Kapitel 14

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Ich liege angeschmiegt an seine warme Brust. Kaum zu glauben, dass wir diesen Schritt in so kurzer Zeit gewagt haben! Mirans Arm liegt um mich, wir liegen beide unter der Decke und schauen uns gerade Om Shanti Om an. "Gefällt es dir?" "Ziemlich dramatisch gespielt", bemerkt er und ich bestätige es ihm. "Das gibt dem Ganzen die amüsante Note. Ich liebe die Stelle, wo Om gegen den Plüschtiger kämpft." Da lache ich immer Tränen. Gerade führt er sich ein Stück Sushi zu seinem hübschen Mund und bemerkt, dass ich ihn beobachte. Mein Herz macht einen Satz, als er mir dann auch ein Stück hinhält. "Du kannst doch romantisch sein", kommentiere ich grinsend. "Ich schätze, die Filme färben auf mich ab." Das tun sie. Er ist mein Shah Rukh Khan, den ich nicht aus den Augen lassen kann. Mein Blick bleibt auf ihn gerichtet, während er weiterhin den Film analysiert und sein Sushi isst. Hach, sieht er gut aus, wenn er Sushi isst. "Bald steht eine Geschäftsreise an. Hast du schon deine Sachen gepackt?" Nein, das habe ich komplett vergessen! "Nein. Wie lange bleiben wir?" "Vielleicht ein wenig länger als geplant. Dann können wir uns ein wenig Ruhe gönnen." Ein Urlaub? Ich freue mich! Ich hoffe, dort gibt es gutes Sushi. Miran schaut mich zufrieden an. Meine Wangen tun vom Lächeln schon weh und ich kann es mir nicht verkneifen, mich seinem Mund für einen Kuss zu nähern.

Ich reiße meine Augen auf. Es ist dunkel und es ist stickig warm. Mein Herz schlägt mir bis zu den Ohren. Mein Körper sprüht Stress aus. Ich bin im Wohnzimmer. Im Wohnzimmer mit ... oh mein GOTT! Ich darf nicht schreien. Weder will ich mich bewegen noch denken. Das ist die Brust meines Chefs unter meiner Wange. Der Fernseher ist noch an, der Film schon längst zu Ende und die Kerzen schon fast alle abgebrannt. Ich traue mich nicht einmal, einen normalen Atemzug zu nehmen. Das ist nicht wirklich passiert. Ich schlafe mit meinem Chef! Nein! Ich meine nicht schlafen, aber wir schlafen gerade zusammen ... nein. Wir schlafen ... zusammen auf dem Sofa. Ich kann nicht denken. Meine Pflanzen sind Zeuge dieser verbotenen Tat. Was soll ich jetzt machen? Soll ich so tun, als würde ich schlafen, bis er flüchtet? Was wird die Konsequenz sein, wenn er erwacht? Muss er unbedingt aufwachen? Also doch, er muss, sonst werde ich wochenlang weinen, aber ... ich bin erledigt. Was soll ich jetzt machen? Wie? Bald wird er aufstehen und dann ... Diskretion? Mir ist nach heulen zumute. Müssen wir jetzt ... heiraten? Ich wimmere verzweifelt, nur um mir daraufhin die Hand gegen den Mund zu klatschen. Schläft er lange? Wacht er um 06:00 Uhr pünktlich auf?

Ich traue mich kaum, zu ihm aufzuschauen, zögere bei jedem Zentimeter, den ich meinen Kopf anhebe und dann in sein niedliches Gesicht sehe. Er schläft, die Flammen der Kerzen flackern auf seiner Haut und verdunkeln seine Wimpern. Mein Traum ... es wäre zu schön, wenn er wahr werden könnte. Seine Arme sind noch verschränkt vor seiner Brust. Sein Nacken wird sicherlich schmerzen, wenn er weiterhin so, mit dem Kopf an der Wand neigend schläft. Wie viel Uhr ist es überhaupt? Mein Handy ist im Schlafzimmer und ich habe echt Angst, dass er erwacht, wenn ich aufstehe. Müsste ich nicht seit Wochen die Batterie meiner Wanduhr wechseln, könnte ich mir weiterhelfen. Stattdessen lehne ich mich zurück an seine Schulter. Mich überkommt langsam die Angst, dass er wütend wird, sobald er wach ist. Was mich so denken lässt, weiß ich nicht, aber er ist nun mal mein Chef und dieses Verhältnis ist mehr als nur verboten, aber ... ich habe nichts dagegen. Es freut mich. Ich mag ihn und nenne ihn in Gedanken schon versehentlich meinen Ehemann und ... ach, ich bin verloren in meinen Gefühlen. Können wir nicht einfach heiraten? So schwer ist das doch gar nicht. Er muss nur zu meinem Vater und um meine Hand anhalten. Sein schicker Anzug ist beeindruckend genug. Und wenn ich genug Zwiebeln esse, kriegen unsere Kinder blaue Augen.

Als ich zum zweiten Mal heute die Augen aufschlage, scheint schon die Sonne. Ich liege eingekuschelt an seiner Brust, die immer noch im ruhigen Rhythmus steigt und sinkt. Wie viel Uhr ist es denn? Es sieht so aus, als wäre es noch recht früh. Vielleicht erst 08:00 Uhr oder etwas früher oder etwas später. Wenn ich ehrlich bin, traue ich mich nicht, aufzusehen. Als es noch dunkel war, hätte er mich schwerer erwischen können, aber jetzt bin ich kurz davor ertappt zu werden. Ich weiß immer noch nicht, wie ich es gleich handhaben soll. Aber vielleicht erwacht er ja gar nicht? Das wäre nicht gut. Seine Arme haben sich aus der Verschränkung gelöst, also taste ich den Puls an seinem Handgelenk ab. Er lebt noch. Wie gern ich seine Hand halten würde, nur würde es alles gerade noch schlimmer machen. Ist es moralisch verwerflich, mich ein wenig mehr an ihn zu schmiegen? Ich seufze tief, als ... nein. Er bewegt sich. Ich erstarre, schließe überfordert meine Augen. Nein, was soll ich tun? Wieso wacht er jetzt auf? Sein Körper bewegt sich unter mir, also spiele ich die neu erwachte und murre tatsächlich, als hätte ich nicht gerade noch überlegt, mich an ihn zu kuscheln.

Tollpatschige LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt