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Kleine Inhaltswarnung für die zweite Hälfte: Diskussion von Trauma in Bezug auf Kindesmisshandlung in der Vergangenheit (keine Sorge, die Charaktere sind alle ok, aber wenn das Thema toxisches Elternhaus für euch schwierig ist, seid bitte vorsichtig!)

"Nein", sagte Sirius nachdrücklich und zum dritten Mal. Harry und Luke standen immer noch im Türrahmen, aber ihre Begeisterung hatte ein wenig nachgelassen, jetzt, wo Sirius sich mehrfach ausdrücklich dagegen ausgesprochen hatte, sie mitzunehmen. "Kommt nicht in Frage." 

"Warum nicht?", fragte Harry enttäuscht. "Es ist ein ganzes Haus, was dir gehört! Das ist so cool!" 

Sirius seufzte. 

"Es ist nicht cool", erklärte er. "Es ist gruselig und gefährlich, vermutlich voller Spinnweben und Doxys und kein Ort für Kinder. Eigentlich ist es nicht einmal ein Ort für Erwachsene und ich ziehe es überhaupt nur in Erwägung, da hin zu gehen, weil ich dringend etwas brauche, was vielleicht dort ist." 

"Was brauchst du denn?", fragte Luke geschäftig und ließ sich sichtlich bemüht beiläufig auf die Armlehne eines Sessels nieder. Harry versuchte, es ihm gleich zu tun, sah aber noch viel lächerlicher aus. Remus sah zu Sirius hinüber, dessen Gesicht immer noch düster war, aber in dessen Augen der Anflug eines Lächelns glitzerte. 

"Weiß ich nicht so genau", antwortete er ausweichend. Harry und Luke nickten ernst. 

"Das klingt, als könntest du vier Augen mehr gut gebrauchen, die dir suchen helfen", erklärte Harry und reckte den Kopf. 

Jetzt war es doch um Sirius geschehen. Seine größte Schwäche kam zum Vorschein: dass er den beiden Kindern einfach nichts abschlagen konnte. 

"Meinst du wirklich, es ist gefährlich im Haus?", fragte Mary vorsichtig. Sirius nickte. 

"Es steht seit acht Jahren leer, dort sind mehr schwarzmagische Gegenstände als bei Borgin und Burke und die einzige Seele, die dort existiert, ist Kreacher." 

Luke runzelte die Stirn. 

"Was ist ein Kreacher?", fragte er. 

"Kreacher ist ein Hauself."

Harrys Augen begannen zu leuchten. 

"So wie Dobby!", rief er begeistert. Remus kniff die Augen zusammen. 

"Woher kennst du denn einen Hauselfen namens Dobby?", fragte er interessiert. Harrys Gesicht wurde schuldbewusst und er bekam diesen Ausdruck, der eindeutig zeigte, dass er sich gerade verplappert hatte. Remus sah ihn auffordernd an. "Harry?" 

"Er versucht schon das ganze Jahr, mich zu beschützen", erzählte Harry etwas kleinlaut. "Er wollte, dass ich nicht nach Hogwarts gehe und hat dann den Durchgang im Bahnhof versperrt und später einen Klatscher verzaubert, der mir nachgejagt ist." 

Remus tauschte einen ungläubigen Blick mit Mary und Sirius. 

"Harry, warum hast du davon nie was gesagt?", fragte Mary entsetzt. Der Junge zuckte mit den Schultern. 

"Er hat gesagt, dass ich es niemandem sagen soll, weil er eigentlich gar nicht mit mir reden dürfte." 

Remus schloss kurz die Augen. 

"Ok, da reden wir bitte später noch einmal ausführlicher drüber", erklärte er. "Jetzt stand erst noch die Frage aus, wer nun alles mit nach London floht." Er sah in die Runde. 

"Also ich will das Haus auf jeden Fall sehen", erklärte Mary. Remus seufzte, denn das war wirklich nicht hilfreich. Gleichzeitig würde er selbst den Teufel tun und sich die vermutlich einzige Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen, Sirius' Kindheitsheim zu betreten. 

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