen würde.

„Maxie?" Ich zuckte leicht zusammen. Da ich so in meinen Gedanken vertieft gewesen war, hatte ich alles um mich herum ausgeblendet. Inklusive Liam.

„Tut... Tut mir leid... Was hast du gesagt?" Nun klebte mein Blick an meinem Bruder und ich versuchte krampfhaft nicht wieder abzudriften. Liam schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.

„Ich hab gesagt, dass wir in 10 Minuten da sind."

ER HATTE WAS GESAGT? 10 Minuten? Ich hatte die kompletten knapp 3 Stunden dieser verfluchten Autofahrt damit verbracht über Harry nachzudenken?

Ich schüttelte meinen Kopf. Augenblicklich brach Panik in mir aus. Zwar hatte ich die letzten Stunden nicht voller Aufregung an das kommende Gespräch denken müssen – was ja an sich eine gute Sache war – aber dafür traf mich nun die Überraschung, dass es nur noch ein paar Minuten sein würden bis... Oh mein Gott.

Mir stockte der Atem. Kalter Schweiß lief mir den Rücken herunter. Verdammt, was tat ich hier eigentlich? Sie würde mich wahrscheinlich sowieso nicht herein lassen. Geschweige denn mit mir reden. Wollte ich das eigentlich? Also mit ihr reden. Ach ... natürlich wollte ich es! Ich wollte wissen wie sie mich einfach so hatte weggeben können. Warum sie sich nie bei mir gemeldet hatte und warum sie mich hasste. Das war nämlich das was mich am meisten interessierte. WARUM hasste sie mich?

Nach viel zu kurzer Zeit fuhr Liam eine schmale Einfahrt hoch. Das Haus war nicht klein, jedoch auch nicht protzig groß. Liam parkte das Auto, zog den Schlüssel heraus und sah mich an. „Bist du bereit?" Meine Atmung wurde von Atemzug zu Atemzug hektischer. Ich schüttelte leicht den Kopf und kämpfte damit nicht los zu heulen.

„Hey...ruhig... Kleine, beruhige dich.,." Liam strich mir sanft über den Rücken und ohne das ich es erwartet hätte, beruhigte ich mich tatsächlich ein wenig. Zumindest so weit das ich mich abschnallen und aussteigen konnte.

Vor der Tür kehrte die Nervosität jedoch wieder zurück und ich griff nach Liams Hand, um nicht schreiend davon zu laufen. Zuerst dachte ich er würde klingeln, schließlich tat man das für gewöhnlich so, doch er zog ohne die Klingel auch nur anzusehen einen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Türschloss.

Die Tür sprang sofort auf und so blieb mir keine Chance mich darauf vorzubereiten was mich drinnen erwartete. Kaum hatte ich die Schwelle übertreten zog mich das Haus in seinen Bann. Die Wände im Eingangsbereich waren in einem weichen Gelb gestrichen und überall hingen Familien-Fotos. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Diese ganze Harmonie, die man auf jedem einzelnen Foto sah schien mich schier zu erdrücken. Der Kloß in meinem Hals wuchs mit jedem Schritt, den wir langsam durch den Flur machten.

„Mum?" Liams Stimme schallte durchs ganze Haus, doch nichts rührte sich. Vielleicht war sie nicht da und wir konnten wieder fahren? Für einen kurzen Moment hoffte ich sogar, dass dies wahr war, doch Liam ließ mich den Gedanken gar nicht weiter denken, denn ohne das ich großartig reagieren konnte, zog er mich in den nächsten Raum. Das Wohnzimmer war mindestens genauso ... „Happy Family"-mäßig wie wahrscheinlich auch der Rest des Hauses. Man musste sich hier einfach wohl fühlen, ob man wollte oder nicht.

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