Panik

2.2K 48 4
                                    

Als Gavi mich zu sich zieht, sind unsere Gesichter viel zu nah beieinander. Dieser Augenkontakt, der immer länger wird, macht irgendwas was mit mir. Aber ich kann nicht einordnen was das für eine Bedeutung hat. Wir schauen uns einfach nur in die Augen. Es ist als würde die Welt um uns herum nicht mehr existieren. Als würde man sich in den Augen des anderen verlieren. Die Musik um uns herum verschwindet, obwohl ich mir sicher bin, dass keiner sie aus gemacht hat. Ich spüre seinen warmen Atem in meinem Gesicht, sodass ich Gänsehaut bekomme . Irgendwas zieht sich in meinem ganzen Körper zusammen.
Ich muss aus dieser Situation raus, aber irgendwie will ich nicht. Ich kriege kein einziges Wort raus...nicht mal irgendein Ton. Es fühlt sich an als würde ich die Kontrolle über mich verlieren. Ich kann mich nicht von diesem Augenkontakt losreißen. Was ist nur los mit mir? Sonst kann ich immer meine Meinung sagen, aber jetzt?

Plötzlich fasst mir jemand an die Schulter. Vor lauter Schreck mache ich einen Schritt zurück. Aber es gelingt mir dabei nicht den Augenkontakt zu unterbrechen...Bis ich eine Stimme höre die sagt:„Konntest du das mit deinem Bruder klären?"
Mit Mühe schaffe ich es doch und kann mich von Gavis Augen losreißen. Neben uns steht Ferran, der wahrscheinlich versucht meine Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken.
Mein Kopf ist so durcheinander. Ich kann nicht klar denken. Ich atme schwer. Das einzige was ich zu Ferran sage ist:"ähh Mhhm". Mit diesen Worten laufe ich nach oben in mein Zimmer. Während ich das tue, fühlt es sich an als wäre ich von irgendwas benebelt und ich kann meine Umarmung kaum wahr nehmen. Mein Körper führt mich Als würde er mich steuern und ich nicht ihn.
Ich glaube Ferran hat mir noch irgendwas nach gerufen, was ich aber absolut nicht mitbekommen habe. Ich schließe die Tür und lass mich auf mein Bett fallen.
Keine Ahnung warum, aber ich atme immer noch schwer und es hört nicht auf. Es wird immer schlimmer. Ich weiß nicht was mit mir passiert. Wie kann ich das stoppen? Das soll aufhören! Mir laufen vereinzelt die Tränen über meine Wangen und ich bekomme kaum Luft. Angst kommt in mir hoch. Es fühlt sich an als würde mir etwas die Luft weg schnüren. Meine Tränen werden immer stärker, meine Körper fängt an zu zittern.
Meine Zimmertür öffnet sich und Ella kommt auf mich zu gerannt kurz nachdem sie realisiert hat in welcher Lage ich mich gerade befinde.
„Lilly!! Was ist los? Was ist passiert? Geht es dir gut?", fragt sie mich.
„Ok ganz ruhig Lilly...ich bin da. Ok wie lenken wir dich an? Ähm ok ich habe eine Idee! Wie wäre es wenn du dran denkst, wie wir unsern Tennistrainer immer verarscht haben? Oder als wir so ein Spiel beim Tennis gespielt haben und ich mich aufs Maul gelegt habe", versucht Ella mich zu beruhigen.
Ich muss etwas lächeln und ich merke, wie ich langsam wieder die Kontrolle über meinen Körper bekomme. Mein Atem verlangsamt sich auch wieder.
„Hey alles gut, ich bin ja da, Lilly. Ok weißt du noch die Klassenfahrt, als wir alle mit den Wasserpistolen nass gemacht haben und unsere Lehrer fasst ausgerastet sind, als wir sie versehentlich getroffen hatten? Ja?", sagt Ella.
Ich lächle erneut und bekomme sogar ein kurzes erschöpftes Lachen raus.
Es dauert ein paar Minuten, bis sich meine Atmung wieder normalisiert hat. Mir kommen dennoch ein paar Tränen.
„Geht es wieder?", fragt mich Ella.
Ich höre Mitleid aus ihrer Stimme und antworte mit einem kurzen „Ja".
„Lilly...ist dir klar, was das gerade war?", erkundigt sich Ella bei mir.
Ich schüttle nur den Kopf.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube das war eine Panikattacke . Weißt du wie die zustande gekommen ist. Ich habe dich nur von Ferran und Pablo weglaufen sehen. Was ist denn passiert?", bittet mich Ella zu antworten.
Ich zucke mit den Schultern.

„Ey Lil! Hast du Pablo gesehen.Ich finde ihn nicht mehr und er antwortet gerade nicht?", fragt mein Bruder während er mit Blick auf sein Handy mein Zimmer betritt.
„Eben war er noch da", antwortet Ella für mich.
Pedri schaut von seinem Handy hoch und sieht in mein verheultes Gesicht.
„Omg Lil was ist los?", fragt er nach und nimmt mich in den Arm.
„Es geht mir gut, geh ruhig wieder zu deinen Gästen.", gebe ich als Antwort ab.
„Du sagt mir jetzt was los ist lil. Du weinst gefühlt nie und du kannst mir nicht ehrlich weiß machen, dass nichts ist.", sagt er mit einem befehlenden aber auch besorgenden Ton.
„Ich werde dir das morgen erzählen...Das Haus ist voll von deinen Gästen und du wirst dir an deinem Siegestag keinen Kopf darum machen", krächze ich.
„Nein...ich schmeiße die alle unten raus und dann erzählst du mir was los ist", protestiert er.
„Nein das wirst du nicht tun, Pedri. Bitte ich will dir das hier nicht versauen. Das ist wirklich keine große Sachen und außerdem hab ich ja Ella!", erkläre ich ihm.
Er willigt ein, wirkt aber trotzdem dabei nicht sehr glücklich.

Der Kumpel von meinem Bruder <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt