24 - [Von Zweifeln Geplagt]

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Harlows Kleidung war von roten Flecken durchdränkt, als sie wieder nach Hause kam. Ich konnte ihr kein Blick würdigen. Das Blut hätte mich nicht aus der Fassung bringen sollen, aber aus irgendeinem Grund tat es das.

Ihre Arme schlangen sich um meine Schultern, als sie mich von hinten umarmte. Wenn das Blut noch frisch gewesen wäre, dann hätte es sicherlich abgefärbt, aber da ihre Kleidung ja die Lehne der weinroten Couch berührt und nicht mich, schien uns das beiden relativ egal zu sein.

"Geht es dir gut, Estelle?" Wisperte sie besorgt in mein Ohr und schickte einen Schauer meinen Rücken herunter.

Ich hätte ihr die Wahrheit sagen sollen, jetzt war der richtige Moment, aber Killians Drohung hallte immer noch in meinen Gedanken wieder.

Harlow war gefährlich und so sehr ich mich auch gegen die Gedanken sie zu unterschätzen, wehreren wollte, fürchtete ich, dass Killian der stärkere war.

Sie rutschte in diesen Beruf durch einen tragischen Unfall, aber Killian, wie wurde er zum Auftragskiller?

"Harlow?" Meine Stimme war heiser vom weinen und ihr Griff um meine Schultern wurde fester. "Du hast Killian bei einem Auftrag kennengelernt, richtig?" Misstrauisch summte sie auf. "Wie ist er zu diesem Beruf gekommen?"

Er meinte mal zu mir, dass wir alle einen Verlust erlitten. Ich verlor meine gesamte Familie, Harlow ihre Mutter und Killian, wen verlor er?

"Warum willst du das wissen?" Ich musste sie anlügen, dabei wollte ich das doch nicht. "Seitdem Streit geht er mir einfach nicht mehr aus dem Kopf."

Sie seufzte, als hätte sie sich nach stundenlang diskutieren geschlagen gegeben. "Er redete nie viel darüber, aber als er von der Schule kam, fand er seine Eltern mitsamt seinen Hunden tot in der Wohnstube vor. Er hatte gehofft, denjenigen unter die Erde zu bringen, der das seine Familie angetan hat."

Warum fühlte sich das wie ein schlechter Witz an. Jeder von uns verlor seine gesamte Familie? Killian kannte den Mörder nicht einmal, was mich nur glauben ließ, dass er selbst der Täter war.

Ich hätte den Tatort gerne gesehen. Hatten die Hunde irgendwelche Verletzungen, die man von einem Kampf bekam? Wurde gewaltsam in sein Zuhause eingebrochen? Fand man fremde DNA dort vor?

Ich musste das einfach wissen, damit ich mir sicher sein konnte, dass er der Mörder seiner Familie war.

"Du verhältst dich merkwürdig." Riss Harlows Stimme mich aus meinen Gedanken. Ich seuftzte, aber bevor ich etwas sagen konnte, kam auch schon ein Geräusch aus der Richtung der Tür.

Ich stellte mich sofort auf, Harlow sprang über die Lehne der Couch und stellte sich schützend vor mich, aber entspannte sich ihre Haltung etwas, als sie die schwarzen Locken von Killian sah.

Wenn man vom Teufel sprach; so konnte man am besten die Situation beschreiben.

"Habt ihr euch wieder vertragen?" Flüsterte ich Harlow zu, obwohl ich die Antwort schon kannte. Sie schwieg aber, trotzdem sahen ihre Augen ihn weiterhin böse an.

Schnaubend lief sie ihn entgegen, sie tuschelten und ließen mich mit einer unglaublichen Unsicherheit zurück - bis Harlow mich sogar wortwörtlich zurückließ. Ihre Beine trugen sie die Treppe herauf und verschwand hinter einer der Türen, aber nicht bevor sie ihm noch mal einen warnenden Blick zuwarf.

Killian kam auf mich zu, aber stolperte ich nur in einen der Sessel zurück. "Über was habt ihr gerade geredet?" Er zuckte mit den Schultern, aber ließ mein zittern ihn Grinsen. "Würde ich auch nur auf einen dummen Gedanken kommen, würde mir Harlow eine Kugel durch den Kopf jagen."

Meine Finger krallten sich in das Polster, während er sich ganz gemütlich auf die Couch setzte und mich mit gehobener Augenbraue ansah. "Also, hast du ihr irgendetwas verraten?"

Er sagte es in einer normalen Lautstärke, als wäre es ihm vollkommen egal gewesen, ob sie uns hören konnte. Und sein Grinsen erst, er machte sich über meine Angst lustig.

"Du hast ihr nichts gesagt." Das war eine Feststellung, mit der er auch noch goldrichtig lag. Ich hatte es versucht, aber ich traute mich einfach nicht.

Ich hätte ihn fragen können, ob er was mit dem Tod seiner Eltern zu tun hatte, aber schien er nur auf so eine Frage zu warten. Die Befriedigung wollte ich ihm nicht geben.

"Was machst du hier?" Genervt rollte er mit den Augen, aber trug er immer noch dieses selbstsichere Grinsen auf den Lippen, von dem mir schlecht wurde. "Spielt das denn eine Rolle?"

Er wollte mich provozieren, Antworten aus mir herauslocken. Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, wie originell.

"Das war nicht meine Frage." Das Grinsen fiel ihm von den Lippen. "Ich wollte nur sicher gehen, dass du nichts gesagt hast." Sagte er mit erhobenen Hände, als hätte Harlow ihn eine Waffe an den Hinterkopf gehalten.

"Du bist hier aber nicht erwünscht, Killian." Meine Stimme brach leicht, aber zu meiner Überraschung ignorierte es dieses Zeichen von Schwäche. Er hätte sich darüber lustig machen oder es zum Angriff nutzen können, aber er sah mich nur überrascht an.

"Und seit wann hast du das zu entscheiden? Schließlich ist das hier Harlows Apartment und nicht deins." Das ich quasi hier schon eingezogen war, ließ ich außen vor. Das wir beide auch noch eine Art von Beziehung führten, behielt ich auch lieber für mich.

"Okay," Gab ich doch leicht wütend von mir. "Sie ist aber trotzdem noch sauer auf dich und will dich auch eigentlich gar nicht sehen." Killian grinste mich an, als hätte ich ihn eine Lüge aufgestischt. Als wäre die Vorstellung tatsächlich so lächerlich, nur weil er der einzige in ihrem Leben war, bevor ich kam.

"Wie süß," Zischte er kopfschüttelnd. "Du glaubst wirklich sie zu kennen. Was auch immer du denkst, dass zwischen euch läuft, ist nur Zeitvertreib für Harlow. Du bedeutest ihr nichts."

Seine Worte schnitten wie eine Schere das Papier. Da war etwas zwischen uns, wir führten eine Beziehung! Auch wenn wie offiziell nie über unsere Art von Beziehung sprachen. Lief gelegentlich nur im Bett etwas zwischen uns, oder war es etwas festes?

Killian wollte mich verunsichern und das hatte er auch geschafft. Mein Blick konnte seinen nicht ertragen, meine Finger spielten nervös mit dem Stoff meines weißen Shirts.

Ich konnte sein Lachen hören, bevor er sich zu mir drehte. "Wir sehen uns."

Till Death Do Us Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt