Kapitel 30 - Überprüfung

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"Also? Was steht an?", Fragte Liam, sobald er das Wohnzimmer betrat, in dem der Alpha saß.

"Reden. Setz dich."
Liam tat, wie ihm geheißen.
"Was macht Louis gern?"
"Arbeiten.", Meinte Liam sofort.
"Und sonst?"
"Keine Ahnung. Ich hatte von dir den Auftrag darauf zu achten, dass er nicht versucht allein abzuwandern. Das habe ich gemacht. Aber so oft, wie er unbedingt arbeiten wollte, muss er das wohl gern machen..."
"Was wissen wir über die Familie?"
"Naja, seine Eltern, zwei Schwestern und er eben. Sie kamen zu uns vor... Acht Jahren etwa, glaub ich. Oder zehn? Ich weiß es nicht genau. Aber sie haben damals gleich gesagt, dass sie lieber unter sich bleiben wollten. Du hast das gebilligt."
Harry seufzte. Unter Wölfen waren diese Wanderungen ein Stück weit normal. Auch, die Anbindung an ein Rudel ohne sich voll zu integrieren, wie es die Tomlinsons gemacht hatten, war keine Seltenheit. Es lag am Alpha, ob er das akzeptierte oder sie eben weiter schickte. Harry hatte es akzeptiert. Familien wies er ohnehin ungern ab. Und mit einem kleinen Omega waren sie eben auch nicht sonderlich mobil gewesen.

"Woher kamen sie?"
"Sie haben damals gesagt, sie wären vorher allein gewesen."
"Die Mutter war eine Beta. Der Vater ein Gamma. Die beiden Töchter?"
"Beide Gammas. Sie waren älter als Louis. Sie hatten gehofft, dass der Sohn ein Beta wird."
"Tja, das war wohl nix."
"Nein. Sie haben sich damals uns angeschlossen, weil Louis eben ein Omega ist, glaube ich."
"Und jetzt sind sie weiter gezogen und haben ihn hier gelassen..."
"Ja, genau."

Harry kratzte sich am Kinn. Omegas waren auf Reisen schwierig. Sie rochen gut und lockten andere Wölfe somit an. Manche waren nett. Aber längst nicht alle. In vielen Rudeln blieben sie ausschließlich im Revier. Nicht, weil man sie zwang, sondern weil sie sich eben fürchteten vor der Welt da draußen. Tja, und Louis? Der blieb lieber dem Revier fern...

Familien wie die Tomlinsons zahlten bei Harry in die Rudelkasse ein. Dafür waren sie im Revier, hatten ein Haus und genossen eben die Vorteile, die ein Rudel hatte. Aber das war es dann auch. Soziale Interaktionen mit dem Rudel, hatte die Familie abgelehnt. Selbst bei Vollmond war sie unter sich geblieben. Daran war erstmal nichts Schlimmes. Sie waren ja untereinander. Manchen reichte das und sie wollten nicht Teil der Rudelgemeinschaft sein. Nur hatten sie eben ein einziges Familienmitglied zurück gelassen. Und das war nun im Rudel wenig anschlussfähig. Wie auch? Louis kannte das Rudelleben, wenn überhaupt, nur aus Kindertagen. Bei Louis' Verhalten war es außerdem ein Rätsel, wie seine Familie mit ihm umgegangen war.

Ob Harrys Vermutung gestern korrekt war, wollte er nun jedenfalls Mal überprüfen. Also rief er Louis zu sich. Der hatte sich schnellstmöglich in seinem Zimmer verkrochen. Aber kam nun brav ins Wohnzimmer.

"Du hast gerufen, Harry?", Fragte er. Harry besah ihn sich genau. Der Omega war angespannt und schien zu versuchen, alles um sich herum wahrzunehmen. Als würde er vermuten in eine Falle gelockt zu werden.

"Ich würde gern ein Gespräch mit dir führen. Setz dich.", Bat Harry und deutete auf den Platz neben sich.

Fast schon menchanisch gehorchte Louis. Dabei warf er aber auch immer wieder Liam Blicke zu. Dürfte er jetzt mit zu Liam? Hui, das hätte ja dann sogar besser geklappt, als er sich das vorher vorgestellt hatte. Louis war innerlich fast schon begeistert.

"Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich verlange, dass du deine wölfische Seite auch heraus lässt, stimmts?"
"Ja, Harry."
"Du hast gesagt, dass du gern arbeiten gehst?"
"Ja. Das ist mein Hobby."
"Ich bin geneigt, dich dorthin zu lassen, wenn du dich im Gegenzug auf meine Regeln einlässt."
"Okay, Harry.", Sprach Louis sofort. Er hatte ja schließlich eh keine Wahl. Der Alpha könnte es ihm auch einfach befehlen. Und wenn der ihn, nur für die Bestätigung einer Sache, die Louis' Bestätigung im Grunde nicht bräuchte, arbeiten gehen lassen würde, würde er das natürlich bestätigen.

"Gut. Dann möchte ich jetzt mit deiner wölfischen Seite sprechen."
Louis konnte sich im letzten Augenblick noch davon abhalten die Augen zu verdrehen.

"Ich dachte, der ist nur in Wolfsform relevant?", Fragte er dann doch.
"Er ist du. Und für ein Gespräch ist die Menschenform angebrachter."
"Aber er erzählt eigentlich nur Mist... Und er ist nicht schlau..."
"Ich möchte ihn bitte jetzt sprechen.", Sprach Harry nachdrücklich.

Louis seufzte. Na super.

Liam und Harry merkten den Switch genau. Von einem Moment auf den anderen veränderte sich die Körperhaltung. Eben noch hatte Louis stocksteif und ganz ruhig gesessen. Jetzt aber zappelte er mit den Händen und und den Füßen und den Knien. Er saß nun etwas vorgebeugt. Sein Mimik wirkte kindlicher. Sorgenfreier.

"Hi. Was machen wir?", Fragte er begeistert.
"Ich möchte mir dir reden."
"Mäh... Man kann so viele Sachen machen. Fick-"
"Nein.", Bestimmte Harry sofort. Er war nunmal auch kein Stein. Lieber erst gar nicht in Versuchung kommen.

Louis fiepte. Er sah nun traurig aus und wechselte in einem irren Tempo zwischen sich selbst umarmen und die Hände in den Schoß legen.

"Komm her." Sprach Harry, weil er zum einen nicht wollte, dass sich der Kleine abgelehnt fühlte und ihn, zum anderen, dieses Gezappel wahnsinnig machte.

Schnell hatte er also Louis auf dem Schoß und musste nun eben dessen eindeutig absichtliches Herumgerutsche ertragen.

"Was machst du gern?", Fragte er dann.
"Was ich jetzt gerade-"
"Nein. Deine Hobbys. Hast du sowas?", Fragte Harry schnell.
"Oh, ja! Sowas hab ich. Ich baue gern Sachen. Und ich erfinde Geschichten. Und ich würde gern kochen und backen, aber dabei verschwendet man Zutaten. Aber wenn ich es machen könnte, würde es mir bestimmt Spaß machen. Oh, und ich Male gern. Und ich gucke gern in die Wolken. Und ich gehe gern spazieren und Fahrrad fahren und schwimmen mache ich auch gerne. Und lesen tue ich bestimmt auch gern. Und ich spiele bestimmt auch gern Spiele.", Erklärte Louis begeistert und wackelte noch immer herum

Harry seufzte. Genau das hatte er befürchtet.

"Wie sieht's aus mit arbeiten?", Fragte er dann noch.
"Wer macht das schon gern?", Fragte Louis und hing dann dran: "Oder hast du mich lieber, wenn ich das auch gern mache? Dann würde ich es versuchen. Wirklich."

Steigt man durch, wie Louis zwischen seinen beiden hin und her springt? Oder wird es zu unübersichtlich?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Alphas OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt